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Trumps „Golden Dome“: Was hinter dem Mega-Schutzschild steckt

Donald Trump konkretisiert sein Raketenabwehrprojekt: Bis 2028 soll der „Golden Dome“ die USA – und erstmals auch den Weltraum – gegen Angriffe schützen. Wie soll das technisch funktionieren, wer zahlt – und wer profitiert?

Ein Weltraum-Schutzschild für die USA: Donald Trump will mit dem „Golden Dome“ das ambitionierteste Raketenabwehrsystem der Welt errichten. Doch wie realistisch ist das Projekt – und wer profitiert davon?

Warum spricht Trump gerade jetzt darüber?

Mit der Ankündigung knüpft Trump an ein zentrales Wahlkampfversprechen an. Die Initiative erinnert an Ronald Reagans „Star Wars“-Programm aus den 1980ern, geht jedoch technologisch und politisch einen anderen Weg. Trump will mit dem Projekt Stärke demonstrieren – außenpolitisch gegenüber Rivalen wie Russland und China, innenpolitisch als Beleg für seinen Führungsanspruch vor den Zwischenwahlen.

Was ist der „Golden Dome“?

Der „Golden Dome“ ist ein von Donald Trump angekündigtes Raketenabwehrsystem für die USA. Es soll Angriffe mit Marschflugkörpern, Hyperschallwaffen, Drohnen und Atomraketen aus aller Welt – inklusive aus dem Weltraum – abwehren. Das System kombiniert erstmals bodengestützte Abwehr mit Raumfahrttechnologie.

Trumps Ziel: Der Schutzschild soll noch vor dem Ende seiner Amtszeit einsatzbereit sein und „die Raketenbedrohung gegen das amerikanische Heimatland für immer beenden“.

Was macht das System technisch so besonders?

Der Golden Dome soll Raketen in allen vier Angriffsphasen abfangen – vom Start bis zum Wiedereintritt in die Atmosphäre. Geplant ist ein Netzwerk aus Hunderten Satelliten, sensorgestützten Frühwarnsystemen und möglicherweise auch weltraumgestützten Abfanglasern.

Es wäre das erste Mal, dass die USA defensive Waffensysteme im Weltraum stationieren – ein sicherheitspolitischer Paradigmenwechsel.

Abfangrakete im Orbit: Teil des geplanten US-Schutzschilds „Golden Dome“ zur Abwehr interkontinentaler Raketenangriffe. ©Lockheed Martin

Wer soll den Schutzschild bauen?

Laut Trump wird die Industrie in einem „Manhattan-Projekt-Tempo“ mobilisiert. Besonders Lockheed Martin gilt als zentraler Partner beim "Golden Dome". Das Unternehmen führt bereits das Kommando- und Kontrollnetzwerk (C2BMC) der Missile Defense Agency und hat Erfahrung mit globaler Raketenabwehr. Es plant, neue Technologien wie weltraumbasierte Interzeptoren in das System zu integrieren.

Daneben gelten SpaceX, Palantir und Anduril als Schlüsselakteure für Satelliten, Datenverarbeitung und autonome Systeme. Die enge Verbindung zwischen Trump und Elon Musk ruft jedoch Kritik von Demokrat:innen hervor, die eine transparente Vergabe der Milliardenverträge fordern.

Was kostet das Projekt?

Offiziell liegt die Schätzung bei 175 Milliarden US-Dollar über drei Jahre. Davon sind 25 Milliarden als Anschubfinanzierung im aktuellen Budgetvorschlag enthalten. Das Congressional Budget Office rechnet jedoch – je nach Ausbau – mit bis zu 831 Milliarden US-Dollar über 20 Jahre.

Einige Senatoren sprechen bereits von einem potenziellen „Billionenprojekt“ – mit ungewissem Nutzen.

Satellitenbasierte Früherkennung: Sensoren im All sollen Raketenstarts weltweit erfassen und Abfangmaßnahmen einleiten. ©Lockheed Martin

Ist der Golden Dome militärisch sinnvoll?

Fachleute bestätigen, dass begrenzte Abwehrsysteme – etwa gegen nordkoreanische Raketen – technisch sinnvoll und machbar sind. Ein umfassender Schutz gegen Russland oder China sei jedoch kaum umsetzbar, da die Offensivkapazitäten dieser Staaten zu vielfältig sind.

Zudem könnte das Projekt ein neues globales Wettrüsten anstoßen. Staaten wie Russland und China könnten ihre Offensivwaffen weiterentwickeln, um die Verteidigung zu unterlaufen.

Die USA sollen künftig durch ein mehrstufiges Abwehrsystem im All geschützt werden.
©Lockheed Martin

Was sagen Kritiker?

Im US-Kongress wächst der Widerstand. Ein demokratisch geführter Abgeordnetenblock fordert eine Untersuchung der Auftragsvergabe. In Senatsanhörungen wurden Zweifel laut, ob das System tatsächlich größere Angriffe abwehren könne. Auch parteiübergreifend gibt es Warnungen vor den finanziellen und diplomatischen Folgen.

Trump wies alle Kritik zurück: „Das ist so perfekt, wie ein System überhaupt sein kann.“

Welche Rolle spielt Kanada beim „Golden Dome“?

Donald Trump erklärte bei der offiziellen Vorstellung des Projekts, dass auch Kanada Interesse an einer Beteiligung signalisiert habe. Konkrete Details zu Art und Umfang der möglichen Kooperation wurden bislang nicht genannt. Klar ist jedoch: Sollte Kanada einsteigen, würde sich der Schutzschild geografisch auf den gesamten nordamerikanischen Kontinent ausweiten – und die militärische Zusammenarbeit beider Staaten in der Luft- und Raumverteidigung vertiefen. Für Trump wäre das ein diplomatischer Prestigeerfolg, für Kanada ein sicherheitspolitisches Commitment mit weitreichenden Folgen.

Häufige Fragen zum „Golden Dome“-Projekt

Was ist der „Golden Dome“?
Ein geplantes US-Raketenabwehrsystem, das Bedrohungen aus der Luft und dem Weltraum abwehren soll – inklusive Hyperschallwaffen und Atomraketen.

Was kostet das Projekt?
Trump nennt 175 Milliarden US-Dollar. Langfristige Schätzungen gehen bis zu 831 Milliarden Dollar – oder mehr.

Wer ist beteiligt?
Lockheed Martin, SpaceX, Palantir, Anduril und weitere Firmen. Insgesamt haben sich über 180 Unternehmen für den Bau interessiert.

Was macht das System besonders?
Erstmals sollen Abwehrsysteme im Weltraum stationiert werden. Sensoren und Laser sollen Raketen in allen Flugphasen erkennen und zerstören.

Welche Kritik gibt es?
Hohe Kosten, unklare Wirksamkeit, Vergaberisiken und die Gefahr eines neuen globalen Wettrüstens stehen im Raum.

Fazit: Jahrhundertprojekt mit offenem Ausgang

Der „Golden Dome“ ist eines der ambitioniertesten Verteidigungsprojekte der USA seit Jahrzehnten. Doch zwischen technischer Vision, geopolitischer Sprengkraft und Milliardenkosten bleibt offen, ob es Trump gelingen wird, seine Version eines „Iron Dome für Amerika“ wirklich zu verwirklichen.

(VOL.AT)

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