Hinschauen statt den Blick abwenden. So lautet das Motto der 38-jährigen Mutter einer Tochter. Und gerade im Hinblick auf sogenannte Flüchtlingsschicksale wird der Psychotherapeutin ein gesundes Maß an Sensibilität nachgesagt. Persönlich besonders nah ging der Therapeutin das drohende Schicksal der Abschiebung der kosovarischen Familie von Elvis Durmisi aus Röthis. Kennengelernt hatte sie die vierköpfige Familie, die in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag von der Fremdenpolizei hätte abgeholt werden sollen, über Kontakte mit der Nachbarschaftshilfe der Caritas. Gemeinsam mit ihrer Mitstreiterin Amrei Rüdisser knüpfte sie für die betroffene Familie Kontakte zu Anwälten und nahm Kontakt mit Behörden auf. Und um 4 Uhr früh stellte sich die engagierte Frau schützend vor die Familie und versuchte Behördenvertreter mit einer ungewohnt sachlich geführten Debatte von der drohenden Abschiebung abzubringen. Und dies mit Erfolg: Schlussendlich durfte die Familie (vorerst) im Ländle bleiben.
Tiefe Freundschaft entstanden
“Im Laufe der Zeit ist zwischen der Familie und mir eine tiefe Freundschaft entstanden. Ich konnte mich nicht mehr raushalten. Unsere Kinder haben miteinander gespielt”, umschreibt Vogg die Gründe für ihr oft zeitraubendes Engagement. “Manchmal fühlte ich mich schon an den Grenzen meiner persönlichen Kräfte angelangt. Immerhin habe ich auch eine kleine Tochter zu versorgen und einen Job.” Besonders beeindruckt habe sie “die große Zivilcourage der Nachbarn der Familie in Röthis”, betont Vogg und verweist auf mehr als 300 Unterschriften unter Bürgern aus Röthis, die sich damit gegen die Abschiebung ausgesprochen hatten.
Viel Hoffnung und Optimismus
Sogar elfjährige Kinder seien mit diesen Listen von Haus zu Haus gezogen, erinnert sich die Therapeutin, die jetzt freilich so wie Elvis Durmisi hofft, dass alles so bleibt wie es ist und “die in Röthis bestens integrierte Familie in Vorarlberg bleiben darf”.
ZUR PERSON
Mag. Kerstin Vogg
Hat sich über Wochen hinweg für die betroffene Familie engagiert.
Geboren: 10. März 1971
Wohnort: Koblach
Familien: Mutter einer Tochter
Werdegang: Pflichtschulen, Lehre als Einzelhandelskauffrau, Studiumsberechtigungsprüfung mit anschließendem Studium Erziehungswissenschaften in Innsbruck, 2003 bis 2010 Mitarbeit beim IfS als Psychotherapeutin und Projektleiterin; ab 1. März Tätigkeit bei der Krebshilfe Vorarlberg
Lebensmotto: “Die Hoffnung stirbt zuletzt”