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Trotz Kostenersparnis: In Wien noch geringe Nachfrage nach PV-Anlagen

Bisher sind bei den Wiener Netzen nur 19 Anfragen zu Photovoltaik-Gemeinschaftsanlagen auf Hausdächern eingelangt. Zwölf davon stammen von Wohnbauträgern, drei von Energieversorgern und vier von Einzelpersonen. Dabei würde sich der Einsatz der Ökostrom-Anlage lohnen wie ein Beispiel aus Innsbruck zeigt: Auf einem Objekt mit 48 Wohnungen wurde eine PV-Anlage installiert - die Stromrechnung der Mieter ist um ein Fünftel niedriger.

“Der große Hype ist noch nicht eingetreten”, kommentierte Thomas Maderbacher von der Geschäftsführung der Wiener Netze bei einer Fachtagung des Energieregulators E-Control die geringe Zahl von 19 Anfragen, davon 17 aus Wien und zwei aus Niederösterreich: “Wir befinden uns in der ersten Anfangsphase.” Es brauche Rechtssicherheit. Für eine Vereinbarung mit den Nutzern seien auch mietrechtliche Fragen zu klären. “Salz in die Suppe” könnte ein Mieterwechsel bringen oder der Ausstieg eines Verbrauchers aus einem anderen Grund.

Voraussetzung für Photovoltaik-Anlagen auf Wiens Dächern

Eine technische Voraussetzung für gemeinsame PV-Anlagen auf Mehrgeschoßwohnbauten seien “Smart Meter”, die neuen modernen Stromzähler. Denn die energiepolitischen Ziele, die Digitalisierung, die Dezentralisierung und auch die heimische #mission2030 seien ohne Smart Meter nicht erreichbar. Das müssten die Konsumenten wissen: “Lieber Kunde, das ist dein kleiner Beitrag, dass wir die Energiewende gemeinsam schaffen.” Mitte November werden die Wiener Netze laut Maderbacher mit dem Massen-Rollout beginnen: “Das Smart Metering ist das große Projekt unserer nächsten Jahre.”

Über das Pilotprojekt einer PV-Gemeinschaftsanlage auf einem Innsbrucker Wohnhaus mit 48 Mietern berichtete Stefan Pirchmoser von den Innsbrucker Kommunalbetrieben (IKB), die dazu mit der Neuen Heimat Tirol kooperiert haben. Im Zuge einer Generalsanierung eines Wohnblocks im Jahr 2017 wurden am Dach drei PV-Anlagen mit je 12 kWp Leistung installiert, die laut Pirchmoser 38.000 kWh Strom jährlich erzeugen. “100 Prozent Ökostrom direkt vom Dach” beziehen zu können, noch dazu 19 Prozent unter dem Bruttorechnungspreis des üblichen “Stadt+Strom”-Tarifs für Private, auf 10 Jahre garantiert, sei für die Mieter bestechend gewesen, drei Viertel hätten sich dem Angebot angeschlossen. Gewählt wurde ein auf 20 Jahre kalkuliertes Contracting-Modell, dann geht die Anlage ins Eigentum der Neuen Heimat Tirol über. Die richtige Anlagen-Dimensionierung sei “Jahresstromverbrauch dividiert durch Vier”, das sei die optimale Größe. “Noch etwas tun” sollte man in Zukunft beim Systemnutzungsentgelt, “das beschäftigt uns noch”, so der IKB-Vertreter.

Kostenersparnis und Beitrag zur Energiewende sprechen für Ökostrom

Attraktiv sein kann im Zusammenhang mit PV-Anlagen auch ein gemeinschaftlicher Batteriespeicher, etwa in einem Ortsverbund, bzw. ein Heimspeichernetzwerk. Hauptgründe für den Erwerb von PV-Heimspeichersystem sind laut einer Umfrage in Deutschland, dass man einen Beitrag zur Energiewende leisten oder sich gegen steigende Strompreise absichern möchte, sagte Kurt Leonhartsberger von der FH Technikum Wien bei der Tagung am Montag. Vorteile von Speichernetzwerken gegenüber kleinen Speichern seien die höhere Effizienz, keine oder nur geringe Kosten und eine höhere Flexibilität. Zu beachten sei, dass sich die Teilnehmer bei der Abrechnung fair behandelt fühlen. Private Nutzer seien durchaus bereit, sich solchen Modellen anzuschließen, nötig seien einfache und nachvollziehbare Modelle. Bei den Speichern gebe es eine starke Kostendegression, die Frage der Wirtschaftlichkeit sei eine von nur noch wenigen Jahren.

Damit die Stromkunden wirklich als “Prosumer” der Zukunft aktiv werden, gelte es bei diesen noch Fragen zur Nutzung, Speicherung und Erzeugung sowie zum Thema Smart Home zu beantworten. Das ergab eine diesbezügliche Studie, die das Austrian Institute of Technology (AIT) mit der E-Control, unterstützt vom Klima- und Energiefonds, durchgeführt hat. Befragt wurden Mieter und Eigentümer von Wohnungen sowie Einfamilienhäusern. Hinterfragt würden etwa finanzielle Aspekte, zum Beispiel die Amortisierung, aber auch wie viel sich durch eine eigene PV-Stromerzeugung tatsächlich sparen lasse, sagte Andreas Sackl vom AIT. Andererseits hätten die Befragten den Wert von Strom gering geschätzt: Subjektiv werde Strom immer günstiger bzw. koste fast nichts. Daher, so der Experte, sollten wohl stärker Umwelt- und Klima-Argumente betont werden und nicht nur finanzielle Aspekte. Es sollten für PV-Anlagen in Mehrfamilienhäusern konkrete Nutzungsmöglichkeiten aufgezeigt und das Finden eines Konsens in Hausgemeinschaften unterstützt werden.

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(APA/Red)

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