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Tepco-Techniker wollen Stromversorgung in Fukushima reparieren

Techniker des beschädigten japanischen Atomkraftwerks Fukushima Eins wollen Donnerstag früh (Ortszeit) mit der Wiederherstellung der Stromversorgung beginnen. Man versuche, eine neue Stromleitung zu legen, so dass die Kühlung wieder in Betrieb genommen werden könne, zitierte der staatliche Sender NHK einen Sprecher des Kraftwerkbetreibers Tepco auf seiner Internetseite.
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Die Stromversorgung in Fukushima war als Folge des verheerenden Erdbebens vom Freitag zusammengebrochen. Am Mittwoch sei eine Reparatur der Stromversorgung an der hohen Strahlung auf dem Kraftwerksgelände gescheitert, hieß es in dem Bericht.

Laut französischen Atomexperten droht spätestens am Freitag eine nukleare Verseuchung größeren Ausmaßes. Die Stunden bis dahin sind nach Darstellung der Fachleute entscheidend für die Kühlung der abgebrannten Brennelemente im Reaktor Vier. Gelinge es nicht, das Abklingbecken bis dahin wieder aufzufüllen, werde eine “sehr bedeutende” Verseuchung die Folge sein, erklärte der Direktor für Anlagensicherheit beim Institut für Strahlenschutz und Nuklearsicherheit (IRSN), Thierry Charles, am Mittwoch in Paris nach Angaben der Agentur AFP.

TV-Sender NHK: Weitere 28.000 Personen werden evakuiert
Die Evakuierung der Gegend um das japanische Atomkraftwerk Fukushima Eins wird nach Informationen des Fernsehsenders NHK ausgeweitet. Wegen der Gefahr radioaktiver Verstrahlung müssten weitere 28.000 Menschen in der Präfektur Fukushima ihre Häuser verlassen, meldete der Sender am Donnerstag (Ortszeit). Viele Notunterkünfte in der Region seien aber schon zu überfüllt, um neue Atom-Flüchtlinge aufzunehmen. Deshalb würden die Menschen jetzt auch auf umliegende Präfekturen verteilte.

Lage in Fukushima verschlechtert sich weiter

Japan steuert immer mehr auf einen atomaren Super-GAU zu. Die Lage im Atomkraftwerk Fukushima Eins hat sich auch am Donnerstag (Ortszeit) weiter verschlechtert. Die Betreiberfirma Tepco meldete Probleme in den bisher von der Katastrophe nicht betroffenen Reaktoren Fünf und Sechs, in denen die Temperatur angestiegen sei. Derweil drohte der Konzern den Kampf um die schwerbeschädigten Reaktoren Drei und Vier zu verlieren. In einem verzweifelten Wettlauf mit der Zeit versuchten die wenigen verbliebenen Arbeiter das Schlimmste zu verhindern.

Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO nannte die Lage in dem mehr als 200 Kilometer nördlich von Tokio gelegenen Komplex “sehr ernst”. Sie sei aber noch nicht außer Kontrolle. Die Schäden am Kern dreier Reaktoren seien bestätigt, teilte die IAEO am Mittwochnachmittag (Ortszeit) in Wien mit. Genaueres über den Zustand der Reaktoren wisse man nicht, so Behördenchef Yukiya Amano. “Ich werde – vielleicht schon morgen, aber zumindest so bald wie möglich – nach Japan fliegen, um herauszufinden, ob wir helfen können.” Dabei wolle er Gespräche mit hochrangigen Regierungsvertretern führen. Amano kritisierte die Informationspolitik aus Tokio, die umfassender und schneller sein müssten.

Rund um das beschädigte AKW räumten Arbeiter im Wettlauf mit der Zeit Schutt beiseite, um der Feuerwehr einen Weg zum Reaktor Vier des Kraftwerkskomplexes zu bahnen. Wie verzweifelt die Lage ist, belegten Planungen der Polizei, Wasserwerfer zur Kühlung einzusetzen. Auch Soldaten sollen helfen. Die Lage in dem in Brand geratenen Reaktor sei “nicht so gut”, räumte Tepco ein. Sorgen bereiteten auch die Reaktoren Fünf und Sechs in denen die Wassertemperaturen um 6.00 Uhr MEZ auf das Doppelte des Normalwerts gestiegen seien. Es werde der Einsatz alternativer Kühlmaßnahmen erwogen.

Priorität hat nach Angaben des Betreibers jedoch Reaktor Drei, dessen Dach durch eine Explosion beschädigt wurde und aus dem zeitweise Dampf entwich. Hubschrauber konnten die Anlage wegen der hohen Strahlung bisher nicht aus der Luft mit Wasser kühlen. Tepco kündigte inzwischen einen neuen Helikopter-Einsatz an. Die Schutzhülle sei – entgegen erster Annahmen – nicht erheblich beschädigt, so die Regierung. In Reaktor Drei wird auch hochgiftiges Plutonium als Brennstoff verwendet. In den Blöcken Eins und Zwei liegen die Brennstäbe bereits teilweise frei, was die Gefahr einer Kernschmelze erhöht.

Die US-Streitkräfte stellten Hochdruck-Pumpen für die Kühlung der Reaktoren zur Verfügung. Die Spezialpumpen seien von US-Kriegsschiffen auf die Luftwaffenbasis Yokota gebracht worden, teilte die US-Marine mit. Nach Pentagon-Angaben müssen US-Militärangehörige mindestens 80 Kilometer Abstand zu dem Krisenreaktor halten. Das Betreten der Sicherheitszone sei ihnen nur mit Sondergenehmigung erlaubt. Ein unbemanntes Flugzeug des US-Militärs soll mit hochauflösenden Kameras am Donnerstag mehr Klarheit über das Innere der havarierten Atomreaktoren bringen.

Auch nach den neuen Vorfällen gebe es keine Pläne, die Evakuierungszone rund um das Atomkraftwerk auszuweiten, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Aktuell gilt ein 20-Kilometer-Radius. Zudem sollen Bewohner im Umkreis von 30 Kilometern in geschlossenen Räumen bleiben. Es gebe bisher keine Gesundheitsgefahr für die Menschen im erweiterten Umkreis, hieß es.

Experten zufolge kommen die Bemühungen zur Eindämmung der Katastrophe einem letzten verzweifelten Versuch gleich. “Das ist ein langsam ablaufender Alptraum“, sagte der Physiker und Plutonium-Experte Thomas Neff vom Massachusetts Institute of Technology. Beunruhigte Worte kamen auch aus Russland. “Unglücklicherweise entwickelt sich die Lage nach den schlimmsten Annahmen“, sagte Sergej Kirijenko, dem die militärischen und zivilen Atomanlagen aus Sowjet-Zeiten unterstehen.

Kaiser Akihito rief die Japaner unterdessen in einer seiner seltenen Fernsehansprachen zur Solidarität mit den Überlebenden von Erdbeben und Tsunami auf. Offiziell bestätigt wurde der Tod von 4.000 Menschen, 7.000 sind verschollen. Ein nächtlicher Kälteeinbruch verschlimmerte die Lage der Hunderttausenden Obdachlosen. Viele litten unter Durchfall und anderen Krankheiten.

In der vom Tsunami überschwemmten Küstenregion herrschten weiter katastrophale Zustände. Tausende Menschen mussten in den Trümmern ihrer einstigen Siedlungen ausharren. Vielerorts würden die Lebensmittel knapp, berichteten Augenzeugen. Es fehlte an Strom und Heizwärme. In der Nacht waren im Nordosten des Landes die Temperaturen deutlich unter null Grad gefallen.

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