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The Boss - Dick im Geschäft - Trailer und Kritik zum Film

Melissa McCarthy hat jenen Punkt erreicht, an dem Will Ferrell in den 2000er-Jahren war. Damals reichte die Prämisse: "Es ist Will Ferrell! Aber diesmal spielt er einen Nachrichtensprecher."

Oder einen Elf oder eine Eiskunstläuferin. In den vergangenen Jahren spielte McCarthy eine Brautjungfer, eine Identitätsdiebin, eine tatsächliche Diebin, eine Polizistin, eine Spionin und jetzt einen Tycoon.

The Boss – Dick im Geschäft – Geschichte

In der US-Komödie “The Boss – Dick im Geschäft” (ab Donnerstag im Kino) ist sie Michelle Darnell, eine widerliche, hartherzige Unternehmerin, die ihr Bling-Bling liebt und ihre Hubschrauberpiloten ohne Hemd bevorzugt. Michelle hat einen roten Haarschopf, reichlich Augen Make-up und einen Schrank voller Rollkragenpullis, der Diane Keaton neidisch machen würde. Ihre Seminare gestalten sich wie Beyoncé-Konzerte mit Menschen, die gekommen sind, um zu hören, wie sie von Reichtum und Autarkie predigt.

Michelle ist eine geldgeile Egomanin, weshalb ihr niemand eine Träne hinterher weint, als ihr Erzrivale und Ex-Liebhaber (Peter Dinklage) sie für Insiderhandel denunziert. Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt ist sie obdachlos, mittellos und ohne Freund in der Welt. Da sucht sie Zuflucht bei ihrer ehemaligen Assistentin Claire (Kristen Bell) und deren Tochter (Ella Anderson). Der Weg zurück zum Erfolg ist natürlich mit Gemeinheiten gepflastert, aber zusammen gründen sie ein Brownie-Imperium für junge Pfadfinderinnen und weil das alles eine ziemlich generische Geschichte ist – das ist wirklich kein Spoiler – wird Michelle am Ende eine rührselige Lektion über die Bedeutung der Familie lernen.

The Boss – Dick im Geschäft – Kritik

Melissa McCarthy, die das Drehbuch gemeinsam mit ihrem Ehemann und Regisseur Ben Falcone und Steve Mallory schrieb, ist eine mühelos lustige Darstellerin (große Untertreibung) mit einer unbändigen Leinwandpräsenz und liefert als solche fast Grund genug, jeden Film zu sehen. Ähnlich wie Michelle ist sie bekannt für ihre urkomische, oft vulgäre, manchmal sensible Persona. Um es mit den Worten der US-Historikerin Laurel Thatcher Ulrich zu sagen: “Manierliche Frauen schreiben selten Geschichte”.

Aber “The Boss – Dick im Geschäft” hat null Finesse als Komödie. Es gibt eine Menge großartiger Slapstick-Stücke einschließlich einer Zahnaufhellungsszene und einem “Boob Fight” zwischen McCarthy und ihrer Schauspielkollegin Kristen Bell. Das Problem ist, dass der Raum zwischen diesen Momenten stagnierend und formlos ist, das Drehbuch bedauernswert faul mit einer “Werfen wir Melissa McCarthy gegen eine Wand und es wird schon lustig sein”-Mentalität. Es gibt eine Szene, in der Michelle mit potenziellen Investoren spricht. Sie redet sich um Kopf und Kragen. Nichts davon ist wirklich lustig, aber das Gespräch geht weiter und weiter bis Michelle sich entschuldigt und dann unabsichtlich eine Treppe hinunterfällt. Ende der Szene.

McCarthy kreierte die Figur der Michelle vor 15 Jahren als Mitglied der Los-Angeles-Impro-Truppe Groundlings. Das könnte mitunter ein Grund dafür sein, warum der Film sich oft wie eine Reihe von losen Sketchen anfühlt. Abgesehen davon stützt sich “The Boss” zu stark auf die Darstellerin. Die große Kathy Bates (“Dolores”) ist völlig verschwendet, Kristen Bells (“Veronica Mars”) Charakter ist beklagenswert fade und Peter Dinklage (“Game of Thrones”) ist zwar ein erstklassiger Schauspieler, aber ohne Talent für Komödien.

Mit ihrer “Geiz ist geil”-Philosophie und ihrem “All I do is win”-Mantra spielt McCarthy den Finanz-Guru wie eine kolossale Donald Trump-Parodie oder Persiflage der weiblichen Corporate Welt und ihrer Martha Stewarts. Es steckt eine Metapher für das gegenwärtige Amerika hier drinnen, aber “The Boss” weiß enttäuschend wenig damit anzufangen.

Es ist das zweite Beispiel dafür – “Tammy – Voll abgefahren” war 2014 das erste -, warum McCarthy und ihr Ehemann keine gemeinsamen Filme machen sollten und die Künstlerin besser beraten ist mit Paul Feig (“Brautalarm”, “Spy”, “Ghostbusters”). “Ich kann alles verkaufen, woran ich glaube”, behauptet Michelle Darnell an einer Stelle. Kein Zweifel, ganz offenbar kann das Melissa McCarthy auch.

>> “The Boss” in den Wiener Kinos

(APA)

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