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Ein Tornado traf den Südosten Tschechiens.
Ein Tornado traf den Südosten Tschechiens. ©APA/AFP/RADEK MICA

Tornado in Tschechien fordert mehrere Tote und 200 Verletzte

Bei einem verheerenden Tornado im Südosten Tschechiens in der Nacht auf Freitag sollen mehrere Menschen gestorben und über 200 Personen verletzt worden sein. Die genaue Zahl der Todesopfer ist noch nicht bekannt. Die Aufräumarbeiten laufen noch.

Bei einem Unwetter mit einem Tornado sind im Südosten Tschechiens am Donnerstag Menschen ums Leben gekommen und verletzt worden. Die genaue Zahl der Todesopfer wurde Stand Freitagmittag mit fünf angegeben. Das Krankenhaus in Hodonin (Göding) meldete rund 200 Verletzte. In mehreren Dörfern seien Dächer abgedeckt, Fensterscheiben zerstört, Bäume umgestürzt und Autos umhergeschleudert worden. Tschechien mobilisierte alle Kräfte, Hilfe gibt es auch aus Österreich.

Grenze zu Österreich stark von Unwetter betroffen

Die Situation dort sei wie in einem Krieg, sagte Gesundheitsminister Adam Vojtech im TV. Mehrere Busse seien bei dem Unwetter in Südmähren nahe der Grenze zu Österreich umgestürzt, berichtete der Fernsehsender CT. Alle verfügbaren Einsatzkräfte seien auf dem Weg in die Region, so Innenminister Jan Hamacek. "Alles, was Arme und Beine hat, fährt dorthin."

Auf Bildern und Videos in den sozialen Medien war eine gewaltige Windhose zu sehen. Der Wetterdienst CHMU bestätigte später, dass es sich um einen Tornado gehandelt habe. Besonders betroffen waren die Gemeinden Hrusky (Birnbaum) mit knapp 1.500 und Moravska Nova Ves (Mährisch Neudorf) mit rund 2.600 Einwohnern. Der stellvertretende Bürgermeister Hruskys sagte der Agentur CTK, dass der halbe Ort dem Erdboden gleichgemacht worden sei. "Geblieben sind nur die Mauern, ohne Dach, ohne Fenster", sagte er. Die Menschen hätten sich vor dem Unwetter nicht schützen können.

Nach Tornado: "Hier herrscht großes Chaos, große Panik"

Mehrere Rettungsstaffeln mit Hunden waren unterwegs ins Einsatzgebiet, um in Gebäuden nach möglichen Verschütteten suchen. Die Feuerwehr ging von Haus zu Haus. "Hier herrscht großes Chaos, große Panik", sagte ein Augenzeuge in der Gemeinde Luzice (Luschitz) dem Sender CT. Viele Häuser sollen einsturzgefährdet sein. Die Polizei sperrte die Zufahrtswege zu mehreren Orten, um Schaulustige fernzuhalten.

Den ganzen Abend zogen schwere Sommergewitter durch Südmähren, das für seine Weinanbaugebiete bekannt ist. Die Notrufleitungen waren überlastet. In den Verwaltungsbezirken Breclav (Lundenburg) und Hodonin fielen nach Berichten in den sozialen Medien tennisballgroße Hagelkörner. Am Schloss Valtice (Feldsberg), das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, entstand ein Millionenschaden. An dem Barockbau aus dem 17. Jahrhundert barsten zahlreiche Fensterscheiben.

Tornado der Stufe F3

Der Tornado sei vorerst als Kategorie F3 klassifiziert, erfuhr die APA von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Dabei handelt es sich nach der Fujita-Skala um Sturmgeschwindigkeiten von 254 bis 332 km/h, die schwere Schäden verursachen können - Dächer und leichte Wände werden abgetragen, Züge entgleisen, Wald wird großteils entwurzelt, Lkw und Pkw werden umgeworfen oder verschoben, Autos können sogar angehoben werden. Nach Einschätzung eines ZAMG-Experten könnte es sich aber sogar um einen Tornado der Stärke F4 gehandelt haben, die Abklärungen liefen noch. In Österreich ereignen sich pro Jahr durchschnittlich vier Tornados.

32.000 Haushalte in Tschechien ohne Strom

Die Autobahn D2, die von Brno (Brünn) nach Breclav führt, war nicht befahrbar, weil eine Hochspannungsleitung auf die Fahrbahn gestürzt war. Rund 32.000 Haushalte waren ohne Elektrizität. Die Regierung in Prag versetzte Kräfte der Armee für einen möglichen Hilfseinsatz in Bereitschaft. Das Rote Kreuz Niederösterreich war laut Sprecher Andreas Zenker mit 32 Fahrzeugen in Tschechien im Einsatz. Der ÖAMTC entsandte die Notarzthubschrauber "Christophorus 2" und "Christophorus 9". Es war davon die Rede, dass Verletzte aus dem Nachbarland ins Landesklinikum Mistelbach gebracht werden könnten. Hinsichtlich möglicher Patienten wurden zudem alle weiteren Kliniken im Weinviertel, jene in St. Pölten und Wiener Neustadt sowie Wiener Krankenhäuser vorinformiert, erfuhr die APA. Hilfe bot auch die benachbarte Slowakei an.

"Unser Mitgefühl gilt den Opfern und den Familien der Opfer", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am EU-Gipfel in Brüssel zu den Vorfällen. Kurz dankte in den frühen Morgenstunden am Freitag den österreichischen Einsatzkräften, die grenzüberschreitend tätig seien und versuchten, einen Beitrag zu leisten. Der tschechische Regierungschef Andrej Babis ließ mitteilen, dass er wegen des Wetters in Europa nicht mit dem Flugzeug aus Brüssel zurückkehren könne, wo er ebenfalls am Gipfel teilnimmt.

(APA/red)

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