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Transnistrien: Blutiger Anschlag

Bei einer Bombenexplosion in einem Kleinbus sind in der von Moldawien abtrünnigen Region Transnistrien ("Dnjestr-Republik") am Donnerstag mindestens acht Menschen ums Leben gekommen.

Der Sprengsatz detonierte, als das voll besetzte Fahrzeug in der Verwaltungshauptstadt Tiraspol vor einer Verkehrsampel wartete, teilte ein Polizeisprecher der separatistischen Behörden mit. Etwa zwei Dutzend Personen wurden verletzt, unter ihnen zwei Soldaten der von Russland gestellten Friedenstruppen, meldete die moldawische Agentur Infotag.

„Die Wucht der Explosion war so gewaltig, dass das Dach des Busses abgerissen wurde und hundert Meter weit flog“, sagte der stellvertretende Innenminister der „Dnjestr-Republik“, Oleg Beljakow, nach Einleitung der Ermittlungen. Zu den möglichen Hintergründen lagen zunächst keine Angaben vor. Beljakow ließ aber den Verdacht durchklingen, moldawische Geheimdienstkreise könnten dahinter stecken, um in der transnistrischen Bevölkerung Panik zu erzeugen. Moldawische Geheimdienstangehörige hätten bereits Mitte Juni „subversive Aktivitäten“ in Tiraspol entfaltet, fünf von ihnen seien festgenommen, aber auf Verlangen der OSZE freigelassen worden.

Die Republik Moldawien (Moldau), deren Einwohner zu 65 Prozent ethnische Rumänen sind, entstand auf großen Teilen Bessarabiens, das 1940 durch den Hitler-Stalin-Pakt von Rumänien abgetrennt und der Sowjetunion zugeschlagen worden war. Stalin gliederte der neu geschaffenen Sowjetrepublik Moldawien das linke Dnjestr-Ufer (Transnistrien) mit russischer und ukrainischer Bevölkerung an. Beim Zerfall der Sowjetunion erklärte Moldawien seine Souveränität. Die slawische Bevölkerung in Transnistrien, die den Anschluss Moldawiens an Rumänien befürchtete, rief daraufhin einseitig die international nicht anerkannte „Dnjestr-Republik“ aus. Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Separatisten mit Hunderten von Toten waren 1992 durch einen Waffenstillstand beendet worden. Die ehemalige sowjetische 14. Armee hatte sich im Bürgerkrieg auf die Seite der slawischen Minderheit gestellt.

Russland hat weiterhin Soldaten in Transnistrien stationiert, obwohl es sich 1999 zum Abzug bis 2002 verpflichtet hatte. Der rumänische Präsident Traian Basescu hatte die Herstellung der vollständigen Kontrolle Moldawiens über Transnistrien gefordert und seinen Appell an die EU und die USA erneuert, eine „annehmbare Lösung“ des Konflikts herbeizuführen. Der Westen müsse den Abzug des russischen Truppenkontingents aus Transnistrien erwirken.

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