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Tschechische Lehrer streiken für höhere Löhne

Die Lehrer der tschechischen staatlichen Schulen sind am heutigen Montag in einen eintägigen Streik für höhere Löhne getreten.

Dem bisher größten Protest der Pädagogen in der Geschichte des Landes, für den die Gewerkschaften den ersten Tag des neuen Schuljahres ausgewählt haben, hat sich etwa die Hälfte der Grundschulen und Mittelschulen und auch ein kleinerer Teil der Kindergärten angeschlossen. Nach Angaben der Gewerkschaften streiken etwa 70.000 Lehrer in 3.000 von insgesamt 5.700 Schuleinrichtungen.

Bei den Streiks geht es um die 13. und 14. Monatsgehälter. Bisher wurden diese in 50-prozentiger Höhe ausgezahlt, ab nächstem Jahr sollen die Pädagogen nurmehr 20 Prozent davon erhalten. Die Lehrer behaupten darüber hinaus, ihre Arbeit werde im Vergleich zu anderen Berufen wie der Richter, Ärzte oder Polizisten seit langem finanziell unterschätzt, was dazu führe, dass an vielen Schulen Pensionisten oder unqualifizierte Leute arbeiteten. Etwa eine Hälfte der jungen Absolventen der Pädagogischen Fakultäten träten in das Schulwesen aus finanziellen Gründen gar nicht ein. Der durchschnittliche Monatslohn der tschechischen Lehrer liegt bei etwa 15.000 Kronen (461 Euro).

Die sozialdemokratische Unterrichtsministerin Petra Buzkova wies demgegenüber darauf hin, dass ab dem Jahr 2004 eine neue Tarif-Tabelle für die Lehrer in Kraft treten werde, was für die meisten Lehrer eine Erhöhung der Gehälter bedeuten werde. Sie habe für die Gehälter in ihren Ressort „das Maximum“ getan, sagte Buzkova.

Die Gewerkschaften bezeichneten dies jedoch als unzureichend und behaupten darüber hinaus, diese neuen Tarife würden zum Nachteil des 13. und 14. Gehaltes gehen. Der Chef der Schul-Gewerkschaften, Frantisek Dobsik, stellte unterdessen einen härteren Streik in Aussicht, falls die Regierung den Forderungen der Lehrer nicht stattgebe. Dieser solle im Oktober stattfinden und mehrere Tage dauern.

Mit den Lehrern streiken am heutigen Montag in Tschechien auch die Mitarbeiter der Finanzämter, der Sozialbehörden und der öffentlichen Bibliotheken. Diese haben jedoch ihren Protest auf eine Stunde beschränkt – von 8.00 bis 9.00 Uhr.

Die Koalitionsregierung des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Vladimir Spidla ist damit ausgerechnet in einer Zeit unter Druck geraten, in der sie eine Reform der hoch verschuldeten öffentlichen Finanzen durchsetzen will. Im September wird das Abgeordnetenhaus in entscheidenden Lesungen über das bisher umfangreichste Sparpaket in der Geschichte Tschechiens entscheiden. Spidlas Kabinett kann sich dabei in dem 200-köpfigen Unterhaus nur auf 100 Stimmen stützen, nachdem ein sozialdemokratischer Regierungsabgeordneter aus dem CSSD-Klub (zunächst aber nicht aus der Partei) ausgetreten war.

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