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Tschernobyl-Studie fordert mehr Anstrengungen

30 Jahre nach der Atomkatastrophe im Kernkraftwerk Tschernobyl hat Greenpeace ein düsteres Bild von der Lage am Unfallort in der Ukraine gezeichnet. Weder die Führung in Kiew noch die internationale Gemeinschaft hätten einen nachhaltigen Plan für die am meisten betroffene Zone, heißt es in einer Studie über den Super-Gau vom 26. April 1986.


Die Umweltorganisation will das Papier an diesem Donnerstag offiziell vorstellen. In der Studie warnt die Organisation auch mit Nachdruck davor, die Ukraine nach Fertigstellung der im Bau befindlichen neuen Schutzhülle mit den Problemen allein zu lassen.

“Die gewaltigen Mengen Atommüll aus dem Reaktor zu bergen, wird eine zweistellige Milliardensumme kosten”, sagte Tobias Münchmeyer von Greenpeace. Die deutsche Regierung und ihre G7-Partner müssten die geschwächte Ukraine unterstützen. “Diese Sisyphos-Arbeit muss geleistet werden – obwohl nicht absehbar ist, ob sie je gelingt.”

Die frühere Sowjetrepublik Ukraine wird derzeit von einem Krieg gegen prorussische Separatisten ausgezehrt. Nicht nur deswegen drücken massive Geldprobleme Europas zweitgrößten Flächenstaat. Zwar räumt die Regierung in Kiew erhebliche Finanzierungssorgen in Tschernobyl ein. Sie hält die Schwierigkeiten in der Zone aber mittelfristig für überwindbar – und hat ehrgeizige Pläne, etwa ein Naturschutzgebiet sowie ein Zwischenlager für Atommüll zu schaffen. Kritiker in Kiew sehen die Absichten skeptisch, unter anderem, weil der Posten des Umweltministers wegen einer Regierungskrise seit Monaten vakant ist.

Greenpeace hält die Projekte zur Behandlung und Lagerung der radioaktiven Abfälle am Standort Tschernobyl für problematisch. “Zeitpläne und Finanzrahmen werden weit überschritten”, heißt es in der Studie. Auch die Überlegungen der prowestlichen Regierung in Kiew, ein Biosphärenreservat in der Sperrzone einzurichten, findet die Organisation wenig überzeugend. Insgesamt sei festzustellen, dass es eine große Diskrepanz gebe zwischen den Forschungsergebnissen der Strahlenbelastung und dem Umgang mit der belasteten Region, heißt es.

In Tschernobyl, etwa 110 Kilometer von Kiew entfernt, wird derzeit für mehr als zwei Milliarden Euro eine neue Schützhülle für den havarierten Reaktor gebaut. Rund 40 Länder tragen zu dem Projekt bei. Als der Druckröhrenreaktor am 26. April 1986 wegen einer Technikpanne explodierte, wirbelte die Detonation radioaktive Teilchen in die Luft. Eine Strahlenwolke breitete sich über weite Teile Europas aus. Die radioaktive Strahlung in Tschernobyl war Experten zufolge etwa 500 Mal stärker als nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima 1945.

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