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Jürgen Melzer erkrankt: bitteres Karriereende

Jürgen Melzer hat sich einen Magen-Darm-Virus zugezogen.
Jürgen Melzer hat sich einen Magen-Darm-Virus zugezogen. ©APA/Hans Punz
Für Jürgen Melzer endet die Karriere bitter. Er ist erkrankt und kann in Wien nicht mehr spielen.

Mit einer Hiobsbotschaft ist am Mittwochabend die Einzel-Karriere von Jürgen Melzer zu Ende gegangen: Der 37-jährige Niederösterreicher, der in der ersten Runde am Montag sensationell Milos Raonic (CAN) ausgeschaltet hatte, musste wegen eines Magen-Darm-Virus sein für Mittwoch angesetztes Achtelfinale beim Erste Bank Open in Wien gegen den als Nummer zwei gesetzten Kevin Anderson (RSA) absagen.

Gesundheitszustand Mittwochmittag sehr schlecht

Der Gesundheitszustand Melzers, der zu Mittag noch zu einem Sponsoren-Pressetermin erschienen war, hat sich im Verlauf des Tages dramatisch verschlechtert. “Er war gerade beim Doktor und hat nicht einmal gerade stehen können”, berichtete Turnierdirektor Herwig Straka. “Er ist wirklich schlecht beieinander.”

Besonders bitter für Melzer, da dieser beim 16. Antreten bei seinem Heimturnier seine Karriere beenden wollte. Der ehemalige French-Open-Halbfinalist (2010) wollte sich dann eigentlich am Abend zumindest noch beim Publikum verabschieden, zudem sollte er in einer Zeremonie geehrt werden. Doch all das fiel ebenfalls ins Wasser. “Er ist jetzt auf dem Weg ins Krankenhaus”, berichtete Straka später.

Karriere geht im Doppel weiter

Melzer, der bis auf Platz acht im Einzelranking vorgestoßen ist, hat fünf Einzel-Turniere gewonnen, zwei davon 2009 und 2010 in der Wiener Stadthalle. Bei seinem letzten Antreten wollte er sich darum auch gerade in Wien von der Einzel-Bühne verabschieden. Er plant, mit Philipp Oswald im Doppel aber seine Karriere fortzusetzen. Im Doppel hat Melzer, der einige Zeit im Einzel und Doppel in den Top Ten gestanden war, gemeinsam mit dem Deutschen Philipp Petzschner die Grand-Slam-Titel in Wimbledon und bei den US Open gewonnen.

Nach seinem Sieg über Raonic hatte Melzer mit sich im Reinen bilanziert. Er wisse, dass sein Körper nicht mehr so funktioniere, um im Einzel noch weiter nach oben zu kommen: “Deshalb ist es angenehm und okay für mich, dass es nach dieser Woche im Einzel vorbei ist. Ich habe da meinen Frieden gefunden.” Dass es nun aber keine Verletzung, sondern ein Virus oder Ähnliches ist, ist die bittere Ironie zum Abschluss einer der besten Karrieren eines Österreichers im Welt-Tennis.

Die Karriere von Jürgen Melzer im Überblick

1998: Der 16-jährige Melzer taucht in Mondsee erstmals bei einem Future auf und erreicht das Viertelfinale.

1999: Melzer gewinnt mit Kristian Pless den Junioren-Doppeltitel bei den Australian Open und besiegt den Dänen im Junioren-Einzelfinale vom Wimbledon. In Schwaz kommt Melzer erstmals in ein Future-Halbfinale. Im Davis Cup gibt er bei einem 3:2 gegen Schweden sein Debüt, vorerst im Doppel. Außerdem gibt der Niederösterreicher beim Wiener Stadthallen-Turnier sein Debüt in einem ATP-Hauptbewerb, gewinnt gegen Lars Burgsmüller. Im Achtelfinale unterliegt er dessen deutschen Landsmann Nicolas Kiefer.

2000: Melzer spielt seine ersten Davis-Cup-Einzel und debütiert mit einer Erstrunden-Niederlage in Kitzbühel.

2001: Melzer gewinnt in Mönchengladbach seinen ersten Challenger-Titel.

