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Thailand: Alltag kehrt wieder ein

Zwei Tage nach dem Militärputsch in Thailand ist die Lage in Bangkok weiterhin ruhig: Der Verkehr floss am Donnerstag wie gewohnt durch die Straßen der Hauptstadt. Börse öffnete wieder.

Die Armeeführung ist auf der Suche nach einem geeigneten, zivilen Interim-Regierungschef.

Der während seines USA-Aufenthalts gestürzte Ministerpräsident Thaksin Shinawatra flog in der Nacht nach London. Scheinbar akzeptierte er seine Entmachtung. „Ich war Ministerpräsident auf dem Hinflug und ich war arbeitslos auf dem Rückflug“, sagte Thaksin einer Meldung der Thai News Agency zufolge zu Journalisten auf dem Flug. Er habe sich zur Verfügung gestellt, seinem Land zu dienen. „Aber wenn sie nicht wollen, dass ich das mache, dann höre ich auf“, fügte er hinzu. Die Putschisten hatten erklärt, Thaksin sei in seiner Heimat weiterhin willkommen. Allerdings droht ihm der Polizei zufolge eine Anklage wegen Wahlbetrugs und weiterer Verbrechen.

Experten warnten jedoch davor, Thaksin zu unterschätzen und bereits abzuschreiben. „Das ist kein Mann, der gerne verliert“, sagte Thitinan Pongsudhirak von der Universität Chulalongkorn in Bangkok. Thaksin und seine Partei Thai Rak Thai (Thais lieben Thais) würden weiterhin breite Unterstützung in Teilen der Bevölkerung genießen. „Sollte es zu einer Wahl unter Aufsicht der Vereinten Nationen kommen, würden Thaksin und Thai Rak Thai siegen – und das ist ein Problem für Thailand“, sagte Thitinan.

Die Auswirkungen des Putsches auf die thailändische Wirtschaft hielten sich unterdessen im Rahmen: In Bangkok öffnete die Börse am Donnerstag erstmals wieder nach dem Putsch und brach zunächst um mehr als vier Prozent ein. Später machte der Index dann aber einen Großteil der Verluste wieder wett. Die Landeswährung Baht legte nach Verlusten vom Vortag wieder zu.

Der Umsturz ist der erste Putsch in Thailand seit 15 Jahren. Die Streitkräfte setzten dabei die Regierung ab und die Verfassung außer Kraft. Zudem kündigten sie politische Reformen an. Die Regierung unter Thaksin hatte im Frühjahr nach wochenlangen Demonstrationen die Parlamentswahl um drei Jahre vorverlegt. Die Opposition bezeichnete den Urnengang jedoch als unfair und boykottierte die Abstimmung. Dem Regierungschef wirft sie Machtmissbrauch vor. Vor allem kritisiert die Opposition den steuerfreien Verkauf von Anteilen seiner Familie an dem Telekomkonzern Shin Corp, den Thaksin gegründet hatte.

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