Rummelhart hatte bis dahin keine Ahnung, dass man um echtes Geld Dinge in einem virtuellen Spiel kaufen kann. Die “Smurfberries” gehören zu den Dingen, die das Spiel schneller und damit interessanter machen. “Meine größte Sorge war, dass er mir den Bildschirm zerkratzen könnte”, sagt die 36-jährige Mutter. “In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir nicht gedacht, dass sie da auch etwas abbuchen.” Sie kann sich aber noch glücklich schätzen, ihr Sohn hätte auch Scheibtruhe voll mit Schlumpfbeeren kaufen können, die kosten jeweils 59,99 Dollar (45,63 Euro).
Rummelhart gehört zu einer wachsenden Zahl von Eltern in den USA, die erschrocken sind über die Kosten, die ihnen durch die oft unbedachten Einkaufstouren ihrer Sprösslinge entstehen. Im App Store häufen sich die Klagen, einige sprechen gar von Betrug.
Apple hat die Möglichkeit, aus Anwendungen heraus Käufe zu tätigen, erst im vergangenen Jahr eingeführt. Die Entwickler können dabei das Abrechnungssystem von iTunes nutzen, um Dinge innerhalb von Spielen oder Add-ons zu Anwendungen zu verkaufen.
Seit diesem Jahr machen die Hersteller nun in großem Umfang Gebrauch von dieser Möglichkeit. Bei vielen Spielen ist es inzwischen die Haupteinnahmequelle. Von den zehn umsatzstärksten Apps im App Store sind sechs Spiele, die es kostenlos gibt. Bei allen wird dann im Spiel für Zusatzangebote gezahlt. Vier sind kinderfreundliche Spiele, von denen es bei zweien, “Tap Zoo” und “Bakery Story”, möglich ist, mit zwei Klicks 100 Dollar (76,1 Euro) auszugeben.
Der Hersteller von “The Smurfs’ Village”, Capcom Entertainment, teilte mit, unbeabsichtigte Käufe durch Kinder seien “bedauerlich”. Deshalb gebe es inzwischen Warnungen beim Download des Spiels, es sollen auch welche im Spiel folgen, wenn etwas gekauft wird. Das hilft zwar vielleicht den Eltern, Kinder, die nicht lesen können oder noch kein Verhältnis zu Geld entwickelt haben, sagt das aber nichts. Capcom-Sprecher Michael Larson verteidigte die Kaufmöglichkeiten damit, dass es eine nützliche Option für erwachsene “Power Player” sei.
Vermutlich kommt tatsächlich das meiste Geld, das in solchen Spielen ausgegeben wird, von erwachsenen Spielern, die sich ihre Schlumpfdörfer, Bäckereien, Zoos und Zombiefarmen bauen. Aber es gibt Schlupflöcher, die dazu führen können, das Kinder in diesen Zahlungsprozess hineingeraten. Normalerweise muss bei jedem Kauf das passende iTunes-Passwort eingegeben werden. Es wird aber nicht danach gefragt, wenn die letzte Eingabe in den vergangenen 15 Minuten erfolgte. Dieser Zeitrahmen ist von Apple vorgegeben.
Apple-Sprecherin Trudy Muller verteidigte das System auch als sinnvoll und verwies darauf, dass Eltern In-Game-Käufe auch weiter einschränken könnten. Zudem zeigt sich das Unternehmen offenbar sehr kulant. Alle Eltern, die der Nachrichtenagentur AP über die Käufe ihrer Kinder berichteten, bekamen ihr Geld zurück.
Es gibt aber auch Hinweise, dass das Passwort-Zeitlimit nicht immer funktioniert. Andrew Butterworth aus Ontario in Kanada berichtet, er habe genau darauf geachtet, seinem fünfjährigen Sohn den iPod touch erst nach 15 Minuten zu geben. Geholfen hat es nichts. “Er kam ganz stolz zu mir und sagte mir, er habe herausgefunden, wie man die Schlumpfbeeren kaufen kann”, sagt Butterworth. Er sei sich aber sicher, dass er das Passwort zuletzt vier bis fünf Stunden vorher eingegeben habe. Die Einkaufstour seines Sohnes im Schlumpfdorf kostete ihn 140 Dollar (106,5 Euro). Aber auch er bekam sein Geld zurück.