Todkranken bestohlen: 20 Monate unbedingt für "schamlosen" Täter
Der Mann hatte sich am Vermögen eines krebskranken Professors bereichert, nachdem dieser ins Spital gekommen war. Der Schuldspruch wegen Diebstahls und Untreue ist bereits rechtskräftig.
Der Angeklagte hatte den betagten Professor über seine Schwester kennengelernt. Der Beschäftigungslose erledigte für jenen zunächst kleinere Hausarbeiten wie Mist ausleeren und Staubwischen, und weil der Pensionist zu ihm Vertrauen fasste, stellte er diesem eine Bankvollmacht aus, als er stationär im SMZ Ost aufgenommen werden musste.
Der 43-Jährige nützte dies “schamlos aus”, wie nun der Richter feststellte. Er behob rund 15.000 Euro für eigene Zwecke von dem fremden Konto. Dann spazierte er in die Wohnung des Mannes und nahm eine Pendeluhr, eine antike Spieluhr und antiquarische Bücher mit zu sich nach Hause. Außerdem fälschte er die Unterschrift des Professors und löste dessen Bausparverträge auf. Das Guthaben deponierte er auf dem Girokonto des Todkranken – ehe er dazu kam, das Geld zu beheben, wurde der mehrfach vorbestrafte Betrüger jedoch im vergangenen Oktober festgenommen.
Ein evangelischer Pfarrer war ihm nämlich rechtzeitig auf die Schliche gekommen und zur Polizei gegangen: Der Pfarrer, der unter anderem im SMZ Ost Patienten betreut, hatte dort von den Nöten des Professors erfahren. Der alte Mann unterstützt seit Jahren mehrere Patenkinder in Kenia, und um sicherzugehen, dass der mit den Überweisungen betraute 43-Jährige diesen auch weiter Gelder zukommen ließ, hatte er von diesem entsprechende Kontoauszüge verlangt.
Diese konnte der 43-Jährige nicht herausgeben, weil damit unweigerlich seine unredlichen Machenschaften aufgeflogen wären. Immer wieder vertröstete er den Professor, der schließlich den Pfarrer um Hilfe bat.
Der marschierte in die Wohnung des Professors, wo er die fehlenden Uhren bemerkte. Er schöpfte Verdacht, besuchte den vermeintlichen Helfer und sah dort eine Spieluhr, die er korrekterweise dem Besitz des Kranken zuordnete. Der 43-Jährige rückte dann nach einigem Hin und Her auch die Kontoauszüge heraus, die schwarz auf weiß seine Verfehlungen dokumentierten. Der Pfarrer erstattete Anzeige, die Polizei konnte noch über 8.000 Euro sicherstellen, die sich der Täter widerrechtlich zugeeignet hatte.
Diese Summe sowie das restliche Vermögen des Professors dürfte bald in den Besitz jenes “Patensohnes” übergehen, den der alte Mann über Jahre hinweg finanziell gefördert und ihm so ein Hochschulstudium ermöglicht hatte. “Der Professor liegt im Sterben. Er ist bereits nicht mehr bei Bewusstsein”, berichtete der Pfarrer im Zeugenstand. Bevor er ins Koma fiel, habe er aber noch den jungen Kenianer zum Generalerben eingesetzt.