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Taximörder vom Bodensee entkam durch Baustellenöffnung

Ein Loch in der Außenmauer des Psychiatrischen Zentrums Wiesloch hat dem Taximörder vom Bodensee seine Flucht aus der Klinik ermöglicht.
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Juni 2010: Bilder vom Tatort I
Juni 2010: Bilder vom Tatort II

Wie die Polizei in Heidelberg am Montag bestätigte, war der 29 Jahre alte Mörder und Vergewaltiger am Samstag durch eine “Baustellenöffnung” entkommen.

Taximörder öffnete Fußfessel mit Nagel

Zuvor war er während seines Hofganges auf die Toilette gegangen und hatte dort seine Fußschließe mit einem etwa drei Zentimeter langen Nagel geöffnet, der in der Kordel seiner Jogginghose versteckt war. Danach war er mit Hilfe einer ausgehängten Klotür über die Gefängnismauern geklettert und geflüchtet.

Den Nagel hatte die Polizei erst nach einer Röntgenaufnahme entdeckt. In der Vernehmung gab der 29-jährige “Taximörder” an, den Drahtstift in seiner Zelle gefunden zu haben. Nach seiner Flucht in der Nacht zum Sonntag hatte er vier Gartenhäuser in einer Schrebergartenanlage aufgebrochen und dort neben einer Jacke und einer Mütze auch ein Fahrrad gestohlen. Auf diesem Fahrrad hatten ihn Fahnder am späten Sonntagabend entdeckt und nach kurzer Verfolgungsjagd gestellt. (siehe: “Taximörder wieder gefasst”).

Auch ein Auto hatte der Mann aufgebrochen und daraus einen Verbandskasten gestohlen. Damit hatte er Verletzungen an Hand und Unterarmen verarzten wollen, die bei der Flucht über die Gefängnismauern entstanden waren.

Schlimme Befürchtungen

Der 29-Jährige sei inzwischen vernommen worden und habe sich zu seiner Flucht geäußert, teilte am Montag die Polizei in Heidelberg mit. Demnach hatte er in dem Gebäudekomplex, in dem er untergebracht war, einen Nagel gefunden. Mit diesem manipulierte er das kleine Schloss der Fußfessel, bis sich die Schließe öffnete. Die Fessel sei dabei nicht beschädigt worden. Vor knapp einem Jahr hatte Andrej W. eine Taxifahrerin am Bodensee umgebracht. Eine weitere vergewaltigte und verletzte er schwer. Anfang Februar war er zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Ein Gutachter hatte ihm schwere Persönlichkeitsstörungen, darunter krankhafte Sexualvorstellungen und Nekrophilie, bescheinigt. Unter Nekrophilie versteht man die Neigung, sich an einer Leiche sexuell zu befriedigen. Wegen erheblich verminderter Schuldfähigkeit wurde er im Psychiatrischen Zentrum Nordbaden untergebracht. Weil der jungenhaft wirkende 29-Jährige als extrem gewaltbereit gilt, hatten für ihn eigentlich höchste Sicherheitsmaßnahmen gegolten. Nicht nur am Bodensee herrschte am Montag Erleichterung.

„Wir mussten davon ausgehen, dass der Taximörder sich ein neues Opfer sucht“, sagte ein Sprecher der Polizei Friedrichshafen. Allein im Bodenseekreis seien rund 40 Beamte zusätzlich im Einsatz gewesen. Sämtliche Bezugspersonen und Taxiunternehmen seien gewarnt worden. „Das hätte nicht passieren dürfen. Wir waren alle schockiert“, sagte Vera Scharping, Taxiunternehmerin aus Singen. Der Oberbürgermeister von Singen, Oliver Ehret (CDU), sagte: „Eine unerträgliche Angst hatte sich über die gesamte Region gelegt. So etwas ist nicht akzeptabel und darf nie wieder passieren.“

(VN / APA)

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