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Teuerung frisst Einkommen und lässt Geldsorgen wachsen

Immer mehr Menschen haben weniger zum Leben.
Immer mehr Menschen haben weniger zum Leben. ©Canva (Sujet)
Die finanzielle Situation vieler Haushalte in Österreich bleibt angespannt. Besonders häufig betroffen sind Arbeitslose, Menschen mit geringem Einkommen, Alleinerziehende und Familien mit drei oder mehr Kindern.
"Wie geht’s uns in Österreich?": Studie startet

Laut der aktuellen Befragung "Wie geht's uns heute?" der Statistik Austria haben 23 Prozent der Österreicherinnen nach eigenen Angaben in den vergangenen zwölf Monaten Einkommensverluste erlitten. Besonders betroffen sind Menschen mit niedrigem Einkommen und Arbeitslose. Für 38 Prozent der Befragten hat sich die finanzielle Lage verbessert, bei 40 Prozent blieb sie unverändert.

Finanzielle Lage einkommensschwacher Haushalte weiter verschlechtert

Die Ergebnisse der vierteljährlich durchgeführten Befragung zeigen: Die Zahl der Menschen, deren Einkommenssituation sich subjektiv verschlechtert hat, ist gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben. Gleichzeitig sank die Zahl der Personen mit verbessertem Einkommen von 43 auf 38 Prozent, während der Anteil mit gleichbleibender Lage von 33 auf 40 Prozent stieg.

Vulnerable Gruppen nehmen besonders Einkommensrückgänge wahr: 45 Prozent der von Arbeitslosigkeit betroffenen Haushalte und 41 Prozent der Befragten mit geringem Einkommen gaben an, dass das Haushaltseinkommen in den letzten 12 Monaten geringer geworden sei. Auch Alleinerziehende und Haushalte mit drei oder mehr Kindern zählen zu den besonders belasteten Gruppen.

Lebensmittel, Energie- und Wohnkosten als Hauptbelastung

Vulnerable Haushalte kämpfen häufiger mit laufenden Ausgaben: 39 Prozent der Haushalte mit niedrigem Einkommen und 33 Prozent der Arbeitslosen gaben an, diese nur schwer decken zu können. Insgesamt betrifft das 10 Prozent der Befragten. Als Hauptursache für finanzielle Engpässe wurden gestiegene Lebensmittelausgaben (31,6 Prozent) angegeben, gefolgt von höheren Energie- (9,3 Prozent) und Wohnkosten (9,2 Prozent). Verbesserungen der finanziellen Situation wurden vor allem durch höhere Löhne oder längere Arbeitszeiten (38 Prozent) sowie Jobwechsel (25 Prozent) erreicht.

Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) erkennt in der Belastung gerade für vulnerable Gruppen einen Auftrag an die Politik: "Wenn die Kosten für Lebensmittel, Wohnen und Energie für viele zur größten Belastung werden, dann ist das ein klarer Auftrag an die Politik gegenzusteuern", so Schumann in einem Pressestatement. Die Bundesregierung setze deshalb auf Maßnahmen für mehr Transparenz bei Lebensmitteln und gegen die Shrinkflation, den Sozialtarif für Strom, den Mietpreis-Stopp sowie den Wohnschirm.

Oppositionskritik an Regierung

Grünen-Sozialsprecher Markus Koza hingegen warnte in einer Presseaussendung vor der Verschlechterung der Situation für einkommensschwache Menschen in Österreich durch die beschlossenen Regierungsmaßnahmen: "Wenn die Familienleistungen nicht mehr der Inflation angepasst werden, der Klimabonus komplett gestrichen wird oder Zuverdienstmöglichkeiten für Arbeitslose de facto abgeschafft werden, sind das allesamt Maßnahmen, die genau jene Gruppen treffen, die bereits jetzt kaum mehr wissen, wie sie ihr Leben finanzieren sollen."

FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch kritisierte in einer Presseaussendung die Sozialministerin und forderte "einen echten Teuerungsstopp." Es brauche "endlich unter anderem eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel und eine Senkung der zahlreichen Steuern und Abgaben auf Energie, um die Bevölkerung spürbar zu entlasten. Alleine diese Maßnahmen würden schon die Inflation dämpfen und die Konjunktur ankurbeln."

Politisches Interesse und Teilhabe ungleich verteilt

Als Schwerpunkt der 15. Befragung lag auf politische Teilhabe. 21 Prozent bekundeten starkes und knapp die Hälfte gewisses Interesse an Politik. Besonders ausgeprägt ist das Interesse bei Personen mit höherer Bildung, während es bei einkommensschwachen Gruppen deutlich geringer ausfällt. Politische Aktivitäten beschränken sich meist auf die Teilnahme an Wahlen. Andere Formen wie Parteienengagement oder Demonstrationen bleiben selten.

Zugleich fühlen sich viele politisch nicht gehört: 80 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Stimme wenig (47 Prozent) oder gar kein Gehör (33 Prozent) finde. Besonders Personen mit Einkommensverlusten und Arbeitslose haben dieses Gefühl.

In der "So geht's uns heute"-Studie werden die wahrgenommenen Einkommensveränderungen befragt. Zwischen 3.000 und 3.880 Personen zwischen 18 und 74 Jahren werden pro Erhebung nach der repräsentativen Zufallsstichprobe ausgewählt und befragt. In der aktuellen, 15. Befragungsrunde, wurden 3.847 Personen befragt.

(APA/Red)

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