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Trennungsstreit im Fürstentum

©Volskblatt
Der Liechtensteiner Staatsfeiertag wird am Montag ohne Feldmesse gefeiert.
Programm Staatsfeiertag
Mitteilung des Erzbistums

. Bis 2010 stand es noch prominent im Festprogramm: 9.30 Uhr, Feldmesse auf der Schlosswiese. Heuer fehlt dieser Programmpunkt. Mit der jahrzehntelangen Tradition, den Liechtensteiner Staatsfeiertag mit einem Gottesdienst zu beginnen, wird am Montag erstmals gebrochen. Erzbischof Wolfgang Haas hat die Messe schlichtweg abgesagt. Das Klima zwischen Liechtensteiner Erzbistum und Staat wird frostiger.

Kirche und Staat trennen

Auslöser: Die Regierung unter Klaus Tschütscher will die Trennung von Staat und Kirche rechtlich verankern. Mit dieser Änderung der Landesverfassung würde die Kirche ihren Sonderstatus verlieren. Gestrichen wird unter anderem der Satz: „Die römisch-katholische Kirche ist die Landeskirche und genießt als solche den vollen Schutz des Staates.“ Auch staatliche Subventionen würden der Vergangenheit angehören. Der Erzbischof zog seine Konsequenzen daraus und teilte im Juni in einem Schrei­ben mit, dass die Feldmesse nicht mehr gehalten wird. Die Trennung von Staat und Kirche entspreche auch dem Wunsch der katholischen Kirche, die Pläne der Regierung lehnt das Erzbistum aber ab und wünscht sich Konkordatsverhandlungen mit Rom. Tschütscher zeigt Verständnis, pocht aber auf die geplanten Änderungen. „Wir sind im Begriff, das Verhältnis von Staat und Kirche zu entflechten. Die vom Erzbistum vorgebrachten Kritikpunkte sind zu respektieren, auch wenn ich sie nicht teilen kann“, sagt er. Geplant sei, dass die Vorlage im Herbst 2011 dem Landtag vorgelegt wird. Bei dem Zwist mit dem Erzbistum geht es aber nicht nur um den Status der Kirche. Mehrere gesellschaftspolitische Entwicklungen liegen dem Bischof noch schwer im Magen, was er auch in dem Schreiben zur Feldmesse-Absage festhielt: „Das vom Landtag verabschiedete Partnerschaftsgesetz als auch die Initiative „Hilfe statt Strafe“ (Fristenlösung) veranlassen mich, die Verbindung von Heiliger Messe und Staatsakt auf der Vaduzer Schlosswiese als falsches bzw. unehrliches Zeichen gegenüber der Öffentlichkeit zu betrachten.“

Verpartnerung ab September

Erst im März sprachen sich alle drei Fraktionen des Liechtensteiner Landtags geschlossen für das neue Partnerschaftsgesetz aus, das homosexuellen Paaren ab September eine eingetragene Partnerschaft erlaubt. Bereits 2007, als das Gesetz erstmals diskutiert wurde, bezeichnete Haas es als Skandal. Und legte in einem Interview nach: Homosexualität sei eine schwere Sünde. Abtreibung ist im Fürstentum immer noch gesetzlich verboten und mit einer Haftstrafe bis zu einem Jahr belegt, auch wenn der Eingriff im Ausland durchgeführt wurde. Die Initiative „Hilfe statt Strafe“ will das nun ändern, und Abtreibungen in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen legalisieren. Im September stimmen die Liechtensteiner darüber ab, nachdem der Landtag das Volksbegehren Ende Juni abgelehnt hatte. Tschütscher kündigt gegenüber den VN an, auch bei einem allfälligen Scheitern der Initiative das Thema weiter zu behandeln: „Das entbindet uns nicht von der Verpflichtung, die rechtlichen Grundlagen bei Schwangerschaftskonflikten zu überprüfen und auch anzupassen.“ Durch das Thema Schwangerschaftsabbrüche ist das Klima zwischen Fürstenhaus und Erzbischof schon früher abgekühlt. Haas wetterte 2006 gegen die von Erbprinzessin Sophie ins Leben gerufene Schwangerenberatung schwanger.li. Die Beratungsstelle hielt zur Eröffnung deutlich fest, dass sie ihre Klientinnen zu keiner Entscheidung drängen wolle. „Für die katholische Kirche kann es keine ‚ergebnisoffene Beratung‘ geben“, echauffierte sich Haas deshalb.

Aperitif und Feuerwerk

Die Schlosswiese wird am Montag trotzdem nicht leer bleiben. Um 11.30 Uhr beginnt dort der offizielle Staatsakt. Und auch das alljährliche Feuerwerk, zu dem auch Vorarlberger gerne ins Nachbarland schauen, steht nach wie vor auf dem Programm.

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