Tourismus: NEOS fordern mehr Anreize für Vollzeitarbeit

Die Zahl der Arbeitskräfte in der Branche geht seit Jahren zurück. Der Trend wurde durch die Corona-Lockdowns verstärkt. Die kleinste Oppositionspartei sieht die Lage aber auch darin begründet, dass der Anteil der Teilzeitkräfte in Gastronomie und Tourismus von Jahr zu Jahr steige. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in den vergangenen zehn Jahren sei stark zurückgegangen. Die NEOS hatten eine dahingehende Anfrage ans Arbeits- und Wirtschaftsministerium von Martin Kocher (ÖVP) gestellt.
Nur 52 Prozent der Frauen in Gastro und Tourismus arbeiten Vollzeit
Die Auswertung der Antwort an die Pinken zeigt, dass im Vorjahr zwar 74 Prozent aller männlichen Beschäftigten in Tourismus und Gastronomie Vollzeit gearbeitet haben. Bei den Frauen waren es aber nur 52 Prozent. Zehn Jahre davor lag die Quote noch bei 81 Prozent (Männer) und 57 Prozent (Frauen).
Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit lag im Jahr 2011 noch bei 35,4 Stunden. Im Vorjahr waren es nur mehr 32,7 Stunden in anstrengenden Tätigkeiten wie als Koch oder Kellnerin. Männer haben 2021 im Schnitt 35,5 Stunden pro Woche gearbeitet, zehn Jahre davor waren es noch 40 Stunden. Frauen "hackelten" pro Woche vor zehn Jahren noch 32,8 Stunden, voriges Jahr waren es 30,9 Stunden.
Vollzeitarbeit zahle sich nicht aus
Die NEOS macht dafür alle Parteien verantwortlich, die in den vergangenen Jahren in Regierungsverantwortung waren - also alle derzeit im Parlament vertretenen, außer sich selbst. "In den vergangenen 10 Jahren wurden von ÖVP, SPÖ, FPÖ und jetzt den Grünen vor allem die unteren Einkommensteile entlastet. Dadurch zahlt es sich für viele einfach nicht mehr aus, Vollzeit zu arbeiten", so Tourismussprecherin Julia Seidl. "Hier muss die Bundesregierung, allen voran Arbeitsminister Kocher, endlich gegensteuern und die rund drei Millionen Vollzeitkräfte in Österreich entlasten. Wir brauchen überall, aber besonders im Tourismus, wieder mehr Anreize, Vollzeit statt Teilzeit zu arbeiten."
Es gehe um eine bessere Bezahlung und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. "Eine deutliche Senkung der Lohnnebenkosten würde sofort mehr Lohnverhandlungsspielraum schaffen", so Seidl. "Würden wir das Drittel der nicht-arbeitnehmerbezogenen Lohnnebenkosten wie Familienlastenausgleichsfonds, Kommunalsteuer, Wohnbauförderung et cetera streichen und künftig über Steuern finanzieren, würde das den Beschäftigten mit einem Schlag gut zehn Prozent höhere Bruttolöhne bringen." Dann zahle sich jede Wochenstunde, die man mehr arbeitet, auch wieder mehr aus.
Für Vollzeitarbeit brauche man auch ganzjährige Kinderbetreuung
Damit Vollzeitarbeit überall möglich ist, brauche es auch flächendeckend und ganzjährig Kinderbetreuung. "Diese wichtigste und stärkste arbeitsmarktpolitische Maßnahme bekommt von ÖVP und Grünen nach wie vor viel zu wenig Aufmerksamkeit", kritisiert die Oppositionspolitikerin. "Gerade in den zumeist ländlichen Tourismusregionen schließen die wenigen Kinderbetreuungseinrichtungen, die es überhaupt gibt, in der Hauptsaison wochen- und monatelang ihre Türen. Wer Kinder hat, kann so schlicht und einfach nicht im Tourismus und schon gar nicht Vollzeit arbeiten."
(APA/Red)