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Türkisch für Anfänger

Integration? Kein Thema. Warum auch, hier wird sie gelebt - und damit hat sich die ARD-Vorabendserie "Türkisch für Anfänger" vor fünf Jahren sowohl in die Herzen der Zuseher als auch in jene des gestrengen deutschen Feuilletons gespielt. Dass die Quoten nicht überragend waren, war nicht so wichtig, mit Unterschriftenaktionen von Fans wurde vorerst die Absetzung verhindert. Doch nach drei Staffeln war Schluss mit der Familie Schneider/Öztürk auf dem kleinen Bildschirm. Am Freitag kommen Lena, Cem, Doris und Metin zurück - und zwar auf der großen Leinwand. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Der Film beginnt wieder ganz am Anfang, so als hätte es die Serie nie gegeben. Mit allen Vorurteilen, die so dazugehören und mit denen nach und nach nicht unbedingt subtil, aber dafür herzhaft gebrochen wird. “Oh Gott, ist die etwa verschleiert?”, ruft Lena an der roten Ampel beim Blick ins Auto daneben. “Fahr schnell weiter, bevor sie den Zünder drückt!” Die junge Frau im Schleier ist Yagmur, die Schwester des jungen Möchtegern-Rappers Cem, der ein Sarrazin-Bild auf seiner Dartscheibe hängen hat und im Flugzeug dummerweise neben Lena zu sitzen kommt.

Während er sie noch, ganz im Stile des Vorzeigemachos, als Schlampe beschimpft, fährt sie ihn schon an: “Nenn mich noch einmal Schlampe, und du bekommst von mir einen Abschiebe-Stempel direkt zwischen die Beine.” So beginnen wohl große Liebesgeschichten. Wenig später gerät das Flugzeug in Turbulenzen und muss notwassern, und Cem, Lena, Yagmur und der stotternde Grieche Costa landen auf einer Insel, während ihre zuerst verzweifelten, dann aber nicht ganz unglücklichen Eltern Metin und Doris sich im thailändischen Ressort langsam näher kommen.

Die Kulisse könnte “Türkisch für Anfänger” ein bisschen massentauglicher machen, als es die Serie schlussendlich gewesen ist: exotische Strandkulisse, viel nackte Haut, Urlaubs- und Abenteuerfeeling. Und bei der Story hat Autor und Regisseur Bora Dagtekin auch keine großen Experimente gewagt, sondern im Wesentlichen auf das Zusammenraufen zweier ungleicher Paare gesetzt, die mehr das Männer- und Frauenbild als die Herkunft und Religion voneinander trennen. Die Gag-Dichte ist dabei sehr hoch, und einige davon funktionieren auch richtig gut.

Dass die Kulturklischeekomödie jedoch gänzlich gelungen ist, wäre wohl zu viel behauptet. Der Film arbeitet sich selbstironisch und selbstbewusst an Vorbehalten ab, tritt aber auch wieder neue Klischees breit. Profitieren kann er von den Hauptdarstellern Josefine Preuß und Elyas M’Barek, die sich einmal mehr wunderbar angiften. M’Barek ist übrigens in Ried im Innkreis aufgewachsen, mit seinen tunesischen Wurzeln wird er oft auf den Türken festgelegt. Ihm ist das egal, wie er im Interview sagt, “mir geht es um die Geschichte”. Das ist wohl der beste Ansatz.

(APA)
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