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Teuerung setzt Unis und Akademie zu

Die Unis und Akademie sorgen sich wegen der Teuerung um den Forschungsstandort.
Die Unis und Akademie sorgen sich wegen der Teuerung um den Forschungsstandort. ©APA/HERBERT NEUBAUER
Die Teuerung belastet auch die Universitäten und Akademie in Österreich. Sie sorgen sich nun um den Forschungsstandort.

Angesichts der aktuellen Teuerung schlägt Uni Wien-Rektor Heinz Engl Alarm. Er sieht eine "derzeit eine kritische Situation", denn das Uni-Budget ist bis 2024 fixiert. "Wenn jetzt der Weg wieder nach unten geht, ist das internationale Vertrauen in die österreichische Wissenschaft auf Jahre weg."

Budget für Unis bis 2024 festgelegt

Die Universitäten werden in Form von dreijährigen Leistungsvereinbarungen (LV) mit dem Bund finanziert. Die aktuelle Periode läuft bis Ende 2024, das Budget wurde also noch vor der hohen Inflation fixiert. Auch für die zehn größten Forschungseinrichtungen und -förderer wie die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) oder den Wissenschaftsfonds (FWF) gibt es dreijährige LV. Das Gesamtbudget dafür wird alle drei Jahre im "Pakt für Forschung, Technologie und Innovation" (FTI-Pakt) fixiert, in den nächsten Wochen wird im Finanzrahmen das Budget dafür für die Jahre 2024-2026 festgelegt.

Grund genug für Engl, ÖAW-Präsident Heinz Faßmann und den Rektor der Medizin-Uni Wien, Markus Müller, Mittwoch Abend im Vienna Biocenter (VBC) vor Journalisten auf die Bedeutung der Grundlagenforschung hinzuweisen. Der Ort war nicht zufällig gewählt, hat sich das VBC mit Einrichtungen wie dem ÖAW-Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA), den Perutz-Laboratories oder dem Institut für Molekulare Pathologie (IMP) des deutschen Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim zu einem internationalen Top-Standort im Bereich Lebenswissenschaften entwickelt.

Universitäten wegen Teuerung vor großen Budgetsorgen

Doch manches, das in den vergangenen Jahren aufgebaut wurde, könnte nun in Gefahr sein, warnte Engl angesichts der Auswirkungen der Inflation. In die LV sei eine Inflationsrate in Höhe von zwei bis drei Prozent eingepreist worden. "Durch die nun viel höhere Inflation wird das Geld, das wir für drei Jahre vereinbart haben, um keinen Cent mehr. Aber unsere Ausgaben werden massiv höher", so Engl. Müller geht davon aus, dass "alle Universitäten ab Mitte nächsten Jahres gravierende Budgetsorgen haben werden und wir wissen derzeit nicht, wie wir damit umgehen können". Orientierung werde man nach dem Gehaltsabschluss im öffentlichen Dienst haben, Klarheit wünschen sich die Rektoren bis Jahresende.

Müller verwies darauf, dass seine Uni noch das Problem habe, "ein kleines Spital" zu betreiben, das AKH Wien. "Das, was wir für die Wissenschaft diskutieren, hätte auch unmittelbare Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheitsversorgung", warnte er.

Uni-Wien-Rektor warnt vor Fiasko für Forschung und Unis

Nachdem die Unis auf deutliches Wachstum in den vergangenen Jahren zurückblicken können, "wäre es besonders heikel, jetzt wieder abzubrechen. Man kann schon ein bisschen durchtauchen, etwa Investitionen um ein Jahr verschieben, aber beim Personal zurückzufahren wäre ganz schlimm, dann wären Investitionen der vergangenen Jahre und die Reputation sehr schnell wieder weg", sagte Engl. Ein völliger Aufnahmestopp an der Uni Wien in den nächsten zwei Jahren würde nur ungefähr die Hälfte der notwendigen Zusatzkosten decken - "ich will mir gar nicht vorstellen, dass das eintritt, das wäre ein Fiasko für die österreichische Forschung und Universitäten", so Engl, der zuversichtlich ist, dass der Wissenschaftsminister alles tut, um die notwendige Finanzierung aufzustellen und die Inflation abzufedern.

Polaschek will bei Kampf gegen Teuerung auch "längerfristig denken"

Doch Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP) muss in den nächsten Wochen noch an einer zweiten Front um Geld kämpfen - dem Budget für den FTI-Pakt 2024-2026. "Es geht hier um eine notwendige Budgeterhöhung im wesentlichen getrieben durch steigende Mieten, Energiekosten und Personalausgaben, deren Höhe wir nicht im Griff haben", sagte Faßmann. Er verstehe, dass das krisenbedingte Löschen von Bränden derzeit im Vordergrund stehe, "wir müssen aber auch längerfristig denken", notwendig sei eine "langfristige und wachstumsorientierte Finanzierung der Forschung".

Für die Jahre 2021-2023 stehen insgesamt 3,86 Mrd. Euro im FTI-Pakt zur Verfügung. Wieviel für die nächste Periode notwendig ist, will Ex-Wissenschaftsminister Faßmann nicht sagen. "Mir sind als Minister die Funktionäre immer auf die Nerven gegangen, die von Außen gesagt haben, was es sein soll oder sein muss." Man könne es sich aber leicht ausrechnen, wenn man Inflation, Energiepreissteigerung, höhere Mieten, etc. berücksichtige. "Es muss klarerweise ein Plus sein, sonst geht sich das nicht aus, sonst müssen wir Bestand reduzieren."

Investition in "zukunftsträchtige Wachstumsbereiche" gefordert

Faßmann verweist darauf, dass Inflation automatisch immer zu höheren Steuereinnahmen führe. Die politische Frage sei, wie diese Mehreinnahmen verteilt werden. "Unser Plädoyer ist, an jene Investitionen zu denken, die für die Zukunft dieses Landes eine unglaubliche Relevanz besitzen." Er habe volles Verständnis dafür, ärmeren Bevölkerungsgruppen beim Inflationsausgleich behilflich zu sein, aber "wir kommen nur aus der Krise heraus, wenn wir in zukunftsträchtige Wachstumsbereiche investieren und diese nicht so weit zum Sparen veranlassen, dass sie ihre Funktionstüchtigkeit verlieren".

(APA/Red)

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