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Tödliche Verwechslungsgefahr: Bärlauch und seine giftigen Doppelgänger

Bärlauch: Giftige Maiglöckchen und Herbstzeitlose haben täuschend ähnliche Blätter
Bärlauch: Giftige Maiglöckchen und Herbstzeitlose haben täuschend ähnliche Blätter ©dpa
Auf feuchten Waldwiesen sprießt bereits der Bärlauch. Die Blätter des "wilden Knoblauchs" schmecken gut, in der Volksmedizin wird der Bärlauch als Mittel gegen Arteriosklerose und hohen Blutdruck verwendet, ebenso zur Entschlackung. Beim Sammeln ist jedoch Vorsicht geboten.

Das Gewächs sieht Maiglöckchen und Herbstzeitlosen zum Verwechseln ähnlich, was im schlimmsten Fall tödlich enden kann.

Charakteristika des Bärlauchs

Während der stechende Knoblauchduft einmalig und aus mehreren Metern Entfernung wahrnehmbar ist, kann das äußere Erscheinungsbild täuschen. Wichtigstes Charakteristikum des Bärlauchs: Seine Blätter treiben einzeln aus dem Boden und sind deutlich in eine lanzettähnliche Blattfläche und einen dünnen Blattstiel gegliedert. Beim Zerreißen riecht der Saft stark nach Knoblauch.

Herbstzeitlose: Drei bis vier Blätter tödlich

Bärlauch tritt oft zeitgleich mit der tödlich giftigen Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) auf. Deren Blätter sind schmal-länglich, sitzen ohne Stiel am Stängel und treiben in Büscheln aus dem Boden. Die jüngeren werden von den älteren Trieben umgriffen. Der Saft der Herbstzeitlose ist geruchlos. Wenn man zuvor schon Bärlauch gesammelt hat, kann der auf den Händen klebende Saft bei einer Überprüfung allerdings einen Knoblauch-Duft vortäuschen.

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AP ©Täuschende Ähnlichkeit: Die Herbstzeitlose. Foto: AP/ Keystone

Bereits drei bis vier Blätter der Herbstzeitlose können tödlich sein. Dabei wirkt das in der Pflanze enthaltene Zellgift – Colchicin – erst nach mehreren Stunden. Erste Vergiftungserscheinungen treten in Form von Übelkeit und Erbrechen auf. Es folgen Durchfälle, Darm-, Blut- und Knochenmarkzellen werden zerstört, was nach etwa zwei Tagen zum Tod führen kann.

Maiglöckchen: Giftig, aber kaum lebensgefährlich

Verwechslungen mit Maiglöckchen (Convallaria majalis) haben meist nicht so gravierende Folgen: Giftig sind für den Menschen Glykoside, die Herzrhythmusstörungen verursachen können. Glykoside werden vom Darm jedoch nur schlecht aufgenommen und von der Niere rasch ausgeschieden. Lebensgefährliche Vergiftungen sind selten. Die Pflanze wächst meist paarweise, wobei ältere die jüngeren Blätter umgreifen.

Baerlauch (l.) und das giftige Maigloecken (r.) sehen einander zum verwechseln aehnlich.
Baerlauch (l.) und das giftige Maigloecken (r.) sehen einander zum verwechseln aehnlich. ©Bärlauch (l.) und das giftige Maigloecken (r.) sehen einander zum verwechseln aehnlich. Foto: APA

Auch Blätter der Garten-Tulpe ähneln Bärlauch

Auch die Blätter der giftigen Garten-Tulpe (Tulipa-Hybriden), die gelegentlich verwildert, können für eine tödliche Verwechslung sorgen. Das Blumengewächs bildet, wenn es nicht zur Blüte kommt, nur ein einzelnes Blatt aus, das dem Bärlauch ähnelt. Darin befindet sich Tulipin, das eine ähnliche Wirkung wie das Colchicin der Herbstzeitlose besitzt. Schon 15 Minuten nach dem Verzehr kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall kommen. Starke Vergiftungen führen schließlich zu Schock, Apathie und durch Atemstillstand im schlimmsten Fall zum Tode.

Der “wilde Knoblauch” in der heimischen Küche

Bärlauch wächst in schattigen, humusreichen Auen und Flusswäldern mit besonders vielen Nährstoffen. In den Alpen findet man die 15 bis 30 Zentimeter langen Blätter und Stängel bis in Höhen von 1.700 Meter. In der Küche werden nur junge Blätter vor der Blüte verwendet. Da der “wilde Knoblauch” nur örtlich in großen Mengen wächst, sollten nur ein bis zwei Blätter abgezupft werden und die Zwiebel eingegraben bleiben.

Der knoblauchähnliche Geschmack des Bärlauchs ist milder als Garten-Knoblauch und verursacht, in mäßigen Mengen genossen, keinen lästigen Geruch. Zum Würzen werden am besten frische Blätter verwendet. Bärlauch sollte generell nicht gekocht, sondern roh unter heiße Speisen – wie Suppen, Soßen und Gemüse – gemischt oder als Salat verwendet werden. Gesund ist die Pflanze nicht nur für Menschen: Auch Bären suchen das Kraut angeblich nach dem Winterschlaf, um Magen, Darm und Blut zu reinigen.

(APA/red)

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