Auf der Innenseite kommt ein 15 Zentimeter langes Röhrchen zum Vorschein. Über die Vorrichtung entsteht ein Penis, letzte Etappe bei Van der Merwes vollständiger Umwandlung von der Frau zum Mann.
Ich wollte das schon lange, sagt der 35-jährige Transsexuelle aus Südafrika. Der als Frau geborene spitzbärtige Grafiker erzählt, dass er seit fünf Jahren als Mann lebt, heiraten will und Kinder haben möchte. Er gehört zur wachsenden Zahl derjenigen, die zum Teil von weither nach Thailand kommen, um sich dort einer Geschlechtsumwandlung oder anderen Operationen der plastischen Chirurgie zu unterziehen. Dem asiatischen Königreich geht der Ruf bezahlbarer und zugleich hervorragender medizinischer Behandlung auf diesem Gebiet voraus.
Das Plastikröhrchen dient zur Dehnung der Haut, so dass neues Hautgewebe entstehen kann. Nach sechs Monaten wird diese entfernt und ein Penis aus ihr geformt. Der Service ist bemerkenswert, du wirst hier richtig verwöhnt, berichtet Van der Merwe anerkennend. Doch in wenigen Tagen muss er – versorgt mit allerhand von der Klinik bereitgestelltem Material – nach Südafrika zurück. Ein halbes Jahr lang ist er dort sich selbst überlassen, dann findet in Bangkok der entscheidende letzte Eingriff statt. Der 35-Jährige ist zuversichtlich, dass er auch das gut überstehen wird. Doch thailändische Gesundheitsbehörden warnen vor Risiken. Diese können sich vor allem dann ergeben, wenn nach der Operation Komplikationen auftreten und zwischen dem Wohnort der Patienten und dem Krankenhaus in Thailand Tausende von Kilometern liegen.
Somsak Lolekha, Präsident des thailändischen Ärzterates, bemängelt, dass seine Kollegen gegenüber operationsbereiten Kandidaten aus dem Ausland häufig nur die Vorteile des jeweiligen Eingriffs hervorheben, über drohende Gefahren durch Nebenwirkungen nach der Operation aber gerne schweigen. Mit derartigen Bedenken wollen sich auch die meisten der hunderttausenden Interessenten nicht belasten, die als Medizin-Touristen nach Thailand kommen. 2005 waren es 1,28 Millionen, und nach Angaben der thailändischen Tourismusbehörde wird ihre Zahl dieses Jahr um zehn Prozent zunehmen.
Thailand wirbt mit 33 international anerkannten Spezialkrankenhäuserrn, darunter das für seine Geschlechtsumwandlungen berühmte Yanhee-Hospital. Dort ließen sich bisher vor allem Männer in Frauen verwandeln. Im laufenden Jahr waren es rund 50, aber die Zahl der zu Männern umgewandelten Frauen lag mit fast 80 deutlich darüber. Wobei aufs Ganze gesehen diese Operationen in Bangkok die Ausnahme bilden – das Gros der Patienten sehnt sich nach einer neuen Nase, einem größeren Busen oder weniger Orangenhaut.
Die Schönheitschirurgie-Patienten im Yanhee-Hospital kommen zu 30 Prozent aus dem Ausland, die meisten aus anderen asiatischen Ländern, gefolgt von Westeuropäern, Amerikanern und Mitteleuropäern. Das Resultat ist gut, und die Eingriffe sind im Vergleich zum Ausland sehr preiswert, sagt Greechart Pornsinsirirak, der Chef der plastischen Chirurgie des Krankenhauses, der gerade die Nase einer Asiatin korrigiert hat und sich nun daran macht, den vorstehenden Adamsapfel eines Neuseeländers verschwinden zu lassen. Die Klinik arbeitet mit Reiseunternehmen in den USA und in Europa zusammen, die zusätzlich zu den Operationen Flüge und Unterbringung organisieren. Brustvergrößerungen kosten im Yanhee 2.200 Dollar (knapp 1.700 Euro). Die Kosten für die Phalloplastie, bei der mit plastisch-chirurgischen Operationsverfahren aus körpereigenem Gewebe ein funktionsfähiger Penis entsteht, liegen bei 5.500 Dollar (4.200 Euro). Die entsprechen Preise in den USA betragen nach Angaben der Ärzte das Zehnfache. Fast 100 Prozent unserer Patienten nennen unsere Serviceleistungen verglichen mit denen in ihren Heimatländern sehr gut, konstatiert Greechart, während Krankenschwestern in eng sitzenden Blusen und kurzen Röcken auf Highheels vorbeistöckeln. Zu den Leistungen gehören alle Annehmlichkeiten eines Fünf-Sterne-Hotels einschließlich kulinarischen Spitzenangeboten. Zum Body-shaping brauche ich nach all dem Essen dringend eine Fettabsaugung, sagt Van Der Merwe nur halb im Scherz.