Die vier Attentäter von London haben ihre verheerenden Anschläge komplett aus eigener Tasche finanziert. Die Selbstmordattentate, bei denen die Extremisten am 7. Juli des Vorjahres 52 Menschen mit in den Tod rissen und 700 weitere verletzt wurden, kosteten lediglich 11.700 Euro, teilte der britische Innenminister John Reid am Donnerstag bei der Vorstellung eines Ermittlungsberichts seines Ressorts mit.
Das Geld sei mit Methoden gesammelt worden, die nur schwer mit Terrorismus in Verbindung gebracht werden konnten, sagte Reid weiter. Die Bomben seien mit Teilen gebaut worden, die im freien Handel einfach zu erwerben seien und mit sehr wenig Fachkenntnis zusammengesetzt werden könnten.
Kurz vorher hatte bereits der Geheimdienstausschuss des Parlaments einen eigenen 44-seitigen Bericht vorgelegt. An der vorangegangenen ersten offiziellen Untersuchung zum 7. Juli wirkten acht Abgeordnete des Unterhauses und ein Mitglied des Oberhauses mit. Eine Verbindung der Attentäter zum internationalen Terrornetzwerk Al-Kaida ist demnach wahrscheinlich.
Womöglich erhielten zwei der vier Rucksackbomber bei Aufenthalten in Pakistan operationelles Training. Das Gremium schloss in seinem Bericht aber kategorisch aus, dass sich eine fünfte Person als Drahtzieher in Großbritannien aufgehalten hat, der nach den Anschlägen das Land verlassen haben könnte. Eine Bekennervideo der Nummer Zwei von Al-Kaida, Ayman al-Zawahiri, sei von den Geheimdiensten nicht als glaubwürdig eingestuft worden, hieß es.
Laut Regierungsbericht ließen sich die vier Selbstmordattentäter zwar vom Gedankengut der Al-Kaida-Terroristen inspirieren, hatten dort aber keine Hintermänner. Inhalte des Berichts des Innenministeriums waren bereits im April an die Presse gelangt.
Der Parlamentsbericht bemängelte auch die knappen Mittel der britischen Geheimdienste, vor allem des Inlandsgeheimdienstes MI5. Zwei der vier Attentäter seien vor den Anschlägen am Rande anderer Ermittlungen ins Visier der Sicherheitsbehörden geraten. Damals hätten aber rund 800 potenzielle Ermittlungen angestanden. Mehr Aufmerksamkeit in Pakistan oder mehr Ressourcen in Großbritannien im Allgemeinen hätte die Behörden möglicherweise alarmiert. Der Bericht ruft die Sicherheitsakteure dazu auf, mehr gegen den so genannten einheimischen Terrorismus zu unternehmen.
Bei Familien von Hinterbliebenen und den Verletzten der Anschläge stießen die Berichte auf ein unterschiedliches Echo. Mehrere Angehörige warfen den Behörden vor, wenig Neues herausgefunden zu haben. Der Fahrer des ausgebombten Busses, George Psaradakis, sagte: Wenn jemand sich selbst umbringen und anderen schaden will, kann ihn niemand davon abhalten.