Gabriele Müller-Dachler, Anklägerin bei der Staatsanwaltschaft Wien, stellte sich dem 21-Jährigen in den Weg, als dieser mit den erbeuteten Geldladen flüchten wollte. Sie entriss ihm gewaltsam eine Plastiklade und schlug ihm diese auf den Kopf, als sich der Täter nach den zu Boden flatternden Banknoten bückte.
“Ich war verärgert, dass er nicht einfach davon gelaufen ist, sondern noch das Geld wollte”, berichtete Müller-Dachler heute, Freitag, der APA. Dass der Räuber mit einem Fleischermesser (Klingenlänge: 18 Zentimeter) bewaffnet war, konnte die Anklägerin nicht wissen: Er hatte dieses in seine Jackentasche gesteckt, nachdem er damit den Trafikanten bedroht und seiner Forderung nach Geld Nachdruck verliehen hatte.
“Ich habe keine Angst gehabt”, versicherte die Staatsanwältin. Ihr Ehemann, ein pensionierter Richter am Obersten Gerichtshof (OGH), habe dem Täter noch einen Fußtritt versetzt, nachdem dieser zu Boden gegangen war. “Der hat sich zur Seite gerollt und wollte jetzt weg”, schilderte Müller-Dachler. Ein Polizist in Zivil, der sich gerade am Heimweg vom Nachtdienst befand, wurde allerdings auf den 21-Jährigen aufmerksam und sorgte dafür, dass dieser nicht weit kam.
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Mann am selben Morgen bereits zwei andere Trafiken überfallen hatte, wobei ihm ein Coup glückte. Sein Motiv: Geldmangel. Dem Suchtgiftabhängigen fehlte das nötige Bare, um sich Drogen beschaffen zu können. Nach seiner Festnahme legte er ein umfassendes Geständnis ab und wurde in die Justizanstalt-Wien-Josefstadt eingewiesen.
Die Staatsanwältin bedurfte nach ihrer zeugenschaftlichen Einvernahme keiner Erholung von der überstandenen Aufregung. “Ich bin in mein Büro gefahren und habe ganz normal meine Akten erledigt. Am Abend hab’ ich dann meinen Italienisch-Kurs besucht”, verriet Müller-Dachler der APA.