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Teddy Kollek in Jerusalem beigesetzt

Der legendäre ehemalige Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kollek, ist am Donnerstag in Jerusalem in einem Staatsbegräbnis auf dem Herzlberg beigesetzt worden.

An der Zeremonie nahmen neben der Familie Kolleks Staatspräsident Moshe Katzav, Ministerpräsident Ehud Olmert sowie zahlreiche Minister teil. Aus Österreich war Kunststaatssekretär Franz Morak (V) angereist, aus Deutschland Bundestagspräsident Norbert Lammert.

Kolleks Sohn, der Filmregisseur Amos Kollek, sprach das jüdische Totengebet Kaddish, nachdem der einfache Holzsarg ins Grab gesenkt worden war. Tausende Israelis hatten zuvor Abschied von Kollek genommen, der am Dienstag im Alter von 95 Jahren gestorben war. Sie drängten sich um seinen in eine israelische Flagge gehüllten Sarg, der auf einem zentralen Platz der Stadt aufgebahrt worden war.

„Teddy Kollek war kein einfacher Vater“, sagte Amos Kollek in seiner Abschiedsrede, während der er sich auch mit tröstenden Worten an dessen Witwe Tamar wandte. „Das Beispiel, das er uns gegeben hat, war nicht nachzuahmen.“ Seinen Vater charakterisierten „Begeisterung für das Leben und die Arbeit, eine riesige Willensstärke sowie Geduld und Toleranz“.

„Es gab Bürgermeister vor ihm, die bauten und arbeiteten und sich für die Stadt einsetzten, und es gibt welche nach ihm“, sagte Olmert. „Aber es wird nie einen zweiten Teddy Kollek geben.“

„Beim Einschlafen und beim Aufwachen gab es für Sie nur einen Gedanken: Jerusalem“, sagte der derzeitige Bürgermeister der Stadt, Uri Lupolianski, an den Verstorbenen gerichtet.

Der in Ungarn geborene und in Wien aufgewachsene Kollek stand stand fast drei Jahrzehnte, von 1965 bis 1993, an der Spitze der Stadt Jerusalem. 1993 wurde er vom aktuellen Ministerpräsidenten Olmert bei den Bürgermeisterwahlen besiegt. Eines seiner wichtigsten Anliegen war es, das Zusammenleben von Juden und Arabern in der Stadt zu verbessern. Zu diesem Zweck gründete er auch eine Stiftung namens „Jerusalem Foundation“. Der Bürgermeister ließ sich von allen beim Vornamen „Teddy“ nennen und war ohne Leibwächter auf den Straßen unterwegs. Für Beschwerden über Schlaglöcher oder Bitten um den Bau neuer Spielplätze war im Telefonbuch seine Privatnummer angegeben.

Kollek wurde am 27. Mai 1911 als Sohn eines Bankiers noch in der k.u.k. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn im Dorf Nagyvaszony bei Budapest geboren. Sein Vater benannte ihn nach dem Begründer des modernen Zionismus, Theodor Herzl. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Wien. Schon bald trat er der zionistischen Jugendbewegung Blau-Weiß bei. Er maturierte und bereitete sich auf seine Auswanderung in das britische Mandatsgebiet Palästina vor, die 1935 erfolgte. Während des Zweiten Weltkriegs war Kollek in geheimer Mission in Europa, u.a. in London, um Juden vor der Vernichtung durch Nazi-Deutschland zu retten. Nach mehreren Funktionen im Bereich der Einwanderung und Außenpolitik wurde der Sozialdemokrat 1965 für 28 Jahre Bürgermeister Jerusalems, dessen Ostteil mit der Altstadt Israel im Sechstagekrieg 1967 eroberte. Sein rechtskonservativer Herausforderer Olmert löste ihn 1993 als Bürgermeister ab. Im selben Jahr erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Wien und 2001 verlieh ihm Wien die Ehrenbürgerschaft.

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