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Thailand: Vogelgrippe von Menschen übertragbar?

In Thailand ist die Vogelgrippe wahrscheinlich erstmals von Mensch zu Mensch übertragen worden. Eine am 20. September an der Krankheit verstorbene Thailänderin habe sich vermutlich bei ihrer elfjährigen Tochter angesteckt, erklärte die Regierung in Bangkok.

Dies werde derzeit aber als Einzelfall betrachtet. Es gebe keine Hinweise darauf, dass das Virus mutiert sei.

„Trotzdem sind wir besorgt, denn eine auftretende Häufung könnte auch auf den Beginn einer weiträumigen Übertragung deuten, die zu einer weltweiten Ausdehnung führen könnte“, sagte ein Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. Wissenschafter befürchten, der Infektionsweg von Mensch zu Mensch könnte zu einer über mehrere Kontinente greifenden Epidemie führen. An einer solchen Grippe-Pandemie starben 1918 rund 20 Millionen Menschen.

Die WHO und die US-Seuchenschutzbehörden, die von Anfang an in die Untersuchung des Falles einbezogen worden seien, gehen Regierungsangaben zufolge zurzeit jedoch nicht von einem ernsthaften Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung aus. WHO-Mitarbeiter glauben eigenen Aussagen zufolge ebenfalls an einen Einzelfall. „Danach sieht es momentan aus. Aber wir müssen wirklich die laufenden Studien zu Ende bringen. Noch in dieser Woche werden wir Genaueres wissen“, sagte ein WHO-Sprecher. Es habe möglicherweise schon zuvor Einzelfälle von Mensch-zu-Mensch-Übertragungen gegeben, etwa in Hongkong im Jahr 1997, erklärte der Chef der WHO-Abteilung für Grippe-Erkrankungen.

Infizieren sich – wie sonst häufig – Personen, die unter einem Dach leben, sei es nahezu unmöglich festzustellen, ob sie sich bei Geflügel oder gegenseitig angesteckt haben, erklärte Scott F. Dowell, ein Experte der US-Seuchenschutzbehörde. Aus diesem Grund hätten frühere Verdachtsfälle einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung letztendlich nicht bestätigt werden können.

Die thailändische Mutter lebte jedoch in einer anderen Stadt als ihre elfjährige Tochter. Beide seien an der für den Menschen besonders gefährlichen Virus-Variante H5N1 gestorben. Das Mädchen habe bei einer Tante in der Region Khampaeng Phet gelebt und wie diese Kontakt zu infiziertem Geflügel gehabt. Auch die Tante habe sich infiziert, sei aber mittlerweile auf dem Weg der Besserung. Die Mutter des Mädchens habe nahe der Hauptstadt Bangkok gearbeitet. Als sie von der Erkrankung des Kindes erfuhr, besuchte sie es im Krankenhaus. In diesen zwei Tagen habe sie sich wahrscheinlich infiziert.

Es sei möglich, dass die Krankheit durch den engen Körperkontakt mit dem Mädchen übertragen wurde, teilte die Regierung mit. Das sei nach Aussage Dowells aber nicht notwendigerweise ein Zeichen dafür, dass sich das Virus verändert habe. In dem Krankenhaus, in dem das Kind behandelt wurde und am 12. September starb, habe sich kein Mitarbeiter infiziert. Die Mutter kehrte zurück in die Nähe von Bangkok und starb dort wenige Tage später.

Im vergangenen Jahr hatte eine in Asien grassierende Vogelgrippe-Epidemie die Finanzmärkte weltweit verunsichert und insbesondere die Aktien von Fluggesellschaften belastet. Damals waren Unmengen Vögel getötet worden. Trotzdem brach die Krankheit in diesem Jahr erneut aus.

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