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Tote bei Unruhen in Togo

Eine Woche nach dem umstrittenen Machtwechsel im westafrikanischen Staat Togo hält der Protest im In- und Ausland an. Tausende Oppositionelle demonstrierten, Afrikanische Union und UNO sind besorgt.

Bei gewaltsamen Demonstrationen gegen den vom Militär nach dem Tod seines Vaters eingesetzten Präsidenten Faure Gnassingbe wurden am Samstag drei Menschen von Polizisten erschossen, wie das togolesische Innenministerium bestätigte. Die Afrikanische Union (AU) zeigte sich besorgt über die „sich schnell verschlechternde Lage in Togo“. UNO-Generalsekretär Kofi Annan rief zu einer friedlichen Lösung der Krise auf.

Am Sonntag blieb es in der Hauptstadt Lome zunächst ruhig. Am Samstag gingen etwa 3.000 Einwohner auf die Straße, um gegen die Einsetzung von Faure Gnassingbe als Nachfolger vor einer Woche gestorbenen Vaters Gnassingbe Eyadema zu demonstrieren. Die Demonstranten setzten Reifen und Müll in Brand und bewarfen Polizisten mit Steinen. Die Polizei setzte Tränengas ein und ging mit Schlagstöcken und Blendgranaten gegen die Menge vor.

Nach Darstellung von Innenminister Akila Esso Boko wurden drei Menschen getötet, nachdem sie versucht hätten, den Polizisten die Waffen zu entreißen. Die Opposition erklärte dagegen, die Polizei habe wahllos in die Menge geschossen.

Der AU-Vorsitzende Alpha Oumar Konare kritisierte „die Unterdrückung einer friedlichen Demonstration am Samstag, die Menschenleben gekostet hat“. Auch das Vorgehen der togoischen Behörden gegen die Medien wurde ausdrücklich gerügt. Die Regierung in Lome wurde aufgerufen, zur verfassungsmäßigen Legalität zurückzukehren. Annan äußerte ebenfalls Sorge über die Lage und rief beide Seiten zur Zurückhaltung auf.

Eine nach Niger bestellte togolesische Regierungsdelegation wurde vom nigerianischen Präsidenten Mamadou Tandja aufgerufen, die Entscheidungen der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) zu befolgen. Wie der nigerianische Außenminister Aichatou Mindaoudou weiter berichtete, drohte die ECOWAS dem Land mit Isolation. Tandja übermittelte die Forderungen eines Westafrika-Gipfels, der von einem Staatsstreich in Togo gesprochen hatte.

Die Streitkräfte hatten nach dem Tod Eyademas dessen Sohn als neuen Präsidenten eingesetzt, obwohl die Verfassung für diese Situation bestimmt, dass der Parlamentspräsident die Regierungsgeschäfte übernimmt und innerhalb von 60 Tagen Neuwahlen ansetzt.

Oppositionsführer Harry Olimpio kündigte eine Fortsetzung der Demonstrationen an: „Wir hören nicht auf, bis Gnassingbe weg ist.“ Der Politiker und sein im Pariser Exil lebender Cousin Gilchrist Olimpio führen die Oppositionspartei Versammlung zur Unterstützung von Demokratie und Entwicklung. Gilchrist ist der Sohn von Sylvannus Olimpio, des ersten gewählten Präsidenten Togos. Dieser wurde 1963 vor der US-Botschaft in Lomé bei einem Staatsstreich erschossen, an dem Eyadema beteiligt war.

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