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"Türöffner war das Tor von Felix"

Auch wenn ihm die Freude äußerlich oft schwer anzusehen ist – Austria-Trainer Edi Stöhr hat den Cuperfolg sehr genossen.

Mehr als neun Jahre arbeitet er insgesamt schon als Chefcoach in Lustenau, mehr als 300 Pflichtspiele verbrachte er auf der Austria-Trainerbank. Mit dem erstmaligen Cup-Halbfinal-Einzug ist Edi Stöhr nach dem BL-Aufstieg (1995) nun der zweite ganz große Coup mit den Grün-Weißen gelungen.

Was waren denn Ihre ersten Gedanken beim Schlusspfiff?

Edi Stöhr: Ein wunderbarer, aber auch gerechtfertigter Sieg. Wir haben hier nichts geschenkt bekommen und gehen völlig zu Recht als Sieger vom Platz.

Überrascht gewesen?

Stöhr: Nein, warum? Wir haben uns schon was überlegt vor dem Spiel. Wir wussten, dass die Wiener Austria angeschlagen ist. Eine Heimbilanz von nur neun Siegen in 15 Spielen sagt doch einiges aus. Die Mannschaft tut sich zu Hause extrem schwer. Natürlich haben wir zudem gehofft, dass sie uns ein wenig unterschätzen werden. Bei uns ist alles aufgegangen. Aber klar, wir wissen auch, dass das nicht der Liga-Alltag ist.

Ihr Vertrag wird nicht verlängert. Ist dann so ein Erfolg ein wenig Genugtuung gegenüber Ihren Kritikern?

Stöhr: Nein, wem gegenüber sollte ich denn Genugtuung verspüren? Ich denke nicht in solchen Kategorien. Im Gegenteil: Ich sehe es als Bestätigung meiner Arbeit. Und es zeugt doch ganz deutlich von einem wunderbaren Spieler-Trainer-Verhältnis. Wie anders ist eine solche Leistung denn sonst erklärbar? Die Spieler nehmen all das, was ich ihnen mitgebe, hervorragend auf. Die Mannschaft insgesamt und jeder einzelne Spieler im Besonderen hat sich deutlich weiterentwickelt seit dem ersten Tag mit mir. Dass mir in der letzten Zeit, gerade aus dem engeren Umfeld im Verein, ein gestörtes Verhältnis mit einigen Spielern unterstellt wurde, das hat richtig wehgetan.

Aber ganz ehrlich: Haben Sie Ihrer Mannschaft eine Klasseleistung in dieser Art und Weise zugetraut?

Stöhr: Ich habe mit einem 3:0 gerechnet, das 4:0 hat mich dann doch überrascht (schmunzelt). Aber natürlich habe ich es der Mannschaft zugetraut. Es war zu spüren, dass sie unbedingt wollten, dass sie sich zutrauten, etwas Besonderes zu erreichen. Und dass die Jungs Fußball spielen können, haben sie schon des Öfteren bewiesen.

Was hat diesen historischen Sieg möglich gemacht?

Stöhr: Grundsätzlich war es die Bereitschaft der Mannschaft, alles zu geben, und der Glaube daran, es zu schaffen. Während der Partie haben die Spieler dann gesehen, dass der Gegner auch nur mit Wasser kocht. Türöffner war mit Sicherheit das Tor von Felix (Anm. d. Red.: Roth). Und das 2:0 und 3:0 sind dann zum richtigen Zeitpunkt gefallen.

Und die Umstellungen? Immerhin haben Sie Danijel Micic wieder auf die rechte Seite gestellt, Harald Dürr ins Mittelfeld vorgezogen sowie Danilo Soares hinten links spielen lassen. Aufgrund der vielen Ausfälle mussten Sie sogar auf Manager Daniel Ernemann zurückgreifen.

Stöhr: Das alles sollte man nicht überbewerten. Was wir vorhatten, war, dass wir Zlatko Junuzovic aus dem Spiel nehmen. Ich habe mich mit dem Harry unterhalten und ihn gefragt, ob er sich das zutraue. Er meinte, dass er diese Rolle spielen wolle, und zutrauen würde er es sich sowieso.

Zumindest acht Mal werden Sie in dieser Saison noch auf der Trainerbank der Austria Platz nehmen. Ist da ein wenig Wehmut dabei?

Stöhr: Das weiß man nie. Im Fußball kann alles ganz schnell gehen. Aber natürlich ist Wehmut dabei. Es wäre ja schlimm, wenn es nicht so wäre. Immerhin hat auch der Präsident gemeint, dass ich ihm den emotionalsten Moment in all seinen Jahren als Klubchef geschenkt habe. Wenn auch für mich der Bundesliga-Aufstieg wichtiger war. Das war die Bestätigung für ein ganzes Jahr Arbeit und hat den Verein nachhaltig sehr viel weiter gebracht. Was aber mich betrifft, so bin ich nicht so cool, wie ich derweilen scheine, sondern ein sehr emotionaler Mensch. Ich besitze nur die Fähigkeit, im Job rational zu denken. Außerdem möchte ich schon noch einmal festhalten, dass ich dem Verein frühzeitig mitgeteilt habe, dass ich den Vertrag nicht mehr verlängern werde.

Zurück zum ÖFB-Cup. Ist nun sogar das Endspiel möglich?

Stöhr: Möglich ist es allemal, sonst wäre ich ja auch kein Sportler. Es muss uns jedoch klar sein, dass solche Spiele wie in Wien nicht beliebig abrufbar sind. Aber natürlich wollen wir im Halbfinale versuchen, ähnlich aufzutreten.

(VN)

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