AA

"Tschickpause" in der U-Bahn

Mann machte es sich in der U-Bahn mit Stelze und Zigarette gemütlich - als ihn ein Polizist außer Dienst aufforderte, die Zigarette auszudämpfen, bedrohte er ihn mit dem Messer - sechs Monate Haft.

Weil er in der U3 der Aufforderung eines Fahrgastes nicht nachkam, endlich das Rauchen einzustellen, und diesen stattdessen wüst beschimpfte und unter Zurschaustellung eines Messer mit dem „Abstechen“ bedrohte, wurde ein 33-jähriger Wiener heute, Freitag, im Straflandesgericht rechtskräftig zu sechs Monaten unbedingter Haft verurteilt. Sein Gegenüber entpuppte sich nämlich als Polizist, der eigentlich Feierabend hatte, aber sich in den Dienst stellte, als die Auseinandersetzung zu eskalieren drohte.

Mehrmals vorbestraft

Dass der Raucher nicht klein bei gab, sondern dem Beamten auch noch ins Gesicht schlug, kam gar nicht gut: Versuchter Widerstand gegen die Staatsgewalt und schwere Körperverletzung, kleidete Staatsanwältin Beatrix Winkler den Zwischenfall ins passende juristische Mäntelchen. Bei neun Vorstrafen – darunter zweieinhalb Jahre für einen Raub – war bei der Strafbemessung kein Platz mehr für eine bedingte Strafnachsicht.

Dabei hatte die U-Bahnfahrt nach Hütteldorf für den 33-Jährigen recht gemütlich begonnen: Während er mit der einen Hand im Buch „The Hannibal Lecter Story“ blätterte, verzehrte er mit der anderen genüsslich eine Stelze. Danach zündete er sich zum Drüberstreuen seelenruhig eine Zigarette an. Plötzlich drang eine fremde Stimme an sein Ohr: „Hallo! Hier ist Rauchverbot! Ausdämpfen!“

Der Nikotinsüchtige konnte es nicht fassen und entlud zunächst eine nicht druckreife Schimpfkanonade. Danach richtete er das Messer, mit dem er noch eben an seiner Stelze herumgeschnipselt hatte, gegen den Störefried. Dass dieser anhand eines gezückten Dienstausweis eindeutig als Polizist erkennbar war, bekamen außer dem 33-Jährigen alle anderen Fahrgäste in der überfüllten Garnitur mit.

Polizist überwältigte den Raucher nach Rauferei

Zwischen den beiden Männer entwickelte sich regelrecht ein Raufhandel. „Es hat sicher eine Viertelstunde gedauert, bis er die Waffe hat fallen lassen“, sagte der Polizist im Zeugenstand. Letztlich war aber klar, wer die Oberhand behielt: Der Raucher – Marke ewiger Student mit notorischen Gewichtsproblemen – war dem Beamten nicht gewachsen, der fast als Brad Pitt-Double in „Fight Club“ durchgehen würde.

Sein Leatherman sein eh kein richtiges Messer, eher „a Zangenwerkzeug“, bemerkte der Unterlegene vor Richter Wolfgang Fahrner. Diesem dürften vor sich hinpaffende Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht fremd und ein Gräuel sein: „Ich bin ein alter U-Bahn- und Straßenbahnbenützer! Ich hab’ das selber schon erlebt!“ Wohl auch deshalb bedankte er sich bei dem Polizisten für das rasche Einschreiten.

Und dem Beschuldigten gab der Richter einen guten Rat mit auf den Weg in die Zelle: „Was lernen wir daraus? Stelzen essen daheim, Rauchen net vor anderen!“

Redaktion: Elisabeth Skoda

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • "Tschickpause" in der U-Bahn
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen