"Trends wie die Bikinibridge sind doch wirklich pervers!"

WANN & WO: Was hat euch der Missentitel bedeutet?
Marielle: Für mich hat es nicht wirklich eine Bedeutung gehabt. Klar hatte ich eine Freude, aber es ergab sich dadurch auch eine Pflicht. Das Misswahljahr war wie eine Art Job. Damals war diese Zeit auch sehr intensiv, nicht nur einmal einen Termin, sondern über Monate viel zu tun.
Angelika: Ich habe mich gefreut, aber wahnsinnig viel Bedeutung hatte es schlussendlich nicht. Bei mir kamen gesundheitliche Probleme dazu. Ich hatte schon Anfragen für Events, aber durch meine Magendarmerkrankung, Morbus Crohn, verlor ich viel an Gewicht und konnte auch keine Termine wahr nehmen.
WANN & WO: War die Missenzeit damals intensiver?
Marielle: Auf jeden Fall. Miss zu sein, hatte einen anderen Stellenwert. Du wurdest zu Repräsentationszwecken eingesetzt und hast diese Aufgabe erfüllt. Man wurde sozusagen „herum gereicht“.
WANN & WO: Was hat euch der Titel gebracht?
Angelika: Zum Teil habe ich wirklich nette Leute getroffen und Freundschaften haben sich entwickelt. Inzwischen überlege ich mir wieder, etwas im Model-Bereich zu machen, da ich etwas zugenommen habe. Als Nebenjob während eines Studiums würde sich das anbieten. Interessieren würde es mich auf jeden Fall wieder.
Marielle: Neben zwei wirklich tollen Autos (ich war ja auch Miss Austria) sowie anderen wertvollen Sachpreisen, war es eine öffentliche Plattform für mich. Man hat eine gewisse Berühmtheit erlangt und somit haben sich natürlicherweise Folgeaufträge ergeben. Jedoch wollte ich nicht in das internationale Geschäft einsteigen und so habe mich hauptsächlich auf den deutschsprachigen Raum konzentriert.
WANN & WO: Als Miss steht man im Fokus, im Speziellen auch der Männerwelt. Wie seid ihr damit umgegangen?
Angelika: Mein Ex-Freund war sehr eifersüchtig und hatte ein großes Problem damit. Beim Ausgehen sind oft Jungs auf mich zugekommen und haben gefragt: „Bist du nicht die Miss?“ Was mir aber eher unangenehm war. Auch Facebook stellte ein großes Problem dar, denn besonders als ich so dünn war, habe ich Hassnachrichten bekommen. Man merkt, man muss extrem aufpassen, was man postet, da alles viel kritischer beobachtet wird.
Marielle: Das stimmt, es ist nicht immer angenehm, wenn man im Fokus steht. Dieses kritische Beobachten der Person kann schon anstrengend sein. Vielleicht ist dieses Gefühl individuell, aber man ist nicht frei und kann sich nicht so geben, wie man eigentlich gerne möchte. Man muss in diesem Business eine dicke Haut haben.
WANN & WO: Wie seht ihr den Magerwahn in der Modelbranche?
Marielle: Das ist ein heikles Thema.Ich bin da wirklich sensibel, wenn ich die ganzen Modelshows, wie Germanys Next Topmodel sehe. Da macht man die Mädels regelrecht kaputt. Es ist unverantwortlich, wie man mit fragilen Persönlichkeiten umgeht. In solchen Fällen schäme ich mich für die Branche bzw. was viele daraus machen. Junge Mädchen erkennen nicht, dass es nicht darauf ankommt, wie viele Kilo man hat, sondern auf die Persönlichkeit sowie die Ausstrahlung. Heutzutage vermisse ich Models wie eine Cindy Crawford. Sie war fülliger, hatte Kurven, sie war einfach weiblich.
Angelika: Es wird einem ein falsches Körperbild vermittelt, ein unrealistisches. Man kann nicht 1,80 Meter sein, aber nur 40 Kilo wiegen. Das schaut einfach nicht mehr schön bzw. gesund aus. Die Mädchen eifern dem nach, weil sie meinen, so kommt man auf den Laufsteg. Vermeintliche Trends wie die Bikinibridge, sind bei uns in der Schule wirklich ein großes Thema. Das ist doch wirklich pervers.
WANN & WO: Gehören Drogen in der Modebranche „zum guten Ton“?
Marielle: Ich habe diese Erfahrung nicht gemacht. Drogen nimmt man überall und wenn ein Mädchen labil ist, nimmt sie Drogen, ob sie nun Model oder beispielsweise Kellnerin ist.
WANN & WO: Was ist für euch wahre Schönheit?
Angelika: Ein guter Charakter ist für mich wahre Schönheit. Eine Person, die sich nicht verstellt, sondern authentisch bleibt.
Marielle: Die Ausstrahlung ist das wichtigste. Energie holt man sich in der Natur, da bekommt man viel zurück und man sollte sich mit positiven Leuten umgeben, die Äußerlichkeiten nicht als Maßstab sehen.
Wordrap
1) Eine Miss ist
2) Traummaße sind
3) In der Branche mag ich
4) In der Branche nervt
5) L-Kleidungsstück
6) Ich kann nicht ohne
7) Ich genieße
8) In 10 Jahren bin ich
Marielle König-Moosmann
1) charmant
2) wenn man sich wohl fühlt
3) die faszinierende Mode
4) unechte Menschen
5) Lederhose
6) meine Lieben
7) jeden Tag
8) noch Vollzeit-Mama
Angelika Albrecht
1) authentisch
2) wenn man sich wohl fühlt
3) Menschen treffen
4) sich verstellen
5) Jeans
6) enge Freunde
7) mein Leben
8) hoffentlich glücklich