AA

"To Risk One's Own Skin": Österreichischer Aktionskünstler Flatz versteigerte seine Haut

Der österreichische Aktionskünstler Flatz verkaufte seine Haut.
Der österreichische Aktionskünstler Flatz verkaufte seine Haut. ©Pixabay (Sujet)
Der österreichische Aktionskünstler Wolfgang Flatz hatte geplant, seine Haut zusammen mit den Tätowierungen am Donnerstagabend zu versteigern. Dieses Angebot sollte erst nach seinem Tod eingelöst werden können.

Vor ungefähr 1.000 Gästen präsentierte er sich nackt auf der Bühne der Pinakothek der Moderne in München im Rahmen der Benefiz-Auktion "To Risk One's Own Skin" des Auktionshauses Christies.

Sammler aus der Schweiz ersteigerte Haut von Aktionskünstler Flatz

Allerdings fand die Versteigerung nicht statt, da ein Sammler das gesamte Werk "Die Haut zu Marke tragen" auf einmal erwarb. Details wurden nicht verraten. Nur so viel: Ein international tätiger Sammler aus der Schweiz habe die Tattoos als ungeteilte Werkgruppe erhalten wollen, teilte die Pinakothek mit. Wie viel lässt sich das der Käufer kosten? "Die Summe geht dich nichts an", antwortete Flatz. "Aber es war ein Angebot, wo ich nicht nein sagen konnte, wo niemand nein gesagt hätte." Das Geld soll unter anderem an die gemeinnützige Flatz Stiftung fließen, die junge Künstlerinnen und Künstler unterstützt.

Ein Tattoo von österreichischem Aktionskünstler Flatz geht an Sohn

Und noch etwas ist dem gebürtigen Österreicher aus Vorarlberg wichtig: "Ich bin froh, dass das ganze Werk bei einem Sammler landet und damit auch zusammenbleibt und auch wieder zusammen ausgestellt werden kann". 13 Tätowierungen hat sich der 71-Jährige bisher stechen lassen. Eines davon hat er seinem Sohn versprochen, die zwölf anderen gehen an den Sammler, der bis zum Tod des Künstlers lebensgroße Fotografien erhält. Wenn Flatz stirbt, sollen seine Hautpartien vom Körper abgelöst, präpariert und hinter Glas in die Fotos eingesetzt werden - alles festgelegt in einem Testament.

Doch noch ist der Wahlmünchner selbst das Gesamtkunstwerk - und präsentiert sich dem Publikum in der Pinakothek als solches. Im schwarzen Kimono betritt er die Bühne, löst den roten Gürtel und steht schließlich nackt da. Minutenlang verharrt er regungslos auf einer Scheibe, die sich langsam dreht und ihn von allen Seiten zur Schau stellt. "Aktion statt Auktion", kommentierte der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Bernhard Maaz und würdigte Flatz als Motor der Kunstfreiheit, der die Grenzen der Bildenden Kunst immer weiter herausgeschoben habe.

Österreichischer Aktionskünstler Flatz sorgte bereits mit mehreren Aktionen für Aufregung

Wie weit der Künstler zu gehen bereit ist, zeigt die Retrospektive "Something Wrong with Physical Sculpture". Bis zum 5. Mai präsentiert die Pinakothek der Moderne Werke wie Fotos, Installationen und Performances. So etwa die Installation "Bodycheck", 1992 bei der Documenta IX in Kassel: Von der Decke hängen 90 schwere Boxsäcke, durch die sich die Besucher förmlich durchschlagen müssen. Auch mit Glitzersteinen besetzte Motorräder gibt es zu sehen, ebenso wie ein Video von 1990: In einer zerstörten Synagoge im georgischen Tiflis baumelt Flatz an einem Seil von der Decke. Wie ein Glockenschwengel pendelt er hin und her und knallt gegen zwei riesige Metallplatten, bis er bewusstlos wird.

Ausstellungskurator Bernhart Schwenk schätzt den Mut des Künstlers zu stören und zu verstören. Kunst werde immer mehr vereinnahmt, vom Kommerz, vom Kapital, von gesellschaftlichen und von politischen Strömungen. "Das ist gefährlich", warnte Schwenk. "Denn wir wissen aus der Geschichte, dass gesellschaftliche Systeme, in denen Kunst instrumentalisiert oder verboten wurde, keine Zukunft haben oder eine Zukunft, in der wir alle nicht leben wollen."

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Österreich
  • "To Risk One's Own Skin": Österreichischer Aktionskünstler Flatz versteigerte seine Haut
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen