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Truppenabzug aus Ramallah

Israelische Truppen haben nach palästinensischen Angaben mit dem Rückzug aus Ramallah begonnen. Die israelische Armee bestätigte den Abzug zunächst nicht.

Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, zogen israelische Panzer nach zweitägiger Besetzung aus Ramallah und dem nahe gelegenen Flüchtlingslager Amari ab. Die israelische Armee wollte einen Abzug zunächst nicht bestätigen. Militärkreise sprachen indes von Truppenbewegungen.

Bei der Offensive wurden in Ramallah ein italienischer Journalist, ein palästinensischer Offizier und ein israelischer Soldat getötet. Am Donnerstag rückten die israelischen Truppen nach Armeeangaben tiefer nach Bethlehem vor und richteten sich in neuen Stellungen ein.

US-Präsident George W. Bush kritisierte die israelische Offensive in den palästinensischen Autonomiegebieten unterdessen in ungewohnt direkter Form. „Offen gesagt ist es nicht hilfreich, was die Israelis in letzter Zeit getan haben“, sagte Bush bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus. Er forderte Israelis und Palästinenser auf, „hart zu arbeiten, um die Voraussetzungen für eine mögliche Beilegung des Konflikts zu schaffen“. Die Vermittlung der USA habe das Ziel, Menschenleben zu retten, sagte Bush, dessen Gesandter Anthony Zinni in Israel erwartet wird. US-Vizepräsident Dick Cheney ist bereits auf Nahostreise.

Nach Angaben des Beraters von Jassir Arafat, Nabil Abu Rdeneh, telefonierte US-Aussenminister Colin Powell am Mittwochabend mit dem palästinensischen Präsidenten. In dem 35-minütigen Gespräch sei es um die Mission Zinnis und die Besetzung Ramallahs gegangen.

Am Mittwochabend drangen zwei Palästinenser in eine jüdische Siedlung im Westjordanland ein und verletzten einen Israeli schwer. Der Zwischenfall ereignete sich in Nahliel, nordwestlich von Ramallah, wie Vertreter der Siedler und der Streitkräfte mitteilten. Die Angreifer hätten ihr Opfer niedergestochen. Im Gazastreifen eröffnete ein Palästinenser das Feuer auf ein israelisches Fahrzeug. Soldaten hätten zurückgeschossen und den Mann getötet, teilte die Armee mit. Der Palästinenser habe Granaten bei sich gehabt, was darauf hindeute, dass er einen Selbstmordanschlag geplant habe.

Der Weltsicherheitsrat in New York hatte sich am Dienstag erstmals für die Schaffung eines Staates Palästinas stark gemacht. Die von den USA überraschend eingebrachte Resolution fordert einen sofortigen Waffenstillstand und den Stopp aller Terroranschläge. Die Erklärung wurde bei Enthaltung Syriens von allen 14 übrigen Ratsmitgliedern unterstützt. Die Palästinenser begrüssten am Mittwoch die Resolution, Israel reagierte zurückhaltend.

UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte den israelischen Regierungschef Ariel Scharon nach eigenen Angaben auf, Berichten nachzugehen, wonach Sanitäter und Krankenwagen bei der Bergung Verletzter in Westjordanland und Gazastreifen von israelischen Soldaten unter Beschuss genommen worden seien. Annan forderte Israel und die Palästinenser am Mittwoch auf, die Forderung des Sicherheitsrats nach einer sofortigen Waffenruhe zu befolgen. „Politische Führer sind für das Wohlergehen ihres Volkes verantwortlich“, sagte Annan. Deshalb müssten beide Seiten die Gespräche so schnell wie möglich wieder aufnehmen.

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