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Teuerung: Hilfen reichen bei vielen Haushalten nicht aus

Die Hilfen zur Bekämpfung der Teuerung reichen in vielen Haushalten nicht aus.
Die Hilfen zur Bekämpfung der Teuerung reichen in vielen Haushalten nicht aus. ©APA/Barbara Gindl (Symbolbild)
Bei vielen Haushalten mit geringem Einkommen reichen die Hilfen der Regierung gegen die Teuerung nicht aus.

Zu diesem Schluss kommt Momentum Institut, obwohl die Hilfen für die einkommensschwachen Haushalte durchschnittlich ausreichen würden, wie der gewerkschaftsnahe Thinktank am Mittwoch mitteilte. Grund dafür sei, dass die Teuerung individuell sehr unterschiedlich wirke, "womit die Hilfszahlungen für viele Haushalte nicht ausreichen werden".

Viele Haushalten können Mehrausgaben mit Hilfen nicht decken

Mit der durchschnittlichen Höhe der Hilfszahlungen würden im unteren Einkommensviertel zwischen 25 und 47 Prozent der Haushalte ihre inflationsbedingten Mehrausgaben heuer nicht decken können. Das ärmste Zehntel der Haushalte koste die Inflation heuer im Durchschnitt 1,25 Monatseinkommen. In der unteren Mittelschicht koste sie immerhin noch fast ein gesamtes Monatseinkommen. Die Mittelschicht müsse 75 Prozent eines Monatseinkommens aufwenden, um denselben Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Die einkommensstärksten Haushalte in Österreich müssten hingegen nur knapp ein halbes Monatseinkommen ausgeben.

Teuerungsbelastung bei ärmsten Haushalten am höchsten

"Da Haushalte mit hohem Einkommen mehr Geld ausgeben können, sind ihre Teuerungsmehrkosten in absoluten Beträgen zwar höher. Doch die Teuerungsbelastung relativ zum Einkommen ist bei den ärmsten Haushalten am höchsten. Sie trifft die Teuerung also am stärksten", erläutert Alexander Huber, Ökonom am Momentum Institut.

Hilfpakete gleichen Mehrkosten nur im Durchschnitt aus

Im Durchschnitt gleichen die Hilfspakete der Bundesregierung bis zum Ende des Jahres die Mehrkosten aus, betont das gewerkschaftsnahe Institut ebenso. Die ärmsten 5 Prozent der Haushalte in Österreich müssen im Schnitt mit einem Einkommen von 680 Euro pro Monat leben. Für sie betragen die Mehrkosten durch die Teuerung hochgerechnet für das heurige Jahr im Durchschnitt 975 Euro. Die durchschnittlichen Zahlungen aus den Hilfspaketen machen 1.220 Euro aus.

Mehrkosten für viele Haushalte unterschiedlich

Unterschiedliche Ausgaben- und Konsummuster hätten allerdings zur Folge, dass die Mehrkosten für manche unter den ärmsten Haushalten deutlich höher als der Durchschnitt ausfallen können. "Lebt ein Haushalt etwa in einer schlecht gedämmten Wohnung und heizt quasi zum Fenster raus, dann treffen einen die hohen Kosten für Gas und Strom derzeit umso mehr", so Huber. Bei den 5 Prozent der Haushalte mit den allergeringsten Einkommen fehlten jenen, die unzureichend kompensiert würden, im Schnitt 670 Euro um die teuerungsbedingten Mehrkosten abzudecken.

Agenda Austria: Etwas werde übersehen

Die wirtschaftsnahe Denkfabrik Agenda Austria wiederum ist der Meinung, dass bei den "nahezu täglich laut werdenden Rufen nach neuen Hilfen gegen die stark steigenden Preise" etwas übersehen werde. Die Bundesregierung habe fürs laufende Jahr bereits Antiteuerungspakete im Ausmaß von 4,7 Mrd. Euro beschlossen. Damit würden alle Haushalte in Österreich entlastet. 90 Prozent der Haushalte bekämen mehr als 1.000 Euro an staatlicher Unterstützung durch die drei Hilfspakete. Für die einkommensschwächsten 15 Prozent übersteige die Entlastung derzeit den Anstieg der Konsumausgaben durch die Inflation (angenommen bei 7,9 Prozent fürs heurige Jahr), wird auf eigene Berechnungen verwiesen.

Ankündigung einer Stromrechnungsbremse für den Herbst

Für den Herbst wurde zusätzlich eine "Stromrechnungsbremse" angekündigt, erinnerte die Agenda Austria am Mittwoch zudem. "Die Schaffung eines weiteren Antiteuerungswerkzeugs braucht es angesichts der milliardenschweren Entlastungen vorerst nicht", so die Agenda-Austria-Ökonomen Hanno Lorenz und Jan Kluge.

"Viele Hilfen sind noch gar nicht bei den Bürgern angekommen, da werden schon wieder neue Stützungen überlegt", so Lorenz. Die Regierung sollte sich auf die Bedürftigen konzentrieren, statt mit der Fördergießkanne durch das Land zu spazieren.

(APA/Red)

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