"Türkei könnte sich in ein zweites Afghanistan verwandeln"

Dani Rodrik, seines Zeichens angesehener Harvard-Experte, malt ein düsteres Zukunftsbild von der Türkei. Bestenfalls, so Rodrik laut “Welt am Sonntag”, werde sich das Land wie Malaysia entwickeln – ökonomisch prosperierend, aber kulturell sehr konservativ. Es würde sich um keine Demokratie nach westlichen Standards mehr handeln, und Minderheiten sowie politische Abweichler hätten einen schweren Stand. Dies sei allerdings eine Wunschvorstellung unter den realistischen Optionen.
Zweites Afghanistan droht
Im schlimmsten Falle drohe die Türkei, ein zweites Afghanistan zu werden – es drohe ein Bürgerkrieg zwischen Sunniten, Kurden und Aleviten, so Rodrik. Terror könnte zum Alltag werden – die Türkei würde sich schlicht in ein zweites Afghanistan verwandeln.
Rodrik: EU mitschuld
Ein EU-Beitritt, so Rodrik in “Welt am Sonntag” weiter, wäre unter den gegebenen Umständen gänzlich auszuschließen. Die Union sei jedenfalls mitverantwortlich an der Lage in der Türkei, man habe Ankara schlicht nicht die Grenzen aufgezeigt. Kein EU-Beitrittskandidat dürfe die Rechtsstaatlichkeit so verletzen, wie die Türkei es seit 2007 getan habe, so Rodrik. “Die Art und Weise, wie die EU dann gegenüber der Türkei in der Flüchtlingskrise eingeknickt ist, war auch nicht gerade rühmlich.”