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Trauer und Respekt nach Tod von Jazz-Star Joe Zawinul

Der „einzig stilbildende Jazzer Europas“ ist am frühen Morgen seinem Krebsleiden erlegen. Trauer in Politik und Musikwelt: ein Ehrengrab und die Weiterführung des „Birdland“ sind geplant.

Der österreichische Jazz-Weltstar Joe Zawinul ist heute, Dienstag, in den frühen Morgenstunden im Wiener Wilhelminenspital gestorben. Der Keyboarder, der am 7. Juli seinen 75. Geburtstag gefeiert hatte, befand sich seit Anfang August wegen eines seltenen Hautkrebsleidens in stationärer Behandlung. Trauer und Respekt vor seinem musikalischen Können und seinem internationalen Erfolg prägen die Reaktionen aus Politik, Freundes- und Kollegenkreis. Wie Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S) ankündigte, werde Zawinul ein Ehrengrab in Wien erhalten. Sein Jazzclub „Birdland“ im Wiener Hilton soll in seinem Geist weitergeführt werden. „Wir werden uns sehr, sehr bemühen“, so Häupl. Aber „ohne Joe wird es nicht leicht“.

Mit Welthits wie „Mercy, Mercy, Mercy“ und „Birdland“ wurde der gebürtige Erdberger zu einer internationalen Größe des Jazz. 1970 gründete er die Band Weather Report und machte diese zu einer der bedeutendsten Jazz-Rock-Formationen – mit Saxophonist Wayne Shorter, Schlagzeuger Peter Erskine und Bassist Jaco Pastorius an seiner Seite. Nachdem Weather Report zerfallen war, gründete er 1987 das „Zawinul Syndicate“, eine Formation mit wechselnden Spitzen-Weltmusikern. Vom renommierten Jazzmagazin Down Beat wurde er gleich 28 Mal zum besten Keyboarder gewählt – Kollegen erinnern sich an seinen musikalischen Perfektionismus und sein großes Können, dass ihm in der damaligen schwarzen Jazzszene viel Achtung und Respekt eingebracht habe.

Seine Beziehungen zu Österreich hatte die Jazzlegende, die seit fast fünf Jahrzehnten in den USA lebte, immer hochgehalten. Im Wiener Hotel Hilton sperrte er 2004 den Club „Joe Zawinul’s Birdland“ auf, in den seiner Einladung auch internationale Jazzgrößen folgten. Für den 29. September war im Wiener Konzerthaus ein „Absolute Zawinul“-Abend geplant. Laut seiner Managerin Risa Zincke hatte er gehofft wenigstens im Rollstuhl daran teilnehmen zu können, was eine rapide Verschlechterung seines Zustandes allerdings schon unmöglich gemacht hätte. Unter dem selben Titel zeigt ORF 2 am Sonntag das neue Porträt „Absolute Zawinul“, an dem bis zuletzt mit Joe Zawinul gearbeitet wurde. Auch Ö1, FM4, Ö3 und 3sat ändern „in memoriam Joe Zawinul“ ihr Programm.

Als Musiker und als „Botschafter“ würdigten viele trauernde Stimmen aus der Politik den Verstorbenen. Bundespräsident Heinz Fischer betonte, dass Zawinul als Mensch und durch seine Musik unvergesslich bleiben würde, Bundeskanzler Gusenbauer und Kulturministerin Schmied (beide S) machten vor allem darauf aufmerksam, dass Zawinul kulturelle Unterschiede überbrückt und das Tor zu einer vorurteilsfreien Musikwelt auch für Österreich geöffnet habe.

Betroffenheit herrschte unter Musikerkollegen und Freunden. Mit Zawinul sei der einzige europäische Musiker gestorben, der den Jazz stilbildend beeinflusst habe, waren sich Kenner wie Mathias Rüegg oder Johannes Kunz einig. Als Perfektionisten mit „Mohammed Ali“-Mentalität würdigte Hans Salomon seinen langjährigen Freund. Gerade jüngeren Kollegen habe er großen Respekt abverlangt, was Akkordeonist Otto Lechner in großer Bewunderung bestätigte. „Es ist unfassbar, dass es ihn nicht mehr gibt“, sagte die tief betroffene Marianne Mendt zur APA. Darüber, dass er zu den „Größten und Besten“ gehörte, bestand unter allen Kollegen Einigkeit. „Er hatte die Einstellung: Ich bin der Größte. Und das war er“, urteilte Salomon. Gelegenheit für Freunde und Fans, gemeinsam dieses „Größten“ zu gedenken, gibt es morgen, Mittwoch, Abend, auch in „seinem“ Birdland.

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