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This ain't California - Trailer und Kritik zum Film

Im Handstand auf dem Rollbrett einmal quer durch die endlose Betonwüste des Ost-Berliner Alexanderplatzes - Mirko und Patric trauten sich das. Sie waren eine Show. Als Stars der Skateboarderszene in der Hauptstadt der DDR zogen sie aber nicht nur die Blicke unzähliger Mädchen auf sich.

Auch die Staatsmacht hatte in den 80er Jahren ein waches Auge auf die extrovertierten jungen DDR-Bürger mit der drängenden Sehnsucht nach Freiheit, Spaß und Anderssein. Ab Freitag im Kino.

 In seinem Kinodebüt “This Ain’t California” (Das ist nicht Kalifornien) erzählt Marten Persiel die Geschichte dreier Skaterfreunde, die in den einförmigen Beton- und Plattenbaulandschaften von Magdeburg-Neu-Olvenstedt und Ost-Berlin aufwachsen – und auf ihre eigene Art gegen die Betonköpfe und Einschränkungen der DDR-Gesellschaft kämpfen. Dann fällt die Mauer. Zwei der Jungs können im neuen Deutschland Fuß fassen, der dritte zerbricht tragisch.

“This Ain’t California”: Rollbrettfahrer in der DDR-Betonwüste

“This Ain’t California” ist ein Mix aus Dokumentarfilm, Reportage, nachgestellten Szenen und Collage. Regisseur Persiel spielt sehr gekonnt mit den verschiedenen Stilmitteln. Zu sehen sind von den Skatern in den 80er Jahren selbst aufgenommene Super8-Filmausschnitte, Material aus DDR-Fernsehsendungen, animierte Schwarz-Weiß-Sequenzen, gespielte Erzählelemente, Fotos sowie aktuelle Interviews mit den Rollbrettfahrern von damals. Daraus webt der Regisseur mit schnellen Schnitten ein atmosphärisch dichtes Dokument der Zeitgeschichte: authentisch, nah, berührend. Unterlegt mit dem Soundtrack der 80er-Jahre-Jugend von Alphaville über die Puhdys bis Anne Clark.

Echte Skateboards gab es in der DDR lange nicht. Aus alten Rollschuhen und ausgemusterten Schulmöbeln zum Beispiel bauten sich die Jungs ihre ersten Rollbretter. Später schmuggelten westdeutsche Skater Einzelteile ein. Je größer die Skatergruppe am Alexanderplatz wurde, desto aufmerksamer wurde die Stasi. “So war die DDR nicht gedacht – die Straße war nicht zum Spielen da”, erinnert sich einer der Freunde. Ein vom US-amerikanischen Klassenfeind übernommener Sport ohne Sinn, ohne Ziel – undenkbar im DDR-Sozialismus.

Im Film kommt ein früherer DDR-Sportfunktionär zu Wort, der erklärt, wie der Staat die Subkultur der Rollbrettfahrer für seine Zwecke vereinnahmen wollte. Das sind skurrile Szenen, hinter denen aber die Tragik ganzer Schicksale junger Menschen durchschimmert.

Abwesende Hauptfigur des Films ist der aufrührerische und zugleich verletzliche Denis. Zu DDR-Zeiten wird der sportliche Junge von seinem Vater trainiert, er soll Profischwimmer werden. Immer öfter aber verweigert sich Denis dem massiven Drill. Für ihn bedeutet das Rollbrettfahren ein Stück Freiheit. Unter dem selbst gewählten Namen “Panik” taucht er in der Skaterszene ab. Nach der Wende wurde Denis Bundeswehrsoldat, im vergangenen Jahr starb er in Afghanistan. Seine Freunde erinnern sich im Film an die gemeinsame Jugend – an eine bunte Zeit in der grauen DDR.
(APA)
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