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Tirol steht wieder vor Abgrund

Sportlich läuft es beim FC Wacker Tirol zufriedenstellend. Finanziell kann der Aufsteiger in die Fußball-Bundesliga heuer zwar ausgeglichen bilanzieren, trotzdem hat Obmann Gerhard Stocker am Montag einen Hilferuf abgesetzt.

Für die kommende Saison seien eine Million Euro mehr nötig, ansonsten könnte der Profibetrieb in Innsbruck eingestellt werden. In einem internen Papier an die Mitarbeiter findet Stocker recht drastische Worte: “Ich komme mir vor, wie der Kapitän der Titanic, der sieht, dass das Schiff Wacker Tirol auf einen Eisberg zusteuert. Das Schiff läuft Gefahr, einen großen Schaden zu erleiden, der Kapitän übersteht den Unfall (finanziell) schwer verletzt.” Und weiter: “Manche agieren überhaupt so, als ob es keinen Eisberg gäbe. Ich sage, es gibt diesen Eisberg und er ist nicht weit entfernt. Bei gleichem Kurs ist der Crash mit Ende der Saison 2004/05 vorprogrammiert. Die Lizenzierung für die Saison 2005/06 kann so niemals gelingen.”

Stocker kritisiert dabei Wirtschaft und Politik, dass Zusagen immer nur schwammig formuliert werden. “Inzwischen weiß ich, nur Schriftlichkeit ist auch Verbindlichkeit.” Stocker will die Rahmenbedingungen schaffen, damit der Profifußball in Tirol auf Dauer überleben kann, und nicht immer am Nabel der Firma Stasto (gehört Obmann Stocker) abhängig ist. Er betont, dass er für die kommende Lizenzierung auch wieder Haftungen übernehmen könnte, “aber nicht mehr unbegrenzt. Ansonsten müssen wir uns eingestehen, das es sinnlos ist, und den Betrieb einstellen.”

In dieser Saison kann der FC Wacker Tirol mit 4,1 Millionen Euro zwar ausgeglichen budgetieren. “Aber nur, weil drei Viertel der Mitarbeiter und Spieler auf das Beteiligungsmodell eingegangen sind.” Das heißt: Hat der Verein mehr Einnahmen (Sponsoren, Eintrittsgelder) bekommen die Mitarbeiter mehr Geld, bei weniger Einnahmen, dementsprechend weniger. “Aber für die kommende Saison brauchen wir dringend eine Million Euro mehr.”

Der Profifußball in Innsbruck erlebte bereits vor zweieinhalb Jahren einen Mega-Crash, als der damalige Verein FC Tirol mit rund 60 Millionen Euro Pleite ging. Der Strafprozess gegen die damaligen Präsidenten Othmar Bruckmüller, Martin Kerscher und Manager Robert Hochstaffl beginnt am 8. November am Landesgericht in Innsbruck. Der Nachfolgeverein schaffte innerhalb zweier Saisonen den Aufstieg aus der Westliga, in die höchste österreichische Spielklasse.

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