Auf Schildern in Thai und Englisch wurden Demonstranten und Anrainer vor Schusswaffengebrauch gewarnt. Die jüngsten Straßenschlachten zwischen Oppositionsanhängern und Sicherheitskräften haben nach Regierungsangaben bisher 16 Menschen das Leben gekostet, fast 160 weitere wurden seit Donnerstag verletzt.
Die Gesamtzahl der Todesopfer seit Beginn der Proteste in Bangkok im März stieg damit auf 43. Auch in der Nacht auf Samstag kam die thailändische Hauptstadt nicht zur Ruhe, es waren Explosionen zu hören. Die Sicherheitskräfte hatten am Donnerstagabend begonnen, das seit zwei Monaten von Regierungsgegnern besetzte Viertel abzuriegeln. Die Lage spitzte sich zu, als ein zur Opposition übergelaufener Offizier angeschossen und lebensgefährlich verletzt wurde.
Die Rothemden forderten “einen Waffenstillstand”. “Wir wollen nur Demokratie”, rief einer ihrer Anführer von der selbst gebauten Bühne. Aus mehreren Richtungen war Gewehrfeuer zu hören. Rund um die Ratchaprasong-Kreuzung haben sich tausende Rothemden hinter Autoreifen und Bambuszäunen verbarrikadiert. Sie wollen das Gelände nicht freiwillig räumen.
Die Fronten sind völlig unklar. Immer wieder versuchen Gruppen von Rothemden, die Soldaten zu umgehen. Die Truppen schießen dann, um eine Ausweitung der Proteste zu verhindern. Die Sicherheitskräfte sagen, unter den Demonstranten seien Militante, die eine blutige Konfrontation heraufbeschwören wollen. An den Straßensperren würden Soldaten mit Granaten und anderen Waffen beschossen.
Die Armee hatte mit ihrem neuen Vorstoß am Donnerstag begonnen, als die Rothemden trotz eines schon sicher geglaubten Kompromisses nicht abzogen. Die Anführer des Oppositionsbündnisses UDD wollen dem Vernehmen nach für sich die Zusicherung erreichen, dass sie nicht in Untersuchungshaft kommen. Sie verstoßen seit Wochen gegen die Bestimmungen des Ausnahmezustands, der Demonstrationen verbietet.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon appellierte am Freitag an beide Seiten, weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Demonstranten und Sicherheitskräfte müssten “alles in ihrer Macht stehende tun, um weitere Gewalt und den Verlust weiterer Menschenleben” abzuwenden.
Die US-Botschaft in Bangkok bot den Angehörigen ihrer Mitarbeiter am Samstag an, sie aus der Stadt zu evakuieren. Außerdem wurden alle US-Bürger vor Reisen nach Bangkok gewarnt, wie eine Botschaftssprecherin sagte.
Auch das Außenministerium in Wien hat am Samstag eine “partielle Reisewarnung” für Bangkok herausgegeben. Wie Außenamtssprecher Peter Launsky-Tieffenthal im Telefonat mit der APA erklärte, reagiere man damit auf die Tatsache, dass die Sicherheitslage in Bangkok “zunehmend unübersichtlich” erscheine, die Unruhen sich ausbreiteten und die offiziellen Stellen das umkämpfte Gebiet zur “Free Fire Zone” erklärt hätten. Der außerhalb der Innenstadt gelegene Flughafen von Bangkok – und damit alle Urlauber, die dort in Flüge zu anderen Destinationen im Land umsteigen – ist laut Launsky-Tieffenthal von der Reisewarnung nicht betroffen.