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Totschnig sprach sich gegen Mercosur-Abkommen aus

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) sprach sich gegen die Ratifizierung des Mercorsur-Abkommens aus.
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) sprach sich gegen die Ratifizierung des Mercorsur-Abkommens aus. ©APA/HANS KLAUS TECHT
Gegen eine Ratifizierung des Handelsabkommens mit der lateinamerikanischen Mercosur-Freihandelszone sprach sich Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) aus.
EU will Mercosur-Pakt im Juli unterzeichnen
Mercosur-Abkommen: Das sagen Parteien und Verbände

"Mercosur ist ein Abkommen alter Schule, ohne ein umfassendes Nachhaltigkeitskapitel", begründete der Politiker seine Position gegenüber der Zeitung. Mit der grünen Transformation der Landwirtschaft seien dessen Inhalte nicht vereinbar.

Minister Totschnig sprach sich gegen Mercosur-Abkommen aus

Generell ortet Totschnig eine Kluft zwischen den europäischen Klimazielen und der Ausgestaltung der geplanten Freihandelszone. "Österreich und Europa leiten eine Transformation der Wirtschaft und Landwirtschaft Richtung Klimaneutralität und mehr Nachhaltigkeit ein. Gleichzeitig will man ein Abkommen mit einem Markt vereinbaren, in dem diese Standards viel weniger relevant sind. Das passt doch nicht zusammen."

Teilung des Abkommens könnte Zustimmung Österreichs obsolet machen

Kritisch äußerte sich der Minister zu den Bestrebungen der EU, das Abkommen in ein politisches und einen wirtschaftliches Kapitel zu teilen, womit Teile des Abkommens auch ohne die Zustimmung Österreichs in Kraft treten könnten. Totschnig: "Die EU-Kommission versucht nun, das Abkommen durch die Hintertür durchzupeitschen - mit Hilfe juristischer Spitzfindigkeiten. Wir werden aber unsere Kritikpunkte weiter mit voller Kraft vorbringen."

Diese Länder gehören zur Mercosur-Freihandelszone

In eine ähnliche Kerbe schlug Bauernbundpräsident Georg Strasser (ÖVP). "Wir stellen uns - wie auch im Regierungsprogramm vereinbart - weiterhin klar gegen Mercosur. Qualitäts- und Produktionsstandards müssen auch für Importe gelten. Eine Aufspaltung des Abkommens würde die Einfuhr von billigen Lebensmitteln aus Übersee durch die Hintertür bedeuten", so der Politiker in einer Aussendung.

Rückenwind für Totschnig kam von Greenpeace

Rückenwind für Totschnig kam zudem von Greenpeace. "Es ist ein sehr gutes Zeichen, dass jetzt auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig persönlich sich gegen EU-Mercosur wendet und auch ein Splitting des Abkommens klar ablehnt", so Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Sebastian Theissing-Matei laut Mitteilung. Die österreichische Regierung müsse alles daran setzen, um dem "Klimakiller-Pakt", der massiv die österreichische Landwirtschaft und die Umwelt bedrohe, ein Ende zu setzen.

Kritik äußerten die NEOS. "Österreich muss sein stures Nein zu Mercosur endlich aufgeben. Ein Mercosur-Abkommen mit strengen Umweltstandards bremst uns nicht beim Erreichen der Klimaziele, im Gegenteil: Es kann unser Instrument sein, den wichtigen europäischen Green Deal bis in den Amazonas auszudehnen", hielt NEOS-EU-Abgeordnete Claudia Gamon in einer Aussendung fest. Die ÖVP stelle sich mit ihrer Haltung gegen die wirtschaftliche Vernunft.

Industriellenvereinigung kann Position Totschnigs nichts abgewinnen

Wenig abgewinnen kann der Position des Ministers hingegen die Industriellenvereinigung (IV). Der Handelspakt biete, anders als von einigen Landwirtschafts- und Arbeitnehmervertretern behauptet, durch neue Arbeitsplätze und mehr Wettbewerbsfähigkeit eine einmalige Chance, hieß es in einer Aussendung. Auch mit Blick auf das Klima könne ein neues Momentum entstehen, verwies die IV auf den Wechsel an Brasiliens Staatsspitze und die dadurch erhoffte Kursänderung in Bezug auf den Schutz des Amazonas-Regenwaldes. "Das Mercosur-Abkommen ist eine einmalige Gelegenheit, um europäische Werte zum Schutz von Klima- und Umwelt partnerschaftlich auch nach Südamerika zu exportieren", sagte IV-Präsident Georg Knill dazu.

Zur Mercosur-Freihandelszone gehören Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay. Die EU und die südamerikanischen Mercosur-Staaten hatten vor 2019 eine Grundsatzeinigung für einen Handelsvertrag erzielt. Die EU hofft nun auf eine Unterzeichnung bis Juli.

(APA/Red)

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