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Tirol-Wahl: Platter kommt mit blauem Auge davon

Die ÖVP hat bei der Tiroler Landtagswahl das schlechteste Ergebnis aller Zeiten erzielt und ist trotzdem die große Siegerin des Urnengangs. Denn trotz dreierlei Konkurrenz aus dem eigenen Lager hielt Spitzenkandidat Günther Platter 16 Mandate, womit sein Verbleib als Landeshauptmann so gut wie sicher ist.
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Niederlage für "Liste Fritz"
Erste Schlappe für Team Stronach
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Die SPÖ verlor, darf sich aber mit Platz zwei trösten, den die “Liste Fritz” mit massiven Verlusten verlor. Die Grünen legten leicht zu, die FPÖ büßte Terrain ein, und mit “vorwärts Tirol” gibt es eine neue Liste im Landtag, während das “Team Stronach” in Tirol nichts zu melden hatte.

ÖVP bei rund 40 Prozent

Laut dem vorläufigen Endergebnis (ohne Wahlkarten) kommt die ÖVP auf rund 39,6 Prozent, was nur einen überraschend kleinen Verlust gegenüber dem Urnengang 2008 bedeutet. Die SPÖ büßt auch ein wenig ein und landet als Zweite bei 13,8 Prozent. Dahinter folgen die Grünen mit 12,1 Prozent, was einem leichten Aufschwung entspricht. Die FPÖ folgt mit 9,6 Prozent, “vorwärts Tirol” mit 9,3 Prozent. Fix im Landhaus vertreten ist die “Liste Fritz” mit gerade einmal 5,6 Prozent, was ein Minus von rund 13 Prozent bedeutet. Fix gescheitert ist die Liste “Gurgiser&Team”, die auf 4,84 Prozent kam und damit die Fünf-Prozent-Hürde verfehlte.

Klar scheint, dass Platter allen Unkenrufen zum Trotz eine zweite Amtsperiode als Landeshauptmann starten wird. Für den Landeshauptmann ergibt sich die komfortable Ausgangsposition, dass er theoretisch gleich vier Listen für eine Koalition zur Auswahl hat. Am Wahrscheinlichsten ist eine Zusammenarbeit mit den Grünen oder eine Fortsetzung der schwarz-roten Koalition. Mit “vorwärts Tirol” und FPÖ ginge sich ebenfalls eine Mehrheit aus, wobei “vorwärts” LH-Kandidatin Anna Hosp wie schon vor der Wahl eine Kooperation mit Platter ausschloss. FPÖ-Chef Gerald Hauser zeigte sich dagegen an einer “bürgerlichen Koalition” interessiert.

Platter will mit allen Parteien reden

Der Landeshauptmann kündigte am Wahlabend an, mit allen im Landtag vertretenen Fraktionen sprechen zu wollen, zunächst mit der SPÖ als zweitstärkster Partei. Bis Ende kommender Woche soll nach Wunsch des Landeshauptmanns feststehen, wer Partner der ÖVP wird.

Die SPÖ wäre jedenfalls bereit. Die Landeshauptmann-Ambitionen hat Spitzenkandidat Gerhard Reheis am Wahlabend gleich abgelegt. Ganz unzufrieden war er dann aber doch nicht, können sich die Sozialdemokraten doch wieder Nummer zwei im Land nennen. Das hatten eigentlich auch die Grünen vor, doch das verpasste Spitzenkandidatin Ingrid Felipe ebenso wie das angepeilte beste Ergebnis aller Zeiten. “Super happy” war sie angesichts der Zugewinne trotzdem, reden wird man mit der ÖVP.

Verluste für die “Liste Fritz”

Nicht wirklich daneben ging die Wahl für “vorwärts Tirol”, war man doch stärkste der VP-nahen Absplitterungen. Trotzdem wurde das Ziel, mit zweistelligem Ergebnis Platz zwei zu erreichen, zur Gänze verpasst. Auch eine Koalition gegen Platter wird es nicht geben, was wie “vorwärts” die “Liste Fritz” zur Kenntnis nehmen musste. Parteigründer Fritz Dinkhauser führte die massiven Verluste auf die Listenvielfalt zurück, Spitzenkandidatin Andrea Haselwanter-Schneider bedauerte die schwierige Ausgangsposition unter anderem durch den gesundheitsbedingen Verzicht Dinkhausers auf eine Spitzenkandidatur.

Immerhin, die “Liste Fritz” wird es auch in den kommenden fünf Jahren im Landtag geben, was bei seinem vormaligen Partner Fritz Gurgiser noch nicht fixiert ist. Hier entscheiden die Wahlkarten. Meilenweit entfernt vom Landtagseinzug war dagegen das Team Stronach mit unter vier Prozent, was Spitzenkandidat Hans-Peter Mayr sehr bedauerlich fand und auf Fehler in Tirol und Wien zurückführte – gemeint war wohl der kuriose Listenstreit.

Bundes-ÖVP zufrieden

Die Bundesreaktionen überraschten wenig. VP-Obmann Michael Spindelegger meinte, dass das “Jahr der ÖVP” unaufhaltsam an Fahrt gewinne. In Tirol könnte es freilich noch besser gehen, meint der Vizekanzler, nämlich dann, wenn die bürgerlichen Listen wieder zusammenfänden, wofür er sich einsetzen will. Solche Probleme hat SPÖ-Chef Werner Faymann mit seiner Landespartei nicht, dafür hat diese das schlechteste Ergebnis aller Zeiten eingefahren. Faymanns Fazit: “Zufrieden kann man nicht sein.” Spitzenkandidat Reheis hält er dennoch für einen “guten Mann”.

Strache und Stronach enttäuscht

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hatte seinem Tiroler Spitzenmann Gerald Hauser als Ziel 15 Prozent vorgegeben, was der mit Abstand verpasste. Entsprechend bewertete er das Ergebnis als “nicht erfreulich”. Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig sieht hingegen den Grünen Kurs bestätigt. Mit Schwarz-Grün, wie in Oberösterreich schon seit Jahren regiert wird, hätte sie kein Problem – sofern die Rahmenbedingungen stimmen.

Erstmals musste das “Team Stronach” einen Rückschlag am Weg zur Nationalratswahl hinnehmen. Nach den Landtagseinzügen in Niederösterreich und Kärnten reichte es diesmal nicht. Frank Stronach habe es “zur Kenntnis genommen”, berichtete sein Statthalter im Parlament, Klubobmann Robert Lugar.

Die Wahlbeteiligung lag mit 56,09 Prozent (ohne Wahlkarten) sehr niedrig. 2008 sind noch 65,8 Prozent der Wahlberechtigten zu den Urnen geschritten. Mit den Wahlkarten, die erst am Dienstag ausgezählt werden und das Ergebnis noch geringfügig verändern könnten, dürfte die Beteiligung noch über die 60 Prozent-Marke klettern.

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