2002: Er erreicht in St. Pölten sein erstes ATP-Viertelfinale und in Umag sein erstes -Halbfinale, in Newport sein erstes Doppelfinale. Er beendet das Jahr erstmals in den Top 100.

2003: Melzer zieht in Newport in sein erstes Finale auf der ATP-Tour ein. In Kitzbühel erreicht er mit Landsmann Alexander Peya das Doppel-Finale.

2004: Melzer besiegt beim Masters-1000-Turnier in Toronto auf dem Weg ins Viertelfinale den US-Weltranglistenelften Andre Agassi. Er beendet nach u.a. erstmaligen dritten Runden bei den Australian und den US Open erstmals ein Jahr als Österreichs Nummer eins.

2005: Melzer dringt auf Grand-Slam-Ebene in Melbourne, Paris und Wimbledon jeweils in die dritte Runde vor. In St. Pölten vereitelt ihm der Russe Nikolaj Dawydenko seinen ersten Heim-Titel. In St. Petersburg holt er an der Seite des Vorarlbergers Julian Knowle seinen ersten ATP-Doppeltitel.

2006: Melzer gewinnt in Bukarest erstmals im Einzel ein ATP-Turnier. Das Jahr schließt er als Nummer 22 der Weltrangliste ab, im Doppel als Elfter.

2007: Melzer muss nach 20 Grand-Slam-Auftritten en suite wegen einer Handgelenksblessur auf Wimbledon verzichten. Verhilft dem ÖTV-Team gegen Brasilien mit zwei Siegen zum Aufstieg in die Davis-Cup-Weltgruppe.

2008: Melzer erreicht erstmals das Finale des Heimturniers in Kitzbühel. Bei Olympia in Peking unterliegt er im Viertelfinale dem späteren Goldmedaillengewinner Rafael Nadal.

2009: Melzer holt den Titel beim Wiener Stadthallenturnier und steht mit Knowle zum zweiten Mal nach 2006 beim Heim-Turnier im Doppel-Finale. Er beendet das Jahr als einer von nur zwei Spielern sowohl im Einzel als auch im Doppel unter den Top 30.

2010: Melzer erreicht in Paris sein einziges Major-Halbfinale und wiederholt seinen Wien-Sieg vom Vorjahr. Er qualifiziert sich im Doppel erstmals für das ATP-Finale. Im Doppel gewinnt er mit dem Deutschen Philipp Petzschner in Wimbledon und bestreitet in diesem Jahr auf der Tour mit insgesamt 130 Matches die meisten Partien aller Spieler. Er beendet das Jahr als einziger im Doppel (8.) und Einzel (11.) in den Top 15.

2011: Melzer steht nach einem Achtelfinal-Einzug bei den Australian Open erstmals in den Top Ten und erreicht im April mit Platz acht sein Karrierehoch, auf dem er sieben Wochen lang bleibt. Er erreicht in Monte Carlo sein erstes Masters-1000er-Halbfinale und gewinnt im Mixed mit seiner späteren Frau Iveta Benesova das Mixed. Zudem holt er bei den US Open mit Petzschner das Doppel. Qualifiziert sich erneut im Doppel mit Petzschner für das ATP-Finalturnier, die beiden feiern wie im Jahr davor einen Sieg.

2012: Melzer holt in Memphis seinen vierten ATP-Einzeltitel.

2013: Melzer gewinnt in Winston-Salem seinen fünften und gleichzeitig letzten ATP-Einzeltitel.Er beendet das Jahr zum sechsten Mal in Folge in den Top 35.

2014: Melzer steigt wegen einer Schulterverletzung erst im April auf die Tour ein, holt mit Petzschner seinen einzigen Wien-Doppeltitel, seinen insgesamt 13. und bisher letzten auf der Tour. Er beendet das Jahr im Einzel erstmals seit 2001 außerhalb der Top 100.

2015: Melzer beendet eine durchwachsene Saison nach den US Open und lässt sich schließlich an der verletzten linken Schulter operieren.

2016: Melzer steigt wegen der Verletzungspause erst im Juni auf die Tour ein. Kitzbühel-Viertelfinale nach Sieg über den Top-Ten-Spieler Dominic Thiem als Höhepunkt. Er hat als zweiter aktiver Spieler je zumindest 300 Einzel- und Doppel-Siege auf der Tour.

(APA/Red)

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