Das teilte der Sprecher von Umweltminister Josef Pröll (V), Daniel Kapp, Montag Abend der APA mit. Im Kontrollbereich des Reaktorblocks sei eine leichte radioaktive Kontamination festgestellt worden, allerdings sei es zu keinem Austritt von Radioaktivität an die Umgebung gekommen.
Kapp berief sich auf die zwischen Wien und Prag eingerichtete Temelin-Hotline, über die die österreichischen Behörden von Zwischenfällen in dem Kernkraftwerk informiert werden sollen. Nach Angaben des Sprechers haben österreichische Messstationen keine erhöhten Werte festgestellt. Es bestehe keine Gefährdung der Bevölkerung. Das österreichische Umweltministerium wird von den tschechischen Behörden einen detaillierten Bericht anfordern.
Temelin-Sprecher Milan Nebesar bestätigte, dass es in dem südböhmischen Atomkraftwerk am heutigen Montag Vormittag zum Austritt von etwa 20 Kubikmeter Kühlwasser im Primärkreislauf gekommen sei. Der Störfall habe sich in einem hermetisch abgeschirmten Bereich ereignet. Es habe keine Gefährdung von Menschen bestanden und es sei auch kein Kühlwasser außerhalb dieses Bereichs gelangt. Somit sei die Umwelt nicht betroffen gewesen. Auch habe der Zwischenfall keinen Einfluss auf den Betrieb des Kraftwerkes gehabt, versicherte der Sprecher.
Zu dem Wasseraustritt kam es laut Nebesar im Laufe einer Operation, bei der die Konzentration der Borsäure im Primärkreislauf gesenkt wurde. Dabei werde reines Wasser zugeführt und das Wasser aus dem Primärkreislauf in ein Sonderbecken abgeführt, das sich in einem hermetisch abgeschirmten menschenleeren Raum befinde. Im Laufe dieser Operation kam es wegen fehlerhafter Messungen der Spiegelfläche in diesem Becken zum Überlaufen des Wassers. Zwanzig Kubikmeter (Wasser) wurden durch eine Sonderkanalisation abgeleitet, die für diesen Zweck in diesem Raum errichtet worden ist, präzisierte Nebesar.
Zu dem Störfall kam es einige Stunden nachdem Montag Früh die Turbine des zweiten Blocks ans Netz angeschlossen worden war. Der Block war vier Tage wegen einer geplanten Pause abgeschaltet gewesen, in der das Personal präventive technische Änderungen im Kühlsystem der Turbine durchgeführt hatte. Eine ähnliche geplante Pause ist auch für den ersten Block geplant – in den Tagen 24. bis 31. Dezember.
Nach dem jüngsten Störfall werde Oberösterreich entsprechenden Druck auf den Temelin-Betreiber CEZ ausüben. Das erklärte der Beauftragten des Landes für grenznahe Atomanlagen, Radko Pavlovec, Montagabend auf Anfrage der APA. Man werde sich dabei auf die Frage der Nachrüstungen konzentrieren. Die Anlage des Atomkraftwerks befinde sich noch immer auf dem gleichen technischen Stand wir vor Beginn des Melker Prozesses, betonte Pavlovec.
Das größte Problem sei, dass Sicherheitsmängel nicht behoben worden seien. Der Vorfall sei umso brisanter, da CEZ noch vor kurzem versichert habe, dass vorbeugende Maßnahmen getroffen würden, sagte der Beauftragte des Landes Oberösterreich. Man werde sich über die Schritte, die der Betreiber setze, genau informieren.