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Trinken Sie bleifrei?

Symbolfoto &copy Bilderbox
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150.000 Wiener wegen Blei im Trinkwasser laut Grünen akut gesundheitsgefährdet - erste Klage an Hausbesitzer von Mieterin, die bereits gesundheitliche Probleme hat - Kritik an Stadt Wien.

„Ausgezeichnetes Trinkwasser wird auf den letzten Metern vergiftet“, meinte der Umweltsprecher der Wiener Grünen, Rüdiger Maresch, zum Zustand der Wiener Wasserleitungen. Wie er in einer Pressekonferenz am Montag versicherte, haben im Rahmen einer Messkampagne der Grünen rund zehn Prozent aller Proben eine höhere Bleibelastung als erlaubt aufgewiesen. Eine Mieterin hat laut Maresch mittlerweile wegen gesundheitlicher Probleme Klage gegen den Hauseigentümer eingebracht.

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Besonders betroffen sind laut den Grünen die Gründerzeitbauten vor 1914. Bei fast 15 Prozent der gezogenen Proben wurde demnach der erlaubte Grenzwert von 25 Mikrogramm Blei pro Liter Wasser überschritten. Der gemessene Spitzenwert lag bei 550 Mikrogramm. Der niedrigere Grenzwert der WHO von zehn Mikrogramm wurde bei fast 37 Prozent der Proben überschritten. Rund 150.000 Wiener sind nach Mareschs Rechnung in ihrer Gesundheit gefährdet.

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Blei lagert sich im Körper ab

Blei aus den Rohren lagere sich unter anderem in den Haaren und in den Knochen ab, erklärte der Umweltsprecher. Bei jener Frau, die nun einen Prozess angestrengt hat, wurden 133 Mikrogramm Blei im Wasser gefunden. „Ich lebe nur von Mineralwasser, mit Leitungswasser darf ich mich nicht einmal waschen“, beschrieb sie ihre Probleme. Besucher bringen der Frau, die an schweren Hauterkrankungen leidet, in Kanistern frisches Wasser zum Kochen. Nun will sie entweder den Hauseigentümer zu einer Sanierung zwingen oder eine Mietreduktion erhalten.

Für Maresch geht der Austausch der Bleileitungen viel zu langsam. Bis voraussichtlich 2007 will die Gemeinde Wien alle alten Hauszuleitungen auswechseln. Für die Sanierung der Verrohrung in den Häusern gebe es aber keine Verpflichtung. Mieter, die Bleileitungen zwischen dem Hauptstrang und den Wasserhähnen auswechseln lassen wollen, sollten eine Förderung wie etwa beim Austausch alter Fenster erhalten, forderte er. Durch eine Änderung des Mietrechtsgesetzes müssten Vermieter dazu verpflichtet werden können, die Steigleitungen zu erneuern.

Kritik an der Gemeinde Wien

Kritik übte Maresch an der Gemeinde Wien: Ein versprochener Infofolder sei auf Eis gelegt worden. Für Betroffene gebe es keine ausreichende Information über die Wasserqualität.

Wer noch Bleileitungen im Wohnhaus hat, könne die Belastung dadurch senken, dass jenes Wasser, das länger in den Rohren steht, nicht verwendet wird. Die Versorgung der Betroffenen mit Wasser von eigenen Abgabestellen sei zwar auch möglich, laut Maresch ist dies aber „Dritte Welt-Standard“.

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Redaktion: Bernhard Degen

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