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Tunnel der Superlative: Durchschlag im Gotthard steht bevor

In der Schweiz wird heute Freitag mit Spannung der Durchschlag des Gotthard-Basistunnels erwartet, des mit 57 Kilometern längsten Tunnels der Welt. Durch ihn sollen einmal Hochgeschwindigkeitszüge fahren und helfen, den Gütertransport von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Der Durchstich sollte am frühen Nachmittag (14 Uhr) live im Schweizer Fernsehen übertragen werden.
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XXL-Bilder: Gotthardtunnel
Durchstich im längsten Tunnel der Welt
Grafik Gotthardtunnel
Bilder des Gotthardtunnels

Nach 17-jähriger Bauzeit ist es nun soweit: Mit dem Durchschlag am Gotthard-Basistunnel werden sich Tunnelbauer aus Faido und Sedrun am Nachmittag die Hand reichen können. Auf den letzten Metern mussten die Mineure das Arbeitstempo der Tunnelbohrmaschine aus Sicherheitsgründen stark drosseln. Heute müssen noch 1,5 Meter weggefräst werden, ehe der Durchschlag vollbracht ist.

Der rund 7 Milliarden Euro teure Tunnel unter dem Gotthard-Massiv Richtung Italien ist Teil eines großangelegten Verkehrsprojekts. Dahinter steht die Sorge, dass Schwerlaster auf Dauer die Schönheit der alpinen Bergwelt zerstören. Die Schweizer Wähler, die das Vorhaben mit rund 920 Euro pro Kopf bezahlen, billigten den Bau vor fast zwei Jahrzehnten in mehreren Volksabstimmungen.

Der Hauptdurchschlag im längsten Eisenbahntunnel der Welt sei ein “Freudentag” für die Schweiz und für Europa, sagte Peter Füglistaler, Direktor des Bundesamtes für Verkehr (BAV) gemäß Redetext. Der Gotthard sei “einmal mehr bezwungen” worden. Er erinnerte daran, dass die Freude durch die Todesfälle von acht Mineuren getrübt werde, die bei den Bauarbeiten ums Leben gekommen waren.

Der heutige Erfolg gehöre aber den Mineuren, Betonbauern, Elektrikern, Mechanikern, Maschinisten und Lokfahrern, sagte Luzi Gruber, Leiter Konzernbereich Industrial Construction bei Implenia. Insgesamt hätten über 2.000 Mitarbeiter aus zahlreichen Ländern, darunter auch Österreich, beinahe seit zehn Jahren rund um die Uhr am “gigantischen Jahrhundertprojekt” gearbeitet.

“Die Schweiz hat sich im wahrsten Sinne des Wortes durch einen Berg gebissen”, würdigte EU-Botschafter Michael Reiterer, der so wie rund 200 geladene Gäste an der Feier im Tunnel teilnimmt.

Die europäischen Verkehrsminister verfolgen den Durchschlag am Freitag während eines Treffens in Luxemburg live. Für sie ist das Projekt der erste von mehreren wichtigen Bahntunneln, die die verstopften Bergstraßen entlasten werden. Ein zweiter würde Lyon in Frankreich mit Turin in Italien verbinden, ein dritter würde zwischen Österreich und Italien durch den Brenner gehen. Die Vorhaben sind allerdings noch weit von der Fertigstellung entfernt und könnten immer noch von Sparmaßnahmen blockiert werden. Schließlich haben die europäischen Regierungen genug zu tun, die Löcher in ihren Haushalten zu stopfen, ohne neue durch die Berge zu bohren.

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