Ein Flugzeug brachte den 58-Jährigen am Mittwoch in die liberianische Hauptstadt Monrovia. Von dort wurde er mit einem Hubschrauber nach Sierra Leone geflogen, wo das UN-gestützte Sondertribunal für Sierra Leone über ihn urteilen soll.
Taylor wurde, an den Händen gefesselt und mit einer schusssicheren Weste versehen, in eine Zelle gebracht, die von einem Dutzend mongolischer Blauhelm-Soldaten der Vereinten Nationen bewacht wird. Unterdessen forderte US-Präsident Bush, dass Taylor der Prozess in den Niederlanden gemacht werden solle.
Wie Bush am Mittwoch mitteilte, habe die neu gewählte Präsidentin Liberias, Ellen Johnson-Sirleaf, in einem Telefongespräch ihre Sorge geäußert, dass Taylor die junge Demokratie in Liberia stören könnte. Für ein Überstellung in die Niederlande sei aber die Zustimmung des UN-Sicherheitsrates notwendig, sagte Bush. Er hoffe auf eine schnelle Zustimmung.
Nach fast dreijährigem Exil war Taylor am Mittwoch in Nigeria festgenommen worden. Zuvor hatte er noch versucht, außer Landes zu fliehen. Taylor muss sich in 17 Anklagepunkten wegen Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen verantworten. Ihm wird vorgeworfen, als liberianischer Präsident (1997-2003) den Bürgerkrieg im eigenen Land geschürt und die für ihre Grausamkeiten berüchtigte Rebellenbewegung RUF im Nachbarland Sierra Leone unterstützt zu haben.
Der nigerianische Präsident Obasanjo, der am Mittwoch mit US- Präsident Bush in Washington zusammentraf, hatte die sofortige Auslieferung Taylors angeordnet. UN-Generalsekretär Annan reagierte mit großer Erleichterung auf die Festnahme.