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Teuerung bewegt Kunden weg von Billa, hin zu Penny

Nach den deutlichen Teuerungen im Lebensmittel-Bereich legt Penny weiter zu.
Nach den deutlichen Teuerungen im Lebensmittel-Bereich legt Penny weiter zu. ©APA/BARBARA GINDL (Sujet)
Das Kaufverhalten ist geprägt von der Teuerung und lässt Menschen zu günstigeren Produkten greifen. Der Handelskonzern Rewe hat 2022 bei seiner Diskont-Tochter Penny in Österreich ein Umsatzplus von 9,2 Prozent erzielt, bei Billa und Billa Plus waren es nur 2,9 Prozent. International legte Penny sogar um 16,9 Prozent zu.

"Der Weg zum Diskont ist jetzt häufiger", sagte Jan Kunath, Vize-Vorstandsvorsitzender der Rewe Group, am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

Nahrungsmittel und Getränke verteuerten sich 2022 um 11 Prozent

Ein Großteil des Mehr-Umsatzes kam durch die Inflation. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich in Österreich im vergangenen Jahr um fast 11 Prozent, die Rewe Sortimentsinflation lag nach Angaben des Unternehmens bei 8,5 Prozent. Rewe habe die Inflation nicht unmittelbar und in voller Wucht weitergegeben und hart mit den Lieferanten verhandelt. "Wir haben ungerechtfertigte Preissteigerungen von internationalen Konzernen nicht einfach durchgeroutet", sagte Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti. Das Unternehmen habe die Diskontmarke "clever" um 12 Prozent ausgebaut und bewusst bei Aktionen und Rabatten nachgeschärft.

Der Lebensmittelhandel steht derzeit wegen steigender Preise und Lieferkettenprobleme im Visier der Wettbewerbsbehörde. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) sprach jüngst von unfairen Praktiken des Handels insbesondere im Bereich von Rabattaktionen, deren Kosten von manchen Konzernen an die Lieferanten abgewälzt würden. Einige Zulieferer, die dies nicht akzeptiert hätten, seien mit Auslistung und einem Teilnahmeverbot an entsprechenden Aktionen bedroht worden, so Totschnig.

Er weise die Aussage nach unfairen Praktiken aufs Schärfste zurück, sagte Haraszti bei der Pressekonferenz auf Nachfrage. Rewe habe 100 Prozent Frischfleisch aus Österreich im Sortiment und sei bereit, mehr zu zahlen. Die Einrichtung einer Ombudsstelle, bei der sich Landwirte kostenlos und anonym beschweren können, sei von Rewe unterstützt worden. "Jetzt ist sie da und wir freuen uns", so Haraszti.

Bio-Marken werden beliebter

Neben günstigen Diskontmarken waren bei Billa, Billa Plus & Co trotz Teuerung auch die Biomarken stark gefragt. Der Rewe-Konzern machte mit seiner einst von Werner Lampert gegründeten Biomarke "Ja!Natürlich" fast eine halbe Milliarde Euro Umsatz. 2022 wuchs sie um 5 Prozent. Die noch recht neue Marke "Billa Bio" legte kräftig um 35 Prozent auf 61 Mio. Euro zu.

Im Gesamtjahr 2022 stiegen die Umsätze im heimischen Lebensmittelhandel um 4,9 Prozent. Rewe erzielte in Österreich beim Bruttoumsatz mit Lebensmitteln ein Umsatzplus von 4,6 Prozent. Damit wuchs der Händler etwas weniger als Konkurrent Spar (+4,7 Prozent) und blieb auch beim Marktanteil mit 33,7 Prozent hinter Spar (36,3 Prozent). Über die Zahlen berichtete kürzlich das Fachmagazin "Key Account" unter Verweis auf NielsenIQ-Daten.

Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich in Österreich um 1.280 auf 46.556. Der Personalmangel macht auch dem Händler zu schaffen, der aktuell allein in Österreich fast 3.000 offene Stellen hat.

Strategien bei Rewe-Märkten

Die selbstständigen Adeg-Kaufleute haben inklusive dem Großhandelsgeschäft ein Umsatzplus von 3,4 Prozent erwirtschaftet. Das bei Adeg verwendete Kaufleute-Modell wird auch bei Billa umgesetzt. Zu den drei bestehenden sollen heuer 12 weitere hinzukommen. Bis Ende 2026 will Billa rund 100 eigene Geschäfte nach Kaufleute-Modell eröffnen.

Für die Drogeriekette Bipa gab der Konzern ein Umsatzplus von 7,5 Prozent bekannt. "Der strategische Fokus auf noch mehr Nachhaltigkeit im Sortiment, aber auch das umfangreiche Soft-Health-Angebot kommen bei unseren Kund:innen sehr gut an", so Haraszti. Die starke Erholung des Reisemarkts nach Corona sorgte bei der Tourismus-Tochter Rewe Austria Touristik 2022 für ein Wachstum von 175,8 Prozent.

Auch international entwickelte sich Penny besser als Billa

Der Gesamtbruttoumsatz von Rewe in Österreich (Handel und Touristik) stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr um 5,8 Prozent auf 9,57 Mrd. Euro. Anders als in Deutschland blieb das Ergebnis von Rewe hierzulande stabil. Die Aufgabe der Marke Merkur und Umbenennung zu Billa Plus habe Synergien gebracht, zudem sei Bipa nun profitabel, erläuterte Haraszti.

Im von Österreich aus gesteuerten internationalen Geschäft mit fast 92.000 Beschäftigten stiegen die Erlöse um 10,2 Prozent auf 17,30 Mrd. Euro. Auch hier entwickelte sich Penny besser als Billa. Penny International, vertreten in Österreich, Italien, Ungarn, Tschechien und Rumänien, steigerte den Umsatz um 16,9 Prozent auf 6,55 Mrd. Euro. Billa in Bulgarien, der Slowakei und Tschechien sowie Iki in Litauen legten um 11,5 Prozent auf 3,47 Mrd. Euro zu.

Insgesamt will der Konzern heuer 1 Mrd. Euro investieren, 460 Mio. Euro in Österreich. Ausgebaut werden sollen die Sortimente für Tierwohl und das rein pflanzliche Sortiment.

(APA/Red.)

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