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Tod im Amt

Der Tod von Innenministerin Liese Prokop hat Österreich in der Silvesternacht völlig unerwartet getroffen. Der letzte zurückliegende Fall eines hohen Politikers, der im Amt aus dem Leben geschieden ist, war der frühere Bundespräsident Thomas Klestil.

Nachfolgend eine Auflistung von Todesfällen hoher Politiker im Amt in der Zweiten Republik:

Getrude Wondrack, Staatssekretärin im Sozialministerium, kommt am 31. Juli 1971 bei einem Autounfall ums Leben. Die Sozialdemokratin aus St. Lorenzen in der Steiermark war Bundesrätin, Nationalratsabgeordnete und gehörte der ersten Regierung Kreisky an.

Karl Schleinzer, ÖVP-Bundesparteiobmann, stirbt am 19. Juli 1975 ebenfalls bei einem Autounfall. Der Steirer wirkte während der SPÖ-Alleinregierung in den ersten Oppositionsjahren der ÖVP als ausgleichende Integrationsfigur. Bevor Schleinzer 1971 VP-Chef wurde, war er Nationalratsabgeordneter, Verteidigungsminister sowie Landwirtschaftsminister.

Gerhard Weißenberg, von 1976 bis 1980 Sozialminister, erliegt am 1. Oktober 1980 einem „kurzen Leiden“, wie es in den offiziellen Mitteilungen heißt. Der SPÖ-Politiker war im ÖGB, in der Arbeiterkammer und als Präsident des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger tätig, ehe er unter Kanzler Kreisky Sozialminister wurde.

Alfred Dallinger, langjähriger führende SPÖ-Gewerkschafter und Sozialminister unter den Bundeskanzlern Kreisky, Sinowatz und Vranitzky stirbt am 23. Februar 1989 bei einem Flugzeugabsturz am Bodensee. Der SPÖ-Politiker war zum Zeitpunkt seines Todes mit über achtjähriger Regierungszugehörigkeit dienstältester Ressortchef. Dallingers Maschine der „Rheintalflug“ stürzte im dichten Nebel über dem Bodensee ab. Als Unglücksursache wurde „menschliches Versagen“ eruiert. Für Diskussionen sorgte ein gerissenes Landeklappenseil. Zu Dallingers Errungenschaften gehörten unter anderem die Angleichung der Arbeiter an die Angestellten bei den Abfertigungen, das Arbeitsruhegesetz und die Erhöhung des Mindesturlaubs auf fünf Wochen.

Innenministerin Liese Prokop erliegt am 31. Dezember 2006 den Folgen eines Aorta-Risses. Die ÖVP-Politikerin trat ihr Amt im Dezember 2004 an und zeichnete die Umsetzung der Exekutivreform, das neue Staatsbürgerschaftsrecht und strengere Asylregelungen verantwortlich. Vor ihrer Tätigkeit in der Bundespolitik war die Innenministerin jahrelang eine prägende Erscheinung in der niederösterreichischen Landespolitik und fungierte unter anderem als Landeshauptmann-Stellvertreterin. Vor der Politik war Prokop Sportlerin. Sie gewann bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko die Silbermedaille im Fünfkampf, 1969 stellte die Europameisterin den Weltrekord im Fünfkampf auf.

Eine ganze Reihe von Todesfällen im Amt gab es unter Österreichs Bundespräsidenten. Karl Renner, erstes Staatsoberhaupt in der Zweiten Republik, stirbt zu Silvester 1950, sein Nachfolger Theodor Körner kurz vor Ende seiner ersten Amtsperiode am 4. Jänner 1957. Nach einem Schlaganfall bricht er in der Präsidentenvilla zusammen. Ebenfalls im Amt scheidet Adolf Schärf am 28. Februar 1965 aus dem Leben. Schärfs Nachfolger Franz Jonas verliert während seiner zweiten Amtsperiode am 24. April 1974 den Kampf gegen den Krebs. Wegen Jonas Erkrankung, die der Öffentlichkeit weitgehend verborgen bleibt, wird die Vertretungsregelung durch den Nationalratspräsidenten eingeführt. Der letzte Bundespräsident, der im Amt starb, ist Thomas Klestil. Nach einem Herzstillstand versagen Klestils Organe am 6. Juni 2004 nur wenige Tage vor der Amtsübergabe an Heinz Fischer.

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