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Türkei: Skandal um Frauenberatungen

Frauenverbände haben empört auf die Praxis des staatlichen Religionsamtes reagiert, in Frauen-Beratungsstellen den Opfern häuslicher Gewalt Gebete zur Lösung ihrer Probleme zu empfehlen.

Den Frauen sei auch geraten worden, gesegnetes Wasser zu trinken und das Wasser ihren gewalttätigen Ehemännern zu geben, berichtete der türkische Nachrichtensender NTV am Freitag. Mitunter sei auch eine gemeinsame Pilgerfahrt nach Mekka angeregt worden. Offenbar schalteten die Berater aber in keinem Fall von Gewalt die Polizei oder die Staatsanwaltschaft ein.

Der Sender veröffentlichte Aufzeichnungen von Telefongesprächen zwischen Hilfe suchenden Frauen und den Beratern des Religionsamtes. Das Amt hatte die Beratung als Pilotprojekt in sechs Provinzen mit dem Ziel gestartet, unter Gewalt leidenden Frauen eine Anlaufstelle zu bieten. In den Gesprächen wurde den Frauen unter anderem als Trost gesagt, auf Erden erlittene Leiden würden im Paradies entlohnt.

Die Frauenstiftung Mor-Cati sprach von einem „schrecklichen Vorfall“, der an mittelalterliche Zustände erinnere. Auch das Gouverneursamt von Istanbul erklärte mit Blick auf die Beratungspraxis des Religionsamtes, auf diese Art und Weise könne das Problem der Gewalt gegen Frauen nicht gelöst werden. Das Religionsamt kündigte nach der NTV-Enthüllung eine Untersuchung der Vorfälle an. Gewalt gegen Frauen ist eines der größten sozialen Probleme im EU-Bewerberland Türkei.

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