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Tempelberg-Streit beschäftigt UN

Die umstrittenen Bauarbeiten am Jerusalemer Tempelberg beschäftigen jetzt auch den UN-Ausschuss für die Beseitigung der Rassendiskriminierung (UNCERD).

Bei einer Anhörung Ende der Woche soll sich Israel dazu äußern, welche Vorkehrungen es für den Schutz heiliger Stätten von Nicht-Juden getroffenen hat und wie der arabische Bevölkerungsteil bei öffentlichen Dienstleistungen berücksichtigt wird. Ein entsprechender Fragenkatalog sei der israelischen Regierung zugeleitet worden, hieß es am Montag am UNCERD-Sitz in Genf.

Israel hätte eigentlich schon im vergangenen August turnusgemäß nach vier Jahren vor dem Ausschuss erscheinen sollen, doch wurde die Anhörung wegen der damaligen Libanon-Offensive verschoben. Am kommenden Donnerstag und Freitag muss die Regierung Antworten präsentieren, warum sie zum Beispiel nur jüdische Heiligtümer für schützenswert erachtet. Laut UNCERD befindet sich unter rund 120 für heilig erklärten Stätten keine einzige von anderen Religionsgruppen.

Israel hält dem entgegen, dass fast alle Stätten mit religiöser Bedeutung als Altertümer betrachtet würden. Dies stelle sie automatisch unter den Schutz des Staates. Der UN-Ausschuss sah hier dennoch die Möglichkeit einer Diskriminierung. Ferner soll Israel sich zu Vorwürfen äußern, dass bei der Vergabe von Wohnungen, bei Bau von Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen sowie im Rechtswesen israelische Araber nicht dieselben Chancen erhalten wie Juden.

Der Neubau eines Fußgängerzugangs zum Tempelberg wurde vom ultraorthodoxen Jerusalemer Bürgermeister Uri Lupolianski vorübergehend gestoppt. Die archäologischen Vorarbeiten gehen jedoch weiter, obwohl Muslime befürchten, dass dabei die Al-Aksa-Moschee beschädigt werden könnte. Am Sonntag wurde nach Angaben israelischer Archäologen möglicherweise ein muslimischer Gebetsraum entdeckt, was neue Kontroversen zwischen den beiden Religionsgruppen auslöste. Der jordanische König Abdullah II. hatte Israel zum Stopp der Bauarbeiten am Fuße des Tempelbergs aufgerufen. Der Tempelberg mit Felsendom und Al-Aksa-Moschee ist im Islam das dritte Hauptheiligtum nach Mekka und Medina. Das 23.000 Quadratmeter große Areal wird von den Muslimen „Al-Haram al-Sharif“ genannt, „Heiligtum des Propheten“. Nach islamischer Überlieferung stieg dort 632 n.Chr. der Prophet Mohammed auf seinem Pferd „Burak“ (Blitz) zum Himmel auf.

1990 erschossen israelische Soldaten auf dem Platz vor der Al-Aksa-Moschee 21 Palästinenser. Als im September 1996 unterhalb des Tempelberges ein Tunnel geöffnet werden sollte, sahen die Palästinenser dies als Angriff auf ihr Heiligtum. Bei tagelangen Unruhen im Westjordanland und im Gaza-Streifen kamen damals mehr als 80 Menschen ums Leben. Schwere Konflikte („Al-Aksa-Intifada“) verursachte im September 2000 der Tempelberg-Besuch des damaligen israelischen Oppositionschefs Ariel Sharon.

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