Theater Mutante gastiert mit "Aquarium" in Lochau

Nie ganz angekommen im Westen, versucht er sich selbst vorzumachen, er sei völlig integriert. Er stürzt sich in seinen Job, ansonsten ist sein Leben etwas arm an Kontakten. Sein Weltbild ist geprägt von anti-feministischen Ressentiments, Großmann Fantasien und sentimentalen Erinnerungen an eine angeblich heile Welt in der DDR.
Vermischt ist dies alles mit Sehnsüchten nach einer vormodernen Zeit, jenseits von Digitalisierung und Globalisierung. Darauf, und auf der Liebe zu seiner Arbeit baut er auf, hyperaktiv verdeckt er seine Einsamkeit. Das funktioniert bis zu dem Augenblick, als Gallo ins „Homeoffice“ geschickt wird. Von einem Tag auf den anderen wird er so mit seiner Einsamkeit konfrontiert. Hier beginnt das Stück.
“Ohne Osten doch kein Westen… man muss doch auch mal an was festhalten können, zum Beispiel die Farbe Grün, eigentlich meine Lieblingsfarbe, ich hab ihr mal ein Kleid geschenkt, türkis grün… man muss ja nicht immer alles wegschmeißen, die Sachen damals, es gab ja wenig, aber das hielt wenigstens lange.”- Aquarium
Die Festhalle in Lochau wird zu Gallos Wohnung. Wie in einem Aquarium hinter einer Glaswand gefangen, ist Gallo getrennt vom Leben. Der Zuschauer ist Zeuge eines verzweifelten Hin- und Herschwimmens einer Existenz, zunehmend in seiner eigenen Gedankenarchitektur gefangen. Die Tage sind in ihren rituellen Abläufen kaum mehr zu unterscheiden. Einzig die Nacht unterbricht diese Monotonie. Träume eines anderen Ichs beginnen, ein Ich der Grenzüberschreitung zwischen Mann und Frau, zwischen Ost und West, zwischen Heute und Morgen. Aus diesem erwachend sucht Gallo Kontakt, und findet diesen in seiner Verzweiflung bei den Objekten seiner Wohnung, der Kaffeemaschine, der Lampe, dem Fernseher und Plattenspieler. Er fängt an, mit ihnen zu sprechen, gibt ihnen Namen, und vertraut ihnen seine Probleme und Sehnsüchte an. Doch diese Harmonie hält nicht lange an, bald schon beginnt Gallo ein geheimes Netzwerk hinter den Gegenständen zu vermuten.
“Ich bin eine Melone unter anderen Melonen, ich rolle durchs Leben rund und schön, ich sage, vorwärts immer, rückwärts nimmer, ein Phönix aus der Asche, ich bin ein Schmetterling und du die Raupe, ich lass dich irgendwann zurück, so ist das nun mal mit den Raupen! Ich bin eine Göttin und keine Spielkarte! Gott ist eine Frage der Leichtigkeit! Oh Achtung! Welt! Ausweis? Nein, tut mir leid, ich kann mich nicht ausweisen, ich bin ausgewiesen, aber kein Ausweis. Identitätsausweis? Nein! Nicht schießen, bitte? Ich bin eine von Euch! Ah! Da wird geschossen, Hände hoch! Bitte nacheinander und dann einzeln abschießen.”- Aquarium
Performer/Konzept/Text: Andreas Jähnert
Regie/Text: Bernadette Heidegger
Bühne/Kostüm/Licht: Romy Rexheuser
Produktionsleitung/Presse: Lisa Magdalena Perner
Video/Film: Christoph Skofic, Marvin Beck
Sounddesign: Ivar van Urk
Technik/Licht: Martin Beck Produktionsmitarbeit: Sascha Jähnert
Stimme Lukas: Hanno Dreher
Stimme Patricia: Jana Katharina Furrer
Grafikdesign: Sophie Kindermann
Karten und Reservierungen:
Weitere Informationen: www.theatermutante.com