Thinktanks antworten: Was erwartet uns 2016?
FRAGE: Was werden 2016 die wichtigsten internationalen Themen sein?
– Regierungen werden den wirtschaftlichen Druck nicht mehr managen können. Er wird in die internationale Arena überschwappen und globale Kooperation erschweren.
– Die Mittelklasse in Europa und den USA hat zwei Jahrzehnte lang stagnierende Einkommen hingenommen. Ein Resultat ist der Anstieg von Rechtspopulismus und der Weigerung, anderen zu helfen – zum Beispiel Flüchtlingen.
– Im Nahen Osten und in Südasien befeuert der Mangel an wirtschaftlichen Aufstiegsmöglichkeiten Jihadismus.
– Die technologischen Revolutionen, die gleichzeitig sehr viel Gutes bringen, vernichten Jobs und verschlimmern Ungleichheit.
FRAGE: Gibt es eine Entwicklung, die Sie beunruhigt? Wenn ja, warum?
– Die größte Sorge ist eine Verschärfung des Konflikts in Nahost, der von einem Bürgerkrieg zu einem schiitisch-sunnitischen Stellvertreterkrieg geworden ist und nun den Geschmack eines Kalten Krieges zwischen Ost und West mit russischer Beteiligung hat.
– In Ostasien reifen die Spannungen zwischen China und seinen Nachbarn.
– Ein großer Konflikt zwischen zwei Staaten ist unwahrscheinlich, aber nicht mehr undenkbar.
FRAGE: Wenn Sie Superkräfte hätten, um einen Konflikt oder Krieg zu beenden oder zu beeinflussen – was wäre das?
– Ein Waffenstillstand in Nahost. Wenn das gelänge, müssten der Iran und Russland ebenso dabei sein wie die USA, Europa, die Türkei und die Golfstaaten. Unterstützt werden müsste das von der Hisbollah und den verschiedenen syrischen Milizen. Der Islamische Staat wäre ausgeschlossen, aber mit seinen Unterstützern (z.B. irakischen Stämmen) müsste geredet werden.
– Wie im 30-jährigen Krieg bräuchten wir nun einen Westfälischen Frieden oder aber eine diplomatische Revolution. Die USA müssten ihren Status als einzige verbliebene Supermacht aufgeben. Im Gegenzug müssten Russland, der Iran, China und andere mehr Verantwortung übernehmen für Frieden und Sicherheit in der Welt.
(APA)