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Trotz Verbote: Wizz Air startet Flugbetrieb am 1. Mai

Die Billigfluglinie Wizz Air will am 1. Mai wieder abheben.
Die Billigfluglinie Wizz Air will am 1. Mai wieder abheben. ©WizzAir
Trotz Einreiseverbote in etlichen Ländern nimmt Wizz Air am 1. Mai den Flugbetrieb wieder auf. Angeflogen werden 20 Destinationen in ganz Europa, so der Plan.

Der ungarische Billigflieger Wizz Air will seine Flüge ab Wien bereits in einer Woche wieder aufnehmen. Das sagte Wizz-Manager Stephen Jones am Freitag in einer Videokonferenz mit Journalisten in Wien. Angeflogen werden sollen ungeachtet der Coronavirus-Pandemie und der Reisebeschränkungen rund 20 Destinationen in ganz Europa, darunter Mailand, Tel Aviv oder Valencia.

Einreise- und Landeverbote in vielen Ländern

Anfangs nur wenige Male pro Woche. "Wir glauben, wir können die Flüge durchführen", sagte Jones zu aufrechten Einreise- und Landeverboten in etlichen Ländern in Europa. Falls man nicht dürfe, werde man es bleiben lassen. Flugzeuge aus 11 Ländern dürfen demnach zur Zeit nicht in Österreich landen: konkret aus China, Korea, Iran, Italien, Schweiz, Frankreich, Spanien, Großbritannien, den Niederlanden, Russland und der Ukraine.

Wegen der geringen Nachfrage erwartet Jones noch niedrigere Ticketpreise. Wizz Air warnt davor, den Mittelsitz gesetzlich sperren zu lassen. "Das wäre ein Verlust von einem Drittel des Umsatzes", so Jones.

Zu Beginn würden wohl nur essenzielle Reisen unternommen, erwartet Jones. Mit der Zeit würden aber immer mehr Menschen wieder selbstbewusster beim Buchen von Flügen. "Sie werden den Lockdown satthaben", so der Manager. Man werde den Markt mit "scharfen Preisen" stimulieren, versprach er eine Fortsetzung des Preiskampfes in Wien.

Druck auf Laudamotion und Co.

Mit der Ankündigung, als erste Airline in Wien den Neustart zu wagen, macht Wizz Air Druck auf die Konkurrenten Laudamotion und Austrian Airlines. Diese habe ihre Flüge seit Mitte März ausgesetzt. Bei Laudamotion ist der Betrieb "bis auf Weiteres" eingestellt, bei der AUA sind vorerst alle Flüge bis Mitte Mai gestrichen.

"Wir haben unser Flugprogramm bis inklusive 17. Mai 2020 gestrichen und sehen aufgrund der weiterhin geltenden Reisebeschränkungen keine verbesserte Nachfrage. Leerflüge wollen wir aus ökonomischen und ökologischen Gründen vermeiden", sagte AUA-Sprecher Peter Thier am Freitag zur APA. Die AUA will Geld vom Staat, kolportiert sind bis zu 800 Mio. Euro.

Wizz Air: Keine Staatshilfen für Fluggesellschaften

Wizz Air warnt vor Staatshilfen für Fluggesellschaften. Das wäre ein Rettungsaktion für schlecht geführte Airlines, die nicht alleine überleben können, so Jones. "Wir haben keine Regierung, zu der wir gehen könnten." Einen großen Anteil an Wizz Air hält die US-Beteiligungsgesellschaft Indigo Partners. Es sei außerdem eine schlechte Idee, Steuergeld in angeschlagene Fluglinien zu stecken, sagte Jones.

Wizz Air erwartet wegen der Coronakrise Pleiten von Airlines in der ganzen Welt. Einigen Fluggesellschaften, zuletzt Air Mauritius, sei das Geld bereits ausgegangen. Wizz Air selbst denkt, längere Zeit durchhalten zu können. Je niedriger die Kosten, desto weniger Geld werde verbrannt. Wie lange eine Fluglinie überlebt, hänge von der Geldverbrennungsrate ab und wie viel Geld noch bei der Bank liegt. "Wir sind in guter Form", meinte Jones.

Keine Rückerstattung, sondern höhere Gutschrift

Kunden von Wizz Air erhalten statt einer Rückerstattung des Ticketpreises für abgesagte Flüge automatisiert eine Gutschrift von 120 Prozent. "Um es einfach zu machen", begründete Jones das Vorgehen. Für das Unternehmen hat das einen großen Vorteil, ihr wird kein Geld entzogen. Rund 200 Mio. Euro sind bei Wizz Air offen, wie es hieß. Verbraucherschützer warnen aber, dass Kundengelder bei einer Pleite nicht abgesichert sind.

Anstatt sich vor einer Insolvenz zu fürchten, richtet Wizz Air den Blick auf den angekündigten Neustart. Diesen hält Jones für möglich: "Auf Basis, was wir wissen, glauben wir, wir können die Flüge durchführen", sagte der Manager auf Journalistenfragen zu den aufrechten Einreise- und Landeverboten in etlichen Ländern in Europa. Falls man nicht dürfe, werde man es bleiben lassen. Man werde sich an alle behördlichen Auflagen halten, so Jones.

Flughafen Wien in Betrieb

Der Flughafen Wien erklärte, von seiner Seite aus sei die Aufnahme des Flugbetriebs grundsätzlich möglich. "Wir sind in Betrieb", sagte Pressesprecher Peter Kleemann. Grundlage für den Linienflugbetrieb sei die Einhaltung aller behördlichen Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen. "Zusätzlich setzt der Flughafen Wien folgende Maßnahmen, die einen sicheren und gesunden Abfertigungsbetrieb für Passagiere und Beschäftigte sicherstellen sollen: Check-in-, Boarding- und Informationsschalter werden mit Plexiglas-Schutz ausgestattet, im gesamten Terminalbereich wird seitens des Flughafens eine generelle Maskenpflicht eingeführt, an den Anstellflächen gibt es Abstandsmarkierungen und es werden Handdesinfektionsständer aufgestellt", erklärte Kleemann. Im Falle von Busabfertigungen werde die Zahl der Passagiere pro Bus limitiert, um auch im Bus Abstandhalten zu ermöglichen.

Wizz Air hat sein Flugprogramm für ganz Europa derzeit auf 5 Prozent reduziert. Flüge gibt es nur noch an fünf Standorten, auf drei Basen in Rumänien sowie in Sofia und Budapest. Flugzeugbestellungen hat Wizz Air nicht storniert, wo die Flieger stationiert werden, könnte sich aber durch die Krise ändern. Es soll aber keiner der rund 25 Stützpunkte geschlossen werden. In Wien hat Wizz Air sieben Flugzeuge, zwei weitere sind vorgesehen.

Neben Wien will Wizz Air am 1. Mai auch die Basen in London-Luton und Timisoara wieder aufmachen. Als Nächstes soll Polen folgen. In Österreich und Polen hat sich Wizz Air mit der Laudamotion-Mutter Ryanair vor der Krise einen scharfen Preiskampf geliefert. Wer nun als Erstes abhebt, hat einen, wenn auch teuren, Startvorteil.

(APA/red)

